Liebes christliches Brautpaar!

 

In der NŠhe von Bad Kreuzen, wo ich eben Kneippkur machte, ist kŸrzlich bei einem schweren Gewitter durch Blitzschlag ein Bauernhof abgebrannt. Man erzŠhlte mir, wie es im Nu lichterloh brannte. Die Menschen rannten aus dem Haus und wollten retten, was noch zu retten war. Was kommt nur zuerst dran? Was ist am wichtigsten? Das Vieh im Stall, die Maschinen, das Geld in der Kasse und die SparbŸcher, die Kleider im Schrank, die Lebensmittel in Speis und Keller, die paar ererbten wertvollen Bilder an den WŠnden? Was soll man retten? Was zuerst? Auf einmal schauten sich alle mit gro§en Augen an und wurden schreckensbleich... ãWo ist denn die Mutter?Ò Die Mutter, wahrhaftig, sie muss noch im brennenden Haus sein. Jetzt aber schnell noch hinein und die Mutter retten, ihr Leben retten. Alles andere mag verbrennen, in Gottes Namen, die Hauptsache ist die Mutter.

Schaut, liebe BrŸder und Schwestern im Herrn, liebes Brautpaar, dieses Bild passt fŸr unsere Zeit: Es brennt. Alles Mšgliche brennt, d. h. alles Mšgliche ist heute in Šu§erster Gefahr. Man spricht nicht umsonst von brennenden Fragen, von brennenden Problemen. Es brennt in der Politik, in der Wirtschaft, es brennt da und dort, Ÿberall gibt es brennende Fragen und Probleme. Es hei§t retten und helfen.

Da stehen nun – geistigerweise – die Leute herum und alle wollen etwas tun. Wo fŠngt man an? Wo muss zuerst gelšscht werden? Was muss zuerst gerettet werden? Was kommt zuerst dran? Die einen meinen: Die Jugend! Ihr mŸsse zuerst geholfen werden. Die anderen sagen: Nein, erst eine bessere soziale Ordnung schaffen mit mehr Humanismus, damit die Menschen menschlicher leben kšnnen! Wieder andere meinen: Nein, zuerst braucht es bessere wirtschaftliche VerhŠltnisse und Šu§ersten Kampf gegen die Inflation und fŸr StabilitŠt! Wieder andere kommen und sagen uns: Zuerst braucht es insgesamt eine bessere Politik ohne Gags und Bluff!

An allem ist viel Richtiges dran. Ich aber meine: alles, was da aufgezŠhlt worden ist, ist richtig und wichtig, aber es gibt noch etwas weit Wichtigeres. Wie beim Brand, von dem ich eingangs sprach, gilt es – im Bild und Gleichnis – zuerst die Mutter retten, den Mutterboden aller echten, wahren Kultur und Zivilisation, den Mutterboden aller gesunden und guten Politik, den Mutterboden aller echten sozialen und humanen Gesinnung und Haltung; ganz konkret gesagt: zuerst gilt es die Ehe retten und die aus ihr herauswachsende Familie!

Ja, die Ehe und Familie, das ist der Mutterboden alles schšnen, frohen, glŸcklichen, wahrhaft menschlichen Lebens. Hier fŠngt ja das menschliche Leben an, aus der Ehe kommen ja die Menschen, im Scho§ einer guten Familie wŠchst und gedeiht das Leben. Ehe und Familie, das ist der Mutterboden, die Wurzel, die Quelle, der Anfang, der Ursprung, der NŠhrboden, der Mutterscho§ fŸr alles, was uns menschlich wert und teuer ist.

Der gro§e Gesellenvater A. Kolping hat mit Recht gesagt: ãDie Rettung des Menschengeschlechtes fŠngt bei der christlichen Ehe und Familie an!Ò

Wie aber sieht es heute oft in den Ehen und Familien aus? Vielfach verwechselt man die echte eheliche Liebe mit hemmungslosem Sex und lernt nie richtig, wo in der ehe die wahre gegenseitige BeglŸckung zu finden ist.

Zugegeben,  vielfach haben heute dabei nicht einmal die jungen Leute selber die Hauptschuld, dass sie keine richtige, gro§e schšne Auffassung von der Ehe bekommen. Die Hauptschuld daran trŠgt die totale Sexualisierung des šffentlichen Lebens in Filmen, Illustrierten und anderen Massenmedien, dann die šffentliche Preisgabe letzter Intimbereiche und die allgemeine Erniedrigung des Liebes- und Geschlechtslebens. Durch die heutige hedonistische, nur noch lustbetonte Sexualutopie lernen die jungen Leute vielfach nie richtig, dass die Ehe etwas ganz anderes ist als nur sexuelle Befriedigung; darum geht ihnen kaum je richtig auf, dass die Ehe etwas unsagbar schšneres und kostbareres ist als die moderne Sex-Eskalation bis  hin zum unmenschlichen und untertierischen Gruppensex. Die Ehe – mit glŠubigen Augen betrachtet und im Lichte Christi und in ihrer sakramentalen WŸrde gesehen – ist der schicksalstrŠchtige gemeinsame Weg zweier wahrhaft Liebender durch Freud und Leid bis zum Lebensende. Oder wie es der Dichter Emmanuel Geibel formuliert hat: ãDer eine Stab des andern und liebe Last zugleich, gemeinsam Rast und wandern und Ziel das Himmelreich!Ò

Sie kennen die biblische Geschichte von der Hochzeit zu Kana, bei der Christus geladen war und dann das erste Wunder wirkte im Verwandeln von Wasser in Wein. Sie, liebes Brautpaar, wollten ebenfalls durch die kirchliche Trauung und den Empfang des hl. Sakramentes der Ehe Christus zur Hochzeit laden. Und Sie haben dabei recht gehandelt. Denn wie arm sind jene Menschen, die sich einbilden, auf die kirchliche Trauung und den Empfang des Sakramentes der Ehe verzichten zu kšnnen. Das hei§t nŠmlich nichts anderes als zu sagen: wir zwei brauchen Christus bei unserer Hochzeit und in unserer Ehe nicht, wir brauchen seinen Segen und seine Gnade fŸr unser Ehe-und Familienleben nicht, wir schaffen es schon allein, aus eigener Kraft. Und dann kann man oft in erschŸtternd tragischer Weise sehen und erleben, wie sie es schaffen: mit Zank und Streit in einem armseligen Nebeneinander und nie in einem frohen, schšnen, glŸcklichen Miteinander und FŸreinander!

Wenn der Herr das Haus nicht baut, bauen die Bauleute umsonst! So hei§t es in der hl. Schrift. Wenn das schon vom gewšhnlichen Hausbau gilt, dann umso mehr, wenn eine junge, glŸckliche Ehe und Familie aufgebaut werden soll! Ein ohne Ehesakrament und ohne die entsprechende christliche Gesinnung und Bereitschaft zur gegenseitigen hilfsbereiten, einander ertragendem, einander immer wieder verzeihenden Liebe und unverbrŸchlichen Treue aufgebautes Ehe- und Familienleben zerfŠllt gar schnell, wenn der Sturm kommt, weil eben dieses Haus nicht auf dem Felsenfundament christlichen Glaubens, Hoffens und Leibens, (sondern nur auf dem Grundsatz opferscheuen Sich-Auslebens, solange es geht, und des Wiederauseinanderrennens, wenn es eben nicht mehr geht) aufgebaut ist. (Es ist erschreckend zu lesen, welchen Tiefstand wir in …sterreich diesbezŸglich erreicht haben. In der Tageszeitung ãDie PresseÒ stand am 9. April 1971 zu lesen: ãImmer mehr Ehen zerbrechen in …sterreich. Die Scheidungskurve in unserem Lande steigt weiter ganz bedenklich an. Jede dritte Ehe wird in Wien geschieden, im gesamten Bundesgebiet aber gehen pro Jahr 10.000 Ehen in die BrŸche. Das Ansteigen der Ehescheidungen um 20 % seit dem Jahre 1962 hat …sterreich mit DŠnemark und Schweden an die Spitzengruppe der LŠnder Europas auf dem Scheidungssektor katapultiert!Ò)

Zur christlichen Ehe aber gehšrt unbedingt der Wille zu absoluter treue, denn Liebe auf Widerruf und treue auf KŸndigung sind in sich ein furchtbarer Widerspruch. Alle Liebesbeteuerungen angesichts der heiligen Ordnung der Ehe ohne den unbedingten Treuewillen sind nichts anderes als verschleierte LŸgen. Die christliche Ehe wird sakramental geschlossen mit dem Blick auf Christus und seine Kirche. Christus aber hat seiner Braut, der Kirche, die Treue gehalten bis in den Tod, er hat sich fŸr sie hingeopfert in der Liebeshingabe der Hochzeitsnacht des blutigen Karfreitags. Die eheliche Liebe in einer christlichen Ehe muss darum, um sich vollenden und in der Treue in allem bewŠhren zu kšnnen, eine gekreuzigte Liebe sein. Nur dann kann das auch in der besten Ehe nicht ausbleibende Ehekreuz getragen und fruchtbar gemacht werden.

Christus zur Hochzeit laden, das hei§t schlie§lich auch, dass Christus auch nach der Trauung Gast in der Ehe und Familie bleiben muss als Dritter im Bunde. An diesem ãDreieckÒ zerbricht keine Ehe, im Gegenteil, wo Christus der Dritte im Bunde ist, da ist mit ihm der Segen Gottes in der Ehe. Er ist nie ein Spiel- und Freudeverderber, ganz im Gegenteil, er wird die irdische Freude und das irdische GlŸck der Gatten und der werdenden Familie heiligen und segnen und wird Ÿberdies vor allem auch Kraft geben, dass die Eheleute auch in Leid und Kreuz keinen Grund zum Verzagen haben. Gewiss mag es auch in einer solch christlichen Ehe bisweilen stimmen, dass der Ehestand ein Wehestand ist, aber dort, wo Christus der Dritte im Bunde ist, da wird wenigstens der Wein ehelicher Liebe und Treue nie ganz ausgehen. Freilich mŸsste man sich immer wieder auf die im Sakrament der Ehe empfangenen Gnaden besinnen durch das tŠgliche Gebet, durch die Mitfeier der Sonntagsmesse und den šfteren Empfang der hl. Sakramente und durch das klare Festhalten an den christlichen GrundsŠtzen, zu denen auch die Bereitschaft gehšrt, in der rechten, gottgewollten Weise auch zur Fortpflanzung des Lebens bereit zu sein.

Auch das RŸcksichtnehmen aufeinander (und das RŸcksichtnehmen der jungen Generation auf die alte) gehšrt unbedingt dazu. (Umgekehrt werden dann sicher die Eltern dem jungen Paar umso bereitwilliger Vertrauen entgegenbringen und ihren jugendlichen Schaffensdrang nicht unterbinden und hemmen.)

Nun genug der Belehrung! Wir schreiten nun zur AusfŸhrung Ihres Vorhabens. Ich mšchte Sie nur noch an etwas erinnern: In frŸheren Jahrzehnten, als der christliche Glaube noch die Volkssitten und das Brauchtum beherrschte, da war es in manchen Gegenden Ÿblich, den Eheringen au§er dem Namen der Brautleute und dem Datum der Verehelichung auch noch drei G einzugravieren: GGG. Das sollte nicht hei§en: Gott gebe Geld – oder: Gott gebe Genuss, sondern: Gott gebe Gnade! Denn ohne Gnade geht es nicht, in keinem Stand, erst recht nicht im Ehestand. Darum hat ja Christus auch die ehe zu  einem seiner sieben heiligen Sakramente erhoben. Mšge Ihnen aus diesem Sakrament, das Sie nun empfangen, viel Gnade fŸr ein langes, treues, glŸckliches, einander beglŸckendes Eheleben zustršmen. Amen