Versšhnung und Erlšsung
BrŸder und Schwestern im Herrn!
†ber "Versšhnung und Erlšsung" mšchte ich zu euch sprechen und
meine Gedanken mit jenem Ereignis im Oktober des Jahres 1973 beginnen, das an
zwei hebrŠische Wšrter geknŸpft ist: ãJom kippurÒ: Das hebrŠische Wort ãJomÒ
hei§t ãTagÒ, "Kippur" bedeutet "Versšhnung"; "Jom-kippur"
bedeutet also Tag der Versšhnung oder Versšhnungstag. Am "Jom-kippur", am jŸdischen Versšhnungstag haben die €gypter 1973
losgeschlagen, um die Israelis durch Krieg aus der besetzten Sinai-Halbinsel
wieder zu verdrŠngen. Dieser Krieg brachte nicht nur Schrecken und Tod Ÿber die
beteiligten Všlker, eine Zeit lang hielt die ganze Welt den Atem an und
zitterte vor einen drohenden Dritten Weltkrieg.
"Jom-kippur-Krieg", unter diesem Namen ging diese blutige Auseinandersetzung
im Oktober 1973 in die Geschichte ein. "Jom-kippur-Krieg": In dieser
Wortzusammensetzung liegt ein tragischer Widerspruch, denn Versšhnung und Krieg
passen wahrlich sehr schlecht zusammen. Denn dort, wo Versšhnung gefeiert
wird, hat Krieg nichts zu schaffen. An Versšhnungstag dŸrfte Krieg nicht
begonnen, sondern mŸsste Krieg beendet werden. Aber vielleicht ist der Ausdruck
"Jom-kippur-Krieg" doch wieder sehr bezeichnend dafŸr, dass bei uns
Menschen Versšhnung und Krieg immer sehr hautnah nebeneinander liegen und
jede Versšhnung im mitmenschlichen Bereich sehr schnell in Krieg
umschlagen kann, wenn sie nicht glŠubig aufgebaut ist auf der Versšhnung
mit Gott, wie sie am neutestamentlichen Jom-Kippur, am wahrhaft gro§en
Versšhnungstag, am Karfreitag, der ewige Hohepriester Jesus Christus im
unendlich wertvollen Versšhnungsopfer von Golgotha herbeigefŸhrt hat. Dieses Versšhnungsopfer
aber wird jeden Tag in der Eucharistiefeier in sakramentaler Weise gegenwŠrtiggesetzt.
Von dieser unblutigen, aber ganz realen GegenwŠrtigsetzung des Kreuzesopfers in
der hl. Messe her ist fŸr uns glŠubige Christen jeder Tag ãJom-kippurÒ, Tag der
Versšhnung. Das mŸsste sich dann aber auch jeden Tag auswirken im
mitmenschlichen Bereich.
Hier ginge es um das, was ich die "gelebte hl. Messe" nennen
mšchte: Immer wieder, tagtŠglich neu Versšhnung der Menschen mit Gott
durch das Kreuzesopfer und seine geheimnisvolle, real-mystische GegenwŠrtigsetzung
in der hl. Messe und als Auswirkung davon immer wieder tagtŠglich neu
Versšhnung der Menschen untereinander in Sinn der Vater-unser-Bitte: ãVergib
uns unsere Schuld, wie
auch wir vergeben unseren SchuldigernÒ.
Sehen wir uns nun diese Themenabfolge nŠher an: vom alttestamentlichen
ãJom-
kippur" zum neutestamentlichen "Jom-kippur" im Kreuzesopfer
von Golgotha hin zu dessen tŠglicher GegenwŠrtigsetzung im Messopfer und dessen
Auswirkung in der Versšhnung der Menschen untereinander, denn beides
gehšrt unzertrennlich zusammen: Versšhnung der Menschen mit Gott und Versšhnung
der Menschen untereinander, das eine durch Christus, das andere in Christus.
Es ist ja so bezeichnend, dass im Buch Leviticus, im dritten Buch Mose, wo an
mehreren Stellen vom "Jom-kippur", von der Feier der Versšhnung die
Rede ist, das Wort fŸr Versšhnung im hebrŠischen Urtext in der Mehrzahl steht:
Es meint eben nicht nur die Versšhnung zwischen Mensch und Mensch, sondern zu
allererst zwischen Mensch und Gott. Aber zwischen beiden Versšhnungen
besteht eine sich gegenseitig bedingende Wechselwirkung: Echte, dauerhafte
Versšhnung zwischen den Menschen, zwischen den Všlkern, ist nicht mšglich, wenn
sie nicht aufbaut auf der Versšhnung der Menschheit mit Gott. Und umgekehrt
gilt aber auch: Versšhnung der Menschen mit Gott ist nur dann echt, wenn sie
begleitet ist von der Versšhnung der Menschen untereinander.
1."Jom-kippur": Der alttestamentliche Versšhnungstag war jener
festliche Bet-und Bu§tag, an welchem der Hohepriester fŸr seine eigenen SŸnder,
fŸr die SŸnden der gesamten Priesterschaft und fŸr die SŸnden des ganzen
alttestamentlichen Volkes Gottes Versšhnung mit Gott herbeifŸhren sollte, indem
er (der Hohepriester) an diesem Tag - wohlgemerkt das einzige Mal im ganzen
Jahr - das Allerheiligste des Tempels betrat, um dort das "SŸndopfer der
Versšhnung" darzubringen.
Der Versšhnungstag, dieser allgemeine gro§e SŸhn-und Bu§tag, Ruhe-und Festtag
mit seinem nur an diesem Tag, das einzige Mal im Jahr vom Hohenpriester im
Allerheiligsten des Tempels dargebrachten Versšhnungsopfer war allmŠhlich
in Israel zum Zentral-und Hšhepunkt des ganzen alttestamentlichen Opferdienstes
geworden und wies so immer mehr, je mehr sich die FŸlle der Zeit nahte, auf jenen Tag und jenes Opfer hin, fŸr den
und fŸr das der alttestamentliche ãJom-kippurÒ und der ganze alttestamentliche
Opferkult nur symbolischer Hinweis war: auf den Karfreitag mit dem Kreuzesopfer
Jesu Christi auf Golgotha!
2. Im Opfertod Jesu Christi am Kreuze hat der alttestamentliche "Jom-kippur"
eine alle Erwartungen unsagbar Ÿbertreffende ErfŸllung gefunden, als der menschgewordene
Sohn Gottes in der restlosen Gehorsamshingabe an den Willen des himmlischen
Vaters nicht mehr ein Tieropfer, sondern sich selbst in seinem kostbaren Blute
als unendlich wertvolle SŸhnegabe zur Versšhnung der Menschheit mit dem
beleidigten Gott darbrachte.
Der Hohepriester des Alten Bundes konnte am gro§en Versšhnungstag nur
mit dem Blute von Tieren in ein von Menschenhand gebautes Allerheiligstes eintreten
(vgl. Lev 16). Christus ist mit seinem eigenen Blut ein fŸr alle Mal in das
Heiligtum des Himmels eingetreten, um vor Gottes Angesicht zu erscheinen
und so eine ewige Erlšsung zu vollbringen, wie es im Hebr 9,6-26 geschildert
wird. Dabei wird noch betont, da3 der Hohepriester des Alten Bundes selber
"der Schwachheit unterworfen war" und deshalb "auch fŸr sich
selbst SŸhnopferer darbringen" musste (Hebr 5,2f). Ganz anders Christus:
Er ist "heilig, schuldlos, fehlerlos, ausgesondert von den SŸndern"
und hatte darum nicht nštig, "zuerst fŸr die eigenen SŸnden Opfer
darzubringen" (Hebr 7,26f). Weiter wird im HebrŠerbrief unterstrichen, dass
aus dem jŠhrlich wiederholten ãeinmal im Jahr" (Hebr 9,7.25) des Versšhnungsopfers,
das der selbst der Vergebung bedŸrftige alttestamentliche Hohepriester im
Allerheiligsten darbrachte, das "ein fŸr alle Mal" (Hebr 9,12.26) des
Kreuzesopfers von Golgotha geworden ist, das der sŸndelose, heilige, ewige
Hohepriester Jesus Christus am neutestamentlichen "Jom-kippur"
dargebracht hat (Hebr 7,26-28), der dabei eine ewig gŸltige Versšhnung erwirkt
hat (Hebr 9,12.28; 10,12.14.18), indem er mit seinem eigenen Blute(Hebr 9,11-14)
in den Himmel einging, um vor dem Angesicht des Vaters fŸr uns zu erscheinen (Hebr
9,24).
So verkŸndet der Verfasser des HebrŠerbriefes auf dem Hintergrund des Alten
Testamentes den Tod unseres Heilands Jesus Christus am Kreuz als die gro§e, endgŸltige
und fŸr immer geltende Versšhnung der Menschheit mit Gott, in der allen Menschen
das Heil und die Rettung, die Erlšsung zugesichert wurde, sofern sie sich
selbst erlšsen und versšhnen lassen. Denn wie durch e i n e n Menschen, den ersten Adam, die
SŸnde in die Welt gekommen ist und durch die SŸnde der Tod und so der Tod auf
alle Menschen Ÿbergegangen ist, weil alle in dem einen Menschen gesŸndigt
hatten, so ist auch durch die Gehorsamstat Jesu Christi, des zweiten Adam, die
Rechtfertigung zum Leben Ÿber alle Menschen gekommen, wie Paulus es
schildert im Ršm 5,12-18. Christus ist der andere, treue Hohepriester: auf
Grund des Geheimnisses der Menschwerdung steht er ganz auf unserer Seite, weil
er uns in allem gleichgeworden ist, die SŸnde allein ausgenommen; und doch ist
er auch auf Grund seiner gšttlichen Natur ganz Gott zugehšrig; seine menschliche
Akte aber haben auf Grund der hypostatischen Einigung der menschlichen und
gšttlichen Natur unendlichen Wert bekommen. So ist er der einzige Mittler
zwischen Gott und den Menschen und hat durch das Opfer seines Blutes und Lebens
die todeswŸrdige Verschuldung der Menschen Gott gegenŸber gesŸhnt (vgl. 1 Petr
1,18-19) und hat so die notwendige Versšhnung erwirkt (vgl. Ršm 5,10f.)
Zur BestŠtigung und Zusammenfassung dieser ganz und gar biblischen
Darlegungen sei noch jene vielsagende Stelle im 2 Kor 7,14-21 hinzugefŸgt,
wo der hl. Paulus gleichsam einen systematischen Kurztraktat Ÿber die wahre
Versšhnung bietet; es hei§t dort:
"Die Liebe Christi drŠngt uns, da wir uns gegenwŠrtig halten: es ist einer
fŸr alle gestorben, auf dass die Lebenden nicht mehr fŸr sich selber leben,
sondern Ihm, der fŸr sie gestorben und auferstanden ist. Darum kennen wir von
nun an niemand mehr dem 'Fleische' nach - und wenn wir auch einmal Christus
nach d i e s e m Ma§stab kannten, jetzt kennen wir Ihn
nicht mehr so. Denn wenn einer in Christus ist, so ist er ein neues Geschšpf.
Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. Das alles aber kommt von
Gott her der uns mit sich versšhnt hat durch Christus und uns den Dienst der Versšhnung
Ÿbertrug. Ja, Gott hat in Christus die Weit mit sich versšhnt; er rechnet ihre
Fehltritte nicht mehr an und hat unter uns das Wort der Versšhnung
gestiftet. So sind wir also Botschafter an Christi Statt, da ja Gott durch uns
Mahnungen ergehen lŠsst. An Christi Statt bitten wir (darum): 'Lasst euch
versšhnen mit Gott!' Ihn, der von SŸnde nichts wusste, hat er fŸr uns zur SŸnde
gemacht, damit wir in Ihm Gottesgerechtigkeit wŸrden.Ò
Gott selber hat also durch Christus und in Christus aus unendlicher Liebe
und Barmherzigkeit gegen uns sŸndige Menschen Versšhnung vollbracht (vgl.1 Jo
4,10), er hat uns todverfallenen SŸndern aus lauter Barmherzigkeit und
Liebe Vergebung der SŸnden und Rechtfertigung geschenkt und uns von neuem
Gemeinschaft mit sich gewŠhrt. Gottes Ziel war - wie der hl. Paulus im Kol 1,20
ganz knapp formuliert hat – in Christus alles mit sich zu versšhnen.
ãIn Christus alles mit sich versšhnen"- Das geschah nicht nur im
Leiden und Sterben Christi, sondern auch in seinem ganzen Leben, da Er vom
Anfang bis zum Ende seines †bens nichts anderes kannte als nur die liebende Gehorsams-Hingabe
an den Willen des Vaters. Schon der Eintritt in das Erdenleben geschah in
dieser Haltung, denn Er sprach zum Vater: "Siehe, Ich komme...deinen Willen,
o Gott, zu erfŸllen" (Hebr 10,7). Von da an zieht sich dann die
ungebrochene, gerade Linie des Gehorsams gegen den Willen des Vaters durch das
ganze Leben Christi. Seinen JŸngern erklŠrte er das am Jakobsbrunnen: "Meine
Speise ist es, den Willen dessen zu gehorchen, der Mich gesandt hat, und sein
Werk zu vollenden" (Jo 4,34). Dieser Wille und dieses Werk aber zielten nur
auf unser Heil, auf unsere Erlšsung, auf unsere Versšhnung mit Ihm, den gŸtigen
Vater, den wir Menschen mit unseren SŸnden beleidigt haben.
Die Gehorsamstat im Leben Jesu umfasst also sein gesamtes menschliches Tun
und Lassen, die stille, verborgene Arbeit in Nazareth nicht minder als das
šffentliche messianische Wirken... Ihre entscheidende Vollendung aber fand die
Erlšsung- und Versšhnung-bewirkende Gehorsamstat Jesu Christi erst in seinem
Kreuzestod, dem er ganz bewusst und všllig frei entgegenging in der Absicht,
sein Leben hinzugeben als Lšsepreis fŸr die Vielen zur Vergebung der SŸnden.
Erst in und mit der Vollendung der Gehorsamshingabe Jesu Christi im Opfertod am
Kreuze ist voll und ganz der Lšsepreis fŸr allen Ungehorsam der Menschen
bezahlt und das Versšhnungswerk vollendet worden: ãDurch den Tod seines SohnesÒ
(Ršm 5,10) wurden wir mit Gott versšhnt.
Hier muss doch mit gro§em Bedauern darauf hingewiesen werden, dass heute
moderne Exegeten und Theologen genauso wie den Opfercharakter der Eucharistiefeier
auch den Opfer-und SŸhnecharakter des Kreuzestodes Christi
und dessen Heilsbedeutung, dieses KernstŸck und HerzstŸck des katholischen
Glaubens, entweder offen leugnen oder in Frage stellen oder uminterpretieren
und aus der Erlšsung durch Jesus Christus einen blo§en Aufruf und Anruf zur
Befreiung aller unterdrŸckten Menschen aus den ZwŠngen und Nšten der Armut,
der Ausbeutung, der UnterdrŸckung, der Vereinsamung und der Angst machen wollen.
Nicht mehr Erlšsung als Versšhnung mit Gott, sondern Erlšsung als Befreiung im
rein irdischen, innerweltlichen Sinn, das sind die angeblich neuesten
theologischen Erkenntnisse, die da und dort ins Volk hineingetragen
werden. Dabei versucht man dann auch eine recht eigenartige Uminterpretierung
des Kreuzestodes Christi. So wurde in einem Buch mit dem Titel –
ãErlšsung als BefreiungÒ (von
Hans Kessler, Patmos-Verlag DŸsseldorf 1972, dem das zustŠndige Bischšfliche
Ordinariat leider eine warme Empfehlung mitgab), die Behauptung aufgestellt: ãJesus hat seinen Tod
nicht als SŸhneopfer, nicht als Genugtuung, nicht als Loskauf verstanden,
und es lag auch nicht in seiner Absicht, gerade durch seinen Tod die Menschen zu erlšsen. Die Erlšsung
der Menschen hing (vielmehr) nach der Meinung Jesu davon ab, ob sie sich auf
seinen Gott und auf seine Art, fŸr andere zu leben (also auf sein Modell der
Mitmenschlichkeit) einlie§en" (S.25).
(Der
gleiche Autor, der sein Priesteramt niedergelegt hat, schreibt in einem
anderen. Buch, das 1969 von der Kath. Theol. FakultŠt der UniversitŠt MŸnster als Doktordissertation angenommen
wurde: "Wir wissen nicht sicher, ob oder wie Jesus in seinem Tod einen
besonderen Sinn gesehen hat. Es ist wenig wahrscheinlich, dass Jesus mit
seinem bevorstehenden Tod Opfer- und SŸhnegedanken verband und dass es in
seiner Absicht lag, durch seinen Tod die Welt zu erlšsen" (H. Kessler, Die
theologische Bedeutung des Todes Jesu, Patmos-Verlag DŸsseldorf 1970, S.235).)
Dass Jesus nach der Behauptung dieses Theologen selbstverstŠndlich auch keine
Leidensvoraussagen gemacht hat, versteht sich fast von selbst; die drei
Leidensvorhersagen Jesu, wie sie uns in der Hl. Schrift berichtet werden,
stammen nach diesem Theologen nicht von Jesus, sondern sind nur nachšsterliche
Reflexion Ÿber die Passion Jesu. - Dass nach diesem Theologen auch die
Wandlungsworte beim Letzten Abendmahl: "Das ist Mein Leib, der fŸr
euch hingegeben wird" -"Das ist Mein Blut, das Blut des Neuen Bundes,
das fŸr die Vielen vergossen wird zur Vergebung der SŸnden" ebenfalls nicht
von Jesus selbst stammen, sondern erst ein Jahrzehnt nach Jesu Tod entstanden
sind, ist dann nicht mehr weiter verwunderlich (vgl. H. Kessler, Erlšsung als
Befreiung S.32).
Wir aber halten daran fest und glauben mit der Kirche und der gesamten Tradition:
Jesus Christus, der menschgewordene Sohn Gottes, hat die Wandlungsworte und die
bei Mk 10,45 aufgezeichneten Worte nicht nur tatsŠchlich gesagt, sondern auch
in seinen Kreuzestod voll und ganz in die Tat umgesetzt: "Der Menschensohn
ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein
Leben als Lšsegeld hinzugeben fŸr die Vielen". Damals, als Er gehorsam
wurde bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuze, hat Jesus Christus das vollendet,
was Er beim Letzten Abendmahl in geheimnisvoller Vorausnahme sakramental
vollzogen hat: Er hat sich, seinen Leib und sein Blut, stellvertretend fŸr uns
alle als Lšsepreis, als unendlich wertvolle SŸhne-und Opfergabe hingeopfert.
Und die darin sichtbar gewordene unŸberbietbare Tat des Liebesgehorsams des menschgewordenen
Gottessohnes gegenŸber seinen Vater hat alle Bosheit unserer SŸnden
aufgewogen und hat uns so mit dem Vater versšhnt.
"FŸr uns", d.h. stellvertretend fŸr uns, als Stellvertreter der
ganzen erlšsungsbedŸrftigen Menschheit, als zweiter Adam und zu unseren Gunsten
hat Christus das erlšsende Versšhnung bewirkende Kreuzesopfer dargebracht.
Freilich wollen und mŸssen wir das recht verstehen: Nicht die Todesleiden als
solche waren es, die dem himmlischen Vater wohlgefielen und ihn mit uns
versšhnten. "Denn Gott hat den Tod nicht gemacht und hat keine Freude am
Untergang der Lebenden", wie es im Buch der Weisheit (1,13) hei§t. Gott
liebt alles, was ist; der wahre Gott ist und bleibt der Urheber und ãFreund des
Lebens" (Weish 11,25.27) und nicht des Todes. Die eigentliche versšhnende
Kraft des Kreuzesopfers liegt in Christi uneingeschrŠnkter, liebender
Ganzhingabe an den Willen, an den Heilsplan des Vaters. Die eigentliche
versšhnende Kraft des Kreuzesopfers liegt im Liebesgehorsam Jesu, in welchem er
bis an die Šu§erste Grenze der SelbstentŠu§erung ging: eben in den schmachvollen
Verbrechertod am Kreuze (Phil 2,7f). Diesen Tod hat Jesus nicht als blo§es
ãWiderfahrnisÒ passiv erlitten, sondern in freier Gehorsamsentscheidung auf
sich genommen, wie Er es in der Gleichnis-Rede vom Guten Hirten (bei Joh
10,17f) gesagt hat: ãDeshalb liebt Mich der Vater, weil Ich mein Leben hingebe,
um es wieder an Mich zu nehmen. Niemand entrei§t es Mir, sondern Ich gebe es
aus freiem Willen... Diesen Auftrag habe Ich von meinem Vater empfangen.Ò Ja,
diese liebende Gehorsamshingabe an den Willen des Vaters war es, die all unsere
Liebesverweigerung aufgewogen, dieser Gehorsam Jesu Christi bis in den Tod, ja
bis in den Tod am Kreuze, war es, der all unseren Ungehorsam aufgewogen hat!
Glauben wir daran und bekennen wir, was wir in der Kreuzwegandacht bei
jeder Station zu beten pflegen: "Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus,
und preisen Dich, denn durch Dein Kreuz hast Du die ganze Welt erlšst" und
versšhnt, wie wir hinzufŸgen dŸrfen.
Aber glauben wir nicht blo§ daran, sondern ziehen wir daraus die entsprechenden
Konsequenzen fŸr die rechte HochschŠtzung des Messopfers, in welchem die
Versšhnungstat Christi auf Golgotha immer wieder unter uns gegenwŠrtig gesetzt wird
als ãOpfer unserer VersšhnungÒ. Jeder Tag ein ãJom-kippurÒ, ein gro§er
Versšhnungstag durch die hl. Messe. Und ziehen wir dann weiter tagsŸber die
Konsequenzen daraus in der gelebten hl. Messe: Er, Jesus Christus, hat
durch seine liebende Gehorsamshingabe an den Willen des Vaters uns mit ihr versšhnt,
wir wollen seine Liebe, wie Er sie im Kreuzesopfer in ergreifender Weise
bewiesen hat, nachahmen und weitertragen in der rechten Versšhnungsbereitschaft
gegeneinander. Denn der Gekreuzigte zeigt uns seine blutenden Wunden an den HŠnden,
an den F٤en und vor allem an der durchbohrten Seite und sagt zu einem jeden
von uns: "Schau her, das tat ich fŸr Dich! Was tust Du fŸr Mich?!''
In den Offenbarungen der hl. Juliana von Norwich, einer englischen Mystikerin
des 14.Jahrhunderts, fand ich, wie sie sich in der Fastenzeit des Jahres 1374
einmal als besondere Gnade von Gott erbat, die Passion Jesu zu schauen. Und
diese Gnade wurde ihr tatsŠchlich zuteil. Sie schaute den Herrn am Kreuz mit
ihren leiblichen Augen und es war ein zutiefst erschŸtternder Anblick.
Noch erschŸtternder aber war es, als der Herr zuletzt seinen blutverklebten
Mund auftat und zur Heiligen sagte: "Bist Du froh darŸber, dass Ich fŸr
Dich gelitten habe?" Die Heilige antwortete: "Ja, guter Herr, hab' innigsten
Dank und sei dafŸr gepriesen!" Christus darauf: "Wenn Du zufrieden
bist, dann bin Ich es auch! Es ist fŸr Mich Freude, GlŸckseligkeit und
ewige Genugtuung, dass ich einmal die Passion fŸr Dich erlitten habe; und
wenn Ich noch mehr hŠtte leiden kšnnen, so hŠtte Ich noch mehr gelitten!"
Sagt Christus von Kreuz herab, das auf Golgotha stand und in jeder hl.
Messe neu aufgerichtet wird, nicht zu einem jeden von uns dasselbe? "Es
ist fŸr Mich Freude, GlŸckseligkeit und ewige Genugtuung, dass ich einmal fŸr
Dich die Passion durchlitten habe. Und wenn ich noch mehr hŠtten leiden kšnnen,
so hŠtte Ich noch mehr gelitten!
Kann es aber fŸr den Herrn wirklich Freude, GlŸckseligkeit und ewige Genugtuung
sein, fŸr
Dich, fŸr mich die Passion auf Golgotha durchlitten zu haben bis zum letzten
Blutstropfen, der seinem durchbohrten Herzen entstršmte , wenn Er etwa gar
fŸr uns, fŸr mich, fŸr Dich umsonst gelitten hat, weil wir nicht mehr daran
glauben, nicht mehr glauben an die versšhnende SŸhnekraft des Kreuzesopfers und
seiner VergegenwŠrtigung in der hl. Messe, und weil wir nicht mehr die nštigen
Konsequenzen daraus ziehen im Nachahmen seiner liebenden Gehorsamshingabe an
den Willen des Vaters und im Nachahmen seiner verzeihenden Liebe? Es gilt, die
SŸnde zu meiden, vor allem die SŸnde der Lieblosigkeit, der GehŠssigkeit und Unversšhnlichkeit
und immer wieder Ernst zu machen mit der Vaterunser-Bitte: Vater unser im
Himmel..., vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren
Schuldigern!Ò dann wird es jeden Tag neu ãJom-kippurÒ in der †berzeugung, dass Versšhnung
mit Gott nicht mšglich ist ohne
Versšhnung der Menschen untereinander, dass aber Versšhnung untereinander
mšglich ist, weil Christus uns durch sein Kreuzesopfer mit dem Vater versšhnt
hat und Gnade in FŸlle verdient hat. SchŠtzen wir doch wieder recht das
Versšhnungsopfer von Golgotha und das ãOpfer unserer VersšhnungÒ in der hl.
Messe! SchŠtzen wir doch auch wieder mehr das Sakrament der Versšhnung, in
welchem uns auf Grund des Kreuzesopfers Christi immer wieder Vergebung aller
SŸnden zuteilwird! BemŸhen wir uns aus diesen Gnadenmitteln heraus immer wieder
um die rechte Versšhnung mit Gott und untereinander.