Goldene Hochzeit, 3. August 1986, Pšstlingberg

 

Goldene Hochzeit! Lieber Bruder Franz, liebe SchwŠgerin Maria!

Ich war damals, vor 50 Jahren, nicht dabei, als ihr einander das Jawort gegeben habt, ich war noch zum Studium in Rom und hŠtte zu eurer Trauung gar nicht heimfahren dŸrfen, auch wenn ich das nštige Geld dazu gehabt hŠtte. Aber ich habe euch damals von Herzen Gottes Segen gewŸnscht und den Wunsch geŠu§ert, Ihr mšchtet in Liebe und Treue euer Leben lang zusammenstehen und alle eure WŸnsche fŸr das Leben miteinander mšgen sich erfŸllen.

Wie weit dies der Fall war, wei§ ich nicht, das wisst nur ihr selber am heutigen Ehren- und Freudentag eurer goldenen Hochzeit.

Wie viel am Wunsch und Willen nach liebevoller, treuer Zusammengehšrigkeit in der Ehe bleibt wohl in allen Ehen, wenn sie nicht lŠngst vorher auseinanderbrechen, das ganze Leben lang nur Traum? Sicher werden in keiner Ehe, auch in der besten nicht, alle WŸnsche Wirklichkeit.

Die Kunst echter Partnerschaft, wobei der eine Ehepartner den anderen nicht besitzen will in einem unguten Sinn, besteht ja nicht im Einander-gehšren, sondern im jeden Tag neu bejahten Zueinander-gehšren und Aneinandergebunden-Sein  in der freiwilligen Bereitschaft zu treuer Liebe und liebevoller Treue.

Nicht schon am Anfang, sondern erst nach Jahren oder Jahrzehnten wei§ man, dass diese Zusammengehšrigkeit Ÿber manche Krisen hinweg geglŸckt ist oder ob man einander fremd geblieben ist. Vielleicht merken Eheleute erst richtig, dass sie zusammengehšren und zwar fŸr immer, bis der Tod sie scheidet, wenn Leid, Krankheit, Heimsuchungen, Krisen und Schwierigkeiten aufgetaucht sind. Wenn sich die Ehepartner dabei bewŠhrt haben, dann kann man dazu gratulieren.

Jene glŸcklichen Ehen, deren Verlauf ich aus meiner SeelsorgstŠtigkeit in 48 Priesterjahren so recht und schlecht Ÿberblicken kann, sind eigentlich durchwegs von Krisen heimgesucht worden.

Wenn ich so eure Ehe am heutigen Tag Ÿberblicke, dann kann ich – wie ich meine – bei aller Diskretion, die es hier braucht – sagen: Gerade in Krisen, in schweren Zeiten, etwa beim Fronteinsatz von Bruder Franz oder bei beruflichen Schwierigkeiten, zuletzt in der schwerer Krankheit, hat sich gezeigt, dass ihr die Kunst echter, treuer  Ehepartnerschaft gemeistert und im Lauf der Jahre immer besser erlernt habt.

DafŸr gehšrt euch heute wirklich von Herzen gratuliert und auch gedankt, gerade beim Blick auf jene vielen Ehen, die in unserer Zeit erbŠrmlich scheitern oder beim Gedanken an jene jungen Paare, die von vornherein die immerwŠhrende Bindung aneinander meiden oder sich gar darŸber erhaben dŸnken.

Danken mšchte ich euch auch dafŸr, dass ihr die gegenseitigen SchwŠchen und Fehler in Geduld ertragen habt und darŸber hinausgewachsen seid. Da las ich neulich den Satz: ãIn der echten ehelichen Partnerschaft muss das au§erordentlich Schwierige erreicht werden, nŠmlich, dass man im Charakter des Ehepartners auch sogar jene Eigenschaften schŠtzt, die einem gar nicht gefallen, die aber zu ihm gehšren: die Fehler und SchwŠchen also, die oft gerade mit den VorzŸgen des Partners zusammenhŠngen.Ò (Dr. Ruth Michaelis, DT 31. V. 1986, S.8)

Schlie§lich kann euch noch fŸr etwas besonders Bedeutsames in eurer 50jŠhrigen Ehe gedankt werden: Ihr habt nicht blo§ zur treuen Zusammengehšrigkeit Ÿber alle Krisen hinweg immer wieder Ja gesagt, sondern auch zu zwei Kindern, die ihr wirklich gut im christlichen Geist erzogen habt.

Im gro§en Brautsegen am Schluss der kirchlichen Trauung hei§t es jetzt: ãSeid gesegnet in euren Kindern, und die Liebe, die ihr ihnen erweist, sollen sie euch hundertfach vergelten!Ò Ich glaube, dass diese Segensbitte an euch schon in ErfŸllung ging und weiter noch in ErfŸllung gehen wird.

Zuletzt hei§t es im jetzigen Trauungsritus im gro§en Schlusssegen: ãDer Herr fŸhre euch zu hohen Jahren, schenke euch die Ernte eures Lebens und nehme euch (am Ende eures Erdenlebens) auf in seine ewige Herrlichkeit.Ò

Von der ãErnte eures LebensÒ ist da die Rede, ganz im Sinn des heutigen Sonntagsevangeliums am 18. Sonntag im Jahreskreis C.

Schauen wir und mit der Frage nach ãder Ernte eures LebensÒ dieses Evangelium noch nŠher an, weil es Wegweisung sein kann fŸr die Monate und Jahre, die euch durch Gottes GŸte noch geschenkt werden.