Zur Trauung von Josef Wimmer und Elisabeth Ebner am
16. August 1980 in Maria Plain
Im ãSonntagsblatt fŸr die
SteiermarkÒ vom 3. August 1980 las ich folgende Notiz: ã80 gemeinsame Ehejahre liegen hinter
Harriet Orton (102) und ihrem Gatten Joe (104), und es
gibt nicht einmal einen Namen fŸr dieses seltene Fest einer 80jŠhrigen
Jubelhochzeit.
FŸr Gro§britannien war diese
dauerhafte Ehe ein Rekord. Die Journalisten befragten deshalb das Jubelpaar
nach seinem ãGeheimrezeptÒ. Und die Antwort des 104jŠhrigen Ehegatten lautete:
ãWir haben einander vertraut in allen Dingen, und wir haben einen festen
Glauben; beides zusammen hat uns das GlŸck bis heute bewahrt.Ò
Seht, liebes Brautpaar, ob ihr
nun von der grŸnen Hochzeit am heutigen Tag weiterschreitet zur Silbernen
Hochzeit oder gar noch zur Goldenen, Diamantenen oder Eisernen, entscheidend
ist, dass ihr – wie es dieses 80jŠhrige Jubelpaar gehalten hat, einander
vertraut in allen Dingen, euren festen, unerschŸtterlichen Glauben euch bewahrt
und so gegenseitig eurer GlŸck schmiedet im Sinn des schšnen Dichterwortes, das
Emmanuel Geibel geprŠgt hat: ãDer einen Stab des anderen und liebe Last
zugleich, gemeinsam Rast und wandern. Und Ziel das Himmelreich!Ò
Alles gemeinsam in gegenseitigem Vertrauen,
nichts gegeneinander, nichts blo§ nebeneinander, alles miteinander, Freud und
Leid, frohe und schwere Stunden, immer mit dem Willen, nicht blo§ selber
glŸcklich zu werden, sondern den anderen glŸcklich zu machen. Dann kommt man
dabei nie zu kurz weil ja dieses ãDen-anderen-glŸcklich-machenÒ auf
Gegenseitigkeit beruht.
Was man sonst noch als Traupriester
christlichen, glŠubigen Eheleuten sagen soll, ist bald und schnell gesagt. Ich
rate, jene kostbaren fŸnf Artikel in der Pastoralkonstitution ãGaudium et spesÒ
des II. Vat. Konzils šfter nachzulesen. Denn was darin geschrieben steht Ÿber
1.
Die Heiligkeit
von Ehe und Familie,
2.
die Fruchtbarkeit
der Ehe und
3.
die eheliche
Liebe und den Fortbestand des menschlichen Lebens, sowie
4.
Ÿber die Sorge
aller um die Fšrderung von Ehe und Familie verdient immer
wieder unserer Beachtung.
Ich greife nur ein paar Gedanken
heraus, die erfreulich klar formuliert werden.
Da hei§t es zuerst: ãDie innige
Gemeinschaft des Lebens und der liebe in der Ehe, vom Schšpfer begrŸndet und
mit eigenen Gesetzen geschŸtzt, wird durch den Ehebund, d.h. durch ein
unwiderrufliches personales EinverstŠndnis, gestiftet. So entsteht durch den
personal freien Akt, in welchem sich die Eheleute gegenseitig schenken und
annehmen, eine nach gšttlicher Ordnung feste Institution, und zwar auch
gegenŸber der Gesellschaft. Dieses heilige Band unterliegt im Hinblick auf das Wohl
der Gatten und der Nachkommenschaft sowie im Hinblick auf die Gesellschaft
nicht mehr menschlicher WillkŸr.
Mann und Frau, die im Ehebund
nicht mehr zwei sind, sondern ein Fleisch, gewŠhren sich in inniger
Verbundenheit der Personen und ihres Tuns gegenseitige Hilfe und gegenseitigen
Dienst und erfahren und vollziehen dadurch immer mehr und immer voller das
eigentliche Wesen der Einheit. Diese innige Vereinigung als gegenseitiges
Sich-schenken zweier Personen wie auch das wohl der Kinder verlangen die
unbedingte Treue der Gatten und fordern ihre unauflšsliche Einheit.Ò
Dann wird auf Christus
hingewiesen, wie er der dritte im heiligen Bund der Ehe sein und bleiben muss.
Da hei§t es wšrtlich:
ãChristus der Herr hat die
eheliche Liebe, die letztlich aus der gšttlichen Liebe hervorgeht und nach dem
Vorbild einer eigenen Einheit mit der Kirche gebildet ist, in reichem Ma§e
gesegnet. Wie nŠmlich Gott einst durch den Bund der Liebe und Treue seinem Volk
entgegenkam, so begegnet nun der Erlšser der Menschen, der BrŠutigam der
Kirche, durch das Sakrament der Ehe den christlichen Ehegatten. Er bleibt
fernerhin bei ihnen, damit die Gatten sich in gegenseitiger Hingabe und stŠndiger
Treue lieben, so wie er selbst die Kirche geliebt und sich fŸr sie hingegeben
hat. Echte eheliche Liebe wird in die gšttliche Liebe aufgenommen und durch die
erlšsende Kraft Christi und durch die Heilsvermittlung der Kirche gelenkt und
bereichert, damit die Ehegatten wirksam zu Gott hingefŸhrt werden und in ihrer
hohen Aufgabe als Vater und Mutter unterstŸtzt und gefestigt werden... Im Geist
Christi, durch den ihr ganzes Leben mit Glaube, Hoffnung und Liebe durchdrungen
wird, gelangen die christlichen Ehegatten mehr und mehr zu ihrer eigenen
Vervollkommnung, zur gegenseitigen Heiligung und so gemeinsam zur
Verherrlichung Gottes.Ò
Zuletzt hei§e es noch im Hinblick
auf die Tatsache, dass die Ehe und die eheliche Liebe auf die Zeugung und
Erziehung von Nachkommenschaft hingeordnet ist: ãWenn christliche Eheleute,
deren Ehe in Kindern, denen sie das Leben schenken durften, fruchtbar geworden
ist, durch ihr Beispiel und ihr gemeinsames Gebet auf dem rechten Weg den Kindern vorangehen,
werden auch die Kinder und alle, die in der Familiengemeinschaft leben, leichte
den Weg des echten Menschentums, des Heils und der Heiligkeit finden. Die
Gatten aber mŸssen in ihrer WŸrde und Aufgabe als Vater und Mutter die Pflicht
der Erziehung, vornehmlich der religišsen Erziehung, die ihnen in ganz
besonderer Weise zukommt, sorgfŠltig erfŸllen...Ò
Es folgen noch ergreifend schšne
SŠtze Ÿber all das, was zur christlich gelebten Ehe dazugehšrt. Sogar vom
eigentlichen Vollzug der Ehe im Geschlechtsakt ist die Rede, der als von Gott
gewollt und von sittlicher WŸrde hingestellt wird, wenn es da hei§t: ãJene
Akte, durch die die Eheleute innigst und lauter eins werden, sind von
sittlicher WŸrde; sie bringen, wenn sie human vollzogen werden, jenes
gegenseitige †bereignet-Sein zum Ausdruck und vertiefen es, durch das sich die
Ehegatten gegenseitig in Freud und Dankbarkeit reich machen. Diese Liebe,
die auf gegenseitiger True grŸndet und in besonderer Weise durch Christi
Sakrament geheiligt ist, bedeutet unlšsliche Treue, die in GlŸck und UnglŸck
Leib und Seele umfasst und darum unvereinbar ist mit jedem Ehebruch und jeder
Ehescheidung. Wenn wirklich durch die gegenseitige und bedingungslose Liebe die
gleiche personale WŸrde sowohl der Frau wie des Mannes anerkannt wird, wird
auch die vom Herrn bestŠtigte Einheit der Ehe deutlich...Ò
Fassen wir kurz zusammen, worauf
es in der christlichen Ehe entscheidend ankommt: es ist das FŸreinander und
Miteinander in gegenseitiger Liebe und Treue, die sich nicht blo§ in frohen und
schšnen, sondern vor allem in schweren und leidvollen Stunden bewŠhren.
Weiter die Bereitschaft, in der
rechten, Gott gewollten Weise von der Ehe Gebrauch zu machen und dabei die
Weitergabe des Lebens nicht auszuschlie§en;
Schlie§lich vor allem die
Tatsache, dass dadurch, dass Jesus Christus die Ehe zu einem seiner sieben Heiligen,
der Kirche anvertrauten Sakramente erhoben hat, Christus unbedingt der Dritte
im Bunde sein will: darum alles in der Ehe, in der ehelichen Liebe, im
ehelichen Zusammenstehen so tun, dass Christus der Herr es sehen und hšren und
bejahen kann.
Zuletzt noch die Bitte an Sie,
liebes Brautpaar: Schauen Sie allzeit auf die rechten Vorbilder! Wenn Sie in
der EhefŸhrung Ihrer eigenen Eltern solch ein Vorbild haben, umso besser! Ich
meine aber vor allem die Vorbilder, wie sie heilige Ehepaare gegeben haben und
denke da mit dem Blick auf den BrŠutigam und seinen Namenspatron an die edle,
Ÿberaus heilige und harmonische Ehe zwischen Maria und Josef und ihr gemeinsames
Leben im Haus von Nazareth. Und ich denke mit dem Blick auf die Braut an die
hl. Elisabeth von ThŸringen und ihre so schšne, harmonische Ehe mit dem Landgrafen Ludwig, den sie
Ÿber alles liebte und bitter betrauerte, als er ihr auf dem Kreuzzug durch den
Tod entrissen worden war. Aber sie wusste bei all der innigen ehelichen Liebe
zu ihrem Mann immer Christus als den Dritten in ihrem Ehebund.
Mšge der Geist der heiligen
Familie von Nazareth und die treue Wartburg-Liebe zwischen Elisabeth und Ludwig
immer ihre Ehe beseelen und glŸcklich machen fŸr Zeit und Ewigkeit. Amen