Die Pfarrgemeinde und ihre Aufgabe bei der Taufe
Das war eine ausgezeichnete Idee eures so seeleneifrigen
Pfarrers, wieder – wie schon voriges Jahr einen Tag der Begegnung
anzusetzen und diesmal dabei die Taufe als das Sakrament der Gotteskindschaft
und der Eingliederung in die Kirche zu eršrtern und in GesprŠchskreisen
durchzudiskutieren:
Taufe und Pfarrgemeinde – Taufe und Eltern der TŠuflinge
mit der Frage: ãWarum auf einmal TaufgesprŠch?Ò – Taufe und religišse
Erziehung – Taufe und Taufpate und seine Aufgabe – das sind so
Teilthemen, die da heute eršrtert werden sollen in GesprŠchsrunden.
Ich soll nun in einem Einleitungsvortrag Ÿber die
Pfarrgemeinde und ihre Aufgabe bei der Taufe sprechen.
Darf ich da zuerst kurz an das Pastoralschreiben der šsterr.
Bischšfe anlŠsslich der verpflichtenden EinfŸhrung der neuen Taufordnung mit 1.
Oktober 1972 erinnern; da hie§ es:
ãDie neue Taufordnung stellt Seelsorger, Eltern und
Gemeinden vor wichtige Aufgaben. Es geht ja nicht blo§ um €nderungen von
Zeremonien (in der neuen Taufordnung), sondern um ein neues, tieferes VerstŠndnis
der Kindertaufe und ihrer Bedeutung im Leben unserer Familien und Gemeinden.
Wenn ein Mensch getauft wird, wird er in die Gemeinschaft
mit Christus und damit in die Kirche aufgenommen. Durch diese Eingliederung in
die Gemeinschaft der Glaubenden wird dem Menschen gšttliches Leben und Vergebung
von Schuld und SŸnde geschenkt. Aus diesem neuen Leben heraus, das zur
Entfaltung drŠngt, soll der Christ in dieser Welt ein StŸck
von dem verwirklichen, was Christus vorgelebt hat. Dies ist nur mšglich, wenn
der Getaufte in der Gemeinschaft steht, zu der wir durch die Taufe
zusammengeschlossen werden: ãWir alle sind ja in einem Geist auf einen Leib hin
getauftÒ (1 Kor 12,13). Deshalb wird der Gemeinschaftscharakter im neuen Taufritus
besonders betont.
Die Taufe erfordert Bekehrung und freie Glaubensentscheidung
fŸr Christus: ãWer glaubt und sich taufen lŠsst, wird gerettet werdenÒ (Mk
16,16). Obwohl das Kind noch nicht fŠhig ist, diese Entscheidung zu treffen,
soll und darf es aus alter Tradition auf den Glauben der Kirche hin, der sich
im Glauben der Eltern und der Gemeinde zeigt, getauft werden...Ò
Dann sprechen die Bischšfe in ihrem Pastoralschreiben von
der Tauffeier und ihrer Vorbereitung durch das TaufgesprŠch des Seelsorgers mit
den Eltern und Paten, dann Ÿber die Mitwirkung der Eltern und Paten bei der
Tauffeier, damit deren Verantwortung entsprechend zum Ausdruck kommt.
Schlie§lich wird Ÿber die Taufe und die christliche Gemeinde gesprochen und folgendes
wšrtlich erklŠrt:
ãBei allen Tauffeiern, auch bei Einzeltaufen, sollen nicht
nur die Eltern und Paten, sondern auch Verwandte, Freunde und Nachbarn und
weitere Gemeindemitglieder tŠtig teilnehmen. So wird deutlich, dass der Glaube,
auf den die Kinder getauft werden, nicht nur der Glaube der Familie ist,
sondern kostbarer Besitz der gesamten Kirche, die diesen Glauben lebendig
erhŠlt und weitergibt und deren vollwertige Glieder die getauften Kinder werden
sollen. FŸr die Feier dieses šsterlichen Sakramentes ist die Osternacht
besonders geeignet. Einige Male im Jahr soll die Taufe im sonntŠglichen
Gemeindegottesdienst stattfinden. Jeder Pfarrgemeinde wird empfohlen,
regelmŠ§ige Tauftermine einzurichten (denn die Tauffeier soll in der Regel in
der Wohnpfarre (und nicht etwa in SpitŠlern und Entbindungsheimen) stattfinden.
Um es auch nach au§en deutlich zu machen, dass Taufe auch Eingliederung in eine
bestimmte Pfarrgemeinde ist und um die Verantwortung der GlŠubigen in der
Pfarrgemeinde fŸr das heranwachsende Kind zu unterstreichen, ist die
Pfarrkirche sicherlich der passendste Ort der Taufspendung).
Die gesamte Gemeinde soll sich bemŸhen, die Eltern bei der Aufgabe
einer christlichen Erziehung ihrer getauften Kinder nicht allein zu lassen,
sondern ihnen in jeder Hinsicht behilflich zu sein. Niemand geht allein den Weg
zu Gott, sondern in der Gemeinschaft der Glaubenden, die in der Kirche sichtbar
wird. Dass dieses Gemeinschaftsbewusstsein unter uns Katholiken wachse, dazu
will auch die neue Taufordnung einen Beitrag leisten.Ò
So die Worte und Weisungen unserer Bischšfe. Hier ist uns
schon manches Ÿber die Pfarrgemeinde und ihre Aufgabe bei der Taufe gesagt
worden. Aber nun ganz konkret: was hat also die Pfarrgemeinde in Bezug auf die
Taufe zu tun? Welche Aufgaben ganz konkret lassen sich wirklich der gesamten
Pfarrgemeinde zumuten? Ich wollte meine AusfŸhrungen nicht vom grŸnen Tisch des
Wissenschaftlers und Theoretikers machen und fragte darum verschiedene Pfarrer:
was meint denn ihr zu diesem Thema ãDie Pfarrgemeinde und ihre Aufgabe bei der
TaufeÒ? Was hat denn die Pfarrgemeinde in Bezug auf die Taufe zu tun? Sie kann sich
doch nicht fŸr jede Taufe und jeden TŠufling interessieren und engagieren?
Die gesamte Pfarrgemeinde kann doch nicht an jeder Taufe, die
in der Pfarre gespendet wird, aktiv teilnehmen? Und Ÿberdies: ist die Taufe
nicht doch eine sehr private Angelegenheit, die nur das betreffende Kind, seine
Eltern und seinen Paten angeht? Oder hat die Taufe nicht doch, weil es ja bei
ihr doch auch um die Eingliederung in die Kirche geht, eine sehr
gemeinschaftsbetonte Bedeutung? Aber wie kšnnte dann die ganze Pfarrgemeinde
fŸr die Taufe eines Kindes der Pfarre interessiert werden? Man fragt danach ja
nicht erst jetzt wegen der EinfŸhrung der neuen Taufordnung, sondern fragt
schon lange danach. Und manche Seelsorger meinten schon vor Jahren, man kšnnte
die ganze Pfarrgemeinde mindestens durch GlockengelŠute auf jede neue Taufe in
der Pfarre aufmerksam machen. Sicher hŠtte das einen Sinn, wenn also nicht blo§ beim BegrŠbnis eines
Pfarrangehšrigen gelŠutet wŸrde, also bei seinem Ausscheiden aus der lebendigen
Pfarrgemeinschaft, sondern auch beim Eintritt eines neuen Mitgliedes in die
lebendige Pfarrgemeinschaft. Das feierliche GlockengelŠute vor jeder Taufe wŸrde
also der ganzen Pfarrgemeinde zurufen: ãHorcht auf, ihr Katholiken dieser
Pfarrgemeinde, jetzt wird ein Kind eurer Gemeinde getauft. Es wird
eingegliedert in eure Glaubensgemeinschaft! Es soll nun auch entsprechend der
empfangenen Taufe und Taufgnade erzogen werden. Dabei tragt ihr alle zusammen
mit den Eltern und Paten dieses neu zu taufenden Kindes Verantwortung! Denkt
daran und betet fŸr dieses Kind! Und denkt euch doch ja nicht: was geht mich dieses
Kind gerade dieser Eltern oder gar dieses Kind dieser unehelichen Mutter an?
Ja, gerade wenn etwa diese Eltern nicht so sind wie sie als Christen sein
sollten oder gerade wenn dieser TŠufling eine unverheiratete Mutter hat, die nur
allein steht in der christlichen Erziehung des Kindes, da hat es dieses Kind
doch viel schwerer als andere, die in eine gute, wahrhaft christliche Familie
hineingeboren werden und in der rechten NestwŠrme und Geborgenheit aufwachsen!
Da muss doch einem solchen Kind, das nun durch die Taufe zu eurer Gemeinschaft,
zu eurer Pfarrgemeinde dazugehšrt, erst recht und umso mehr geholfen werden durch
Gebet, durch Opfer, durch Anteilnahme, durch besorgtes Interesse!Ò Ist also die
so gesehene rechte SolidaritŠt der ganzen Pfarrgemeinde mit jedem Neugetauften
und seinen fŸr die christliche Erziehung Erstverantwortlichen eine Aufgabe, die
der ganzen Pfarrgemeinde zugemutet werden darf und kann und an die also durch
feierliches GlockengelŠute oder sonstige Mittel (etwa durch Mitteilung im
Pfarrbrief u. Š. erinnert wŸrde?)
Aber fehlt solche SolidaritŠt nicht weithin in unseren
Pfarrgemeinden? Und kann solche SolidaritŠt Ÿberhaupt geweckt werden, wenn in
einer Pfarrgemeinde nicht oder nicht mehr das rechte Wissen um Sinn und Bedeutung
des Sakramentes der Taufe vorhanden ist?
Seht, das waren so meine etwas schockierenden Fragen, die
ich MitbrŸdern in der Seelsorge gestellt habe. Und die Antworten, die ich auf
meine Fragen bekam, waren sehr verschieden, aber immer sehr aufschlussreich.
Alle Antworten gingen letztlich darauf hinaus, dass eben erst in unseren
Pfarrgemeinden das rechte Wissen um die Taufe und ihre Bedeutung wachgerufen
werden mŸsse. Ein Mitbruder sagte mir wšrtlich: ãErste Aufgabe der Pfarrgemeinde
in Bezug auf die Taufe ist diese, das in der Pfarrgemeinde wieder die rechte
Sicht von der Taufe, ihrer Wichtigkeit und ihrer Wirksamkeit geschaffen wird.
Denn man kann da heute allerhand erleben. Viele Katholiken auch in guten,
lebendigen Pfarrgemeinden sehen ja in der Taufe nur mehr eine christliche
Namensgebungsfeier, ganz Šhnlich den Namengebungsfeiern, wie sie von den Nazis
einst propagiert wurden oder heute in den Kommunistischen LŠndern aufgezogen
werden. Viele andere Katholiken, vor allem Randkatholiken, die nicht mehr oder
nur mehr ganz selten praktizieren, sehen in der Taufe nur eine Ÿbliche,
hergebrachte nette Verschšnerung und VerbrŠmung des Lebensanfangs so wie
umgekehrt das Lebensende durch das kirchliche BegrŠbnis mit Weihrauch verbrŠmt
wird, aber man kšnnte an sich ruhig auf beides verzichten. Derzeit aber ist
halt in unseren Landgemeinden die Religion fŸr solche Lebensabschnitte wie
Geburt oder Heirat oder Tod noch in beliebtes Opium fŸr das Volk, auf das noch
nicht gerne verzichtet wird. Ja, ist die Taufe wirklich nur so ein schšner
Šu§erer Ritus? Ist sie nicht unsagbar mehr? Ist sie nicht doch Heraushebung des
jungen Menschen aus der Unheilssituation der SŸnde (ErbsŸnde), in die er
hineingeboren wurde, Heiligung dieses jungen Menschen, ErfŸllung seiner Seele
mit dem gšttlichen Leben der Gnade, durch das er nun zu einem Kind Gottes
geadelt wird? Und diese in der Taufe empfangene heiligmachende Gnade braucht ja
der Mensch so notwendig. Denn wehe, wenn er ohne sie im Augenblick des Todes
angetroffen wŸrde, es wŸrde sein Leben in der ewigen Gottesferne und
Sinnlosigkeit enden. Also ist die Taufe Vorsorge fŸr das ewige Heil des
einzelnen Menschen im Sinn der Christusworte: ãWer glaubt und sich taufen
lŠsst, wird selig werden, wer nicht glaubt, wird verdammt werden!Ò? Aber wŠre
das nicht doch wieder zu individualistisch gesehen? Ein erbŠrmlicher
Heilsindividualismus! Haben die Bischšfe nicht doch recht in ihrem
Pastoralschreiben, wenn sie uns da sagen: ãNiemand geht allein den Weg zu Gott,
sondern (nur) in der Gemeinschaft der Glaubenden, die in der Kirche sichtbar
wird! Dass dieses Gemeinschaftsbewusstsein unter uns Katholiken wachse, dazu
will auch die neue Taufordnung einen Beitrag leistenÒ?
Nun fragte ich diesen Mitbruder: ãSag einmal, was tust du
denn in deiner Pfarrgemeinde, um das rechte Wissen Ÿber die Taufe und ihre
Wichtigkeit und Wirksamkeit zu wecken und zu steigern?Ò Und da erzŠhlte er mir
nun seine Methode: Er praktiziere schon fast zwei Jahre lang die nun
vorgeschriebene neue Taufordnung. Auch mit TaufgesprŠchen habe er gleich
begonnen, aber nicht mit gemeinsamen offiziellen. Er mache es vielmehr so: Wenn
Vater oder Mutter die Taufe ihres Kindes anmelden, macht er mit beiden
Elternteilen einen Termin fŸr ein GesprŠch aus, das, wenn eben mšglich, im
Pfarrhaus stattfindet. Oder er gehe zu dem jungen Elternpaar hin und verbindet so
TaufgesprŠch und Hausbesuch. Normalerweise fŸhrt er in diesem TaufgesprŠch die
Eltern in den Ablauf der Tauffeier ein und bespricht anhand des praktischen Geschehens
den Sinn der Taufe und die Aufgabe der Eltern und Paten. Die ganze
Pfarrgemeinde aber habe er Schritt fŸr Schritt in das gewandelte
SakramentenverstŠndnis der Kirche einzufŸhren gesucht. ãEin paar Predigten
allein genŸgen dazu nicht!Ò So sagte er mir wšrtlich. Der ganzen Pfarrgemeinde,
soweit er sie Sonntag fŸr Sonntag beim Gottesdienst und in GesprŠchskreisen und
Gruppen erfasse, sei jedenfalls immer mehr die ungeheure Bedeutung der Taufe
aufgegangen. Freilich mŸsse er immer noch feststellen, dass das Taufbewusstsein
in der ganzen Pfarrgemeinde noch nicht lebendig genug sei, so wie auch das
Pfarrbewusstsein, das lebendige Wissen um die Zusammengehšrigkeit in der
Glaubensgemeinschaft der Pfarrgemeinde und in der gesamten Kirche noch nicht in
genŸgendem Ma§e vorhanden sei. Lebendige Christengemeinden sind erst dort
vorhanden, wo in der Mehrzahl der erwachsenen Glieder der Gemeinde ein
lebendiger Glaube, ein gelebter Glaube, der in der Liebe und Verantwortung
fŸreinander spŸrbar wird, vorhanden ist! Nur dort, wo alle glŠubigen Katholiken
einer Pfarrgemeinde im Sinn der Lehre vom geheimnisvollen Leib Christi ihre
Zusammengehšrigkeit bejahen, dort wird man sich auch um die im Glauben noch
schwachen Glieder, die getauften Kinder und Jugendlichen annehmen und wird mit seinem
ganzen Glauben ihnen beispielhaft beistehen... Denken wir an das, was uns der
hl. Paulus in seinen verschiedenen Briefen Ÿber unsere Zusammengehšrigkeit im
geheimnisvollen Leib Christi schrieb: Christus ist das Haupt, die Kirche ist
der Leib, wir alle aber, die wir in der Taufe in Christus und in seine Kirche
eingegliedert worden sind, sind eben Glieder dieses Leibes, die zusammenhŠngen
und zusammengehšren. Und wenn ein Glied leidet, dann leiden die anderen Glieder
des Leibes mit, wenn ein Glied schwach und krank wird, so werden sehr schnell
auch die anderen Glieder von Krankheitskeimen infiziert. Es gilt aber auch
positiv: der lebendige Glaube in einem gro§en Teil des gesamten Organismus der Kirche,
der Gemeinde, wirkt sich dann aus in den einzelnen Gliedern, vor allem in jenen
aus, die aus sich heraus wegen noch fehlender Reife noch nicht voll fŠhig sind,
den Glauben bewusst zu bejahen und zu leben. ãWer glaubt und sich taufen lŠsst,
wird selig werden...Ò, sagt der Herr. Beides braucht es: die Taufe und den
Glauben. Bei der Taufe des Kleinkindes aber fehlt anfangs noch der Glaube. Das
Kind ist ja dazu noch nicht fŠhig. Es bekommt wohl als Anlage (als Habitus)
zusammen mit der heiligmachenden Gnade in der Taufe den Glauben eingegossen,
aber es braucht auch die EinŸbung in den Glauben und dann die AusŸbung des
Glaubens. Das Kind muss mehr und mehr in den Glauben hineinwachsen, um dann
einmal sehr bewusst sein Getauft-Sein zu bejahen. Anfangs braucht das unmŸndige
Kind gleichsam einen Vormund fŸr seinen Glauben: das sind die Eltern und der
Pate, die Patin, aber insgesamt auch die glŠubige Pfarrgemeinde, deren Glied ja
das Kind durch die Taufe geworden ist. Das getaufte Kind wird anfangs gleichsam
durch den Glauben der Eltern und durch den Glauben der Gemeinde getragen, bis
es immer mehr befŠhigt wird, seinen Glauben zu erkennen und zu bekennen und
danach zu leben und dann wieder als mŸndiger Christ in einer lebendigen Christengemeinde
mitzuhelfen, neu zugewachsenen Gliedern der Pfarrgemeinde zu helfen, in den
Glauben hineinzuwachsen und die Taufe zu bejahen und sich als getaufter Christ
zu bewŠhren.
Seht, mit Recht schreiben unsere Bischšfe in ihrem Pastoralschreiben:
ãDie gesamte Gemeinde soll sich bemŸhen, die Eltern bei der Aufgabe einer
christlichen Erziehung ihrer getauften Kinder nicht allein zu lassen, ihnen in
jeder Hinsicht behilflich zu sein!Ò Erst recht kommt es auf dieses glŠubige
Milieu in einer lebendigen Christengemeinde fŸr ein neu getauftes Kind an, wenn
die Eltern des Kindes selber schwach im Glauben sind und ihn vielleicht nur
noch als Ÿberkommene Tradition oder gar als ungute Last weiterschleppen. Hinter
jedem neu getauften Kind in einer Pfarrgemeinde mŸssten eigentlich Beter und
Opferseelen stehen, die heute einem solchen in den Glauben erst
hineinwachsenden jungen Menschen helfen, sich im Glauben zu festigen und darin
dann zu bewŠhren.
Ob es, um das Interesse der ganzen Gemeinde an den
neugetauften Gliedern der Pfarrfamilie und das Verantwortungsbewusstsein fŸr
sie z u wecken, nicht gut wŠre, wenn vom Seelsorger auch regelmŠ§ig der zum
Sonntagsgottesdienst versammelten Pfarrgemeinde es auch mitgeteilt wŸrde. Der
XY, die XY wurde am vergangenen Sonntag getauft. Oder wird am kommenden Sonntag
getauft. Wir schlie§en diese Neugetauften in unser Gebet ein.
Damit sich die ganze Pfarrgemeinde mit jedem Neugetauften
gleichsam solidarisch erklŠrt, muss in der Pfarrgemeinde selber aber nicht blo§
das Wissen um Wichtigkeit und Wirksamkeit der Taufe vorhanden sein, es muss in
ihr auch immer wieder das Taufbewusstsein geweckt werden: wir alle gehšren auf
Grund der einen Taufe, die wir empfangen haben, zusammen als
Glaubensgemeinschaft, und wir haben als Gemeinschaft von Getauften zu leben!
Weckung des Taufbewusstseins in der Pfarrgemeinde, es sollte nicht blo§ einmal
im Jahr, in der Osternacht, bei der gemeinsamen TaufgelŸbde-Erneuerung
erfolgen, sondern šfter im Lauf des Jahres, ja eigentlich Sonntag fŸr Sonntag.
Wir hatten eine solche sonntŠgliche TaufgelŸbde-Erneuerung im Asperges vor dem
sonntŠglichen Pfarrgottesdienst. Warum hat man nur das Asperges in der
Liturgiereform abkommen lassen? Es war wirklich Sonntag fŸr Sonntag – und
der Sonntag ist doch der wšchentliche Erinnerungstag an Ostern und an die Taufe
als unserem Hineingetauchtwerden in das šsterliche Geheimnis des Todes und der Auferstehung
Jesu Christi! – eine Tauferneuerung und das Weihwasser, das Ÿber die
versammelte Gemeinde vom Priester ausgesprengt wurde, war doch sichtbare
sakramentale Erinnerung an das Taufwasser, das Ÿber jeden Getauften ausgegossen
worden ist. Und wenn schon das Asperges abgekommen ist (es ist wohlgemerkt
trotz der Liturgiereform nicht verboten!), so sollte man wenigstens das Weihwassernehmen
nicht abkommen lassen. Ein Pfarrer hat seinen Pfarrkindern beigebracht, beim
Weihwassernehmen nicht blo§ das Kreuzzeichen zu machen, sondern dabei zu
sprechen: ãich bin getauft im Namen des Vaters...Ò. Immer wieder wŠre das dann
Weckung des Taufbewusstseins! – Dazukšnnte die persšnliche
TaufgelŸbde-Erneuerung am jŠhrlichen Tauftag kommen. Und wenn die Taufe fortan
gemeinsam fŸr die neugeborenen und neu zu taufenden Kinder einmal im Monat,
etwa am 1. Sonntag im Monat, festgesetzt werden soll, so lie§e sich daraus
allmŠhlich ein jŠhrliches Treffen am Jahrestag der Taufe der an diesem Tag in
der Pfarre Getauften organisieren mit einer schšn gestalteten Tauferinnerungs-
und Tauferneuerungsfeier.
Der gro§e Gelehrte Erasmus von Rotterdam (in der Reformationszeit)
sah in der TaufgelŸbde-Erneuerung ein psychologisch sehr wirksames Mittel, das
Herz der jungen Menschen, fŸr den in der Taufe Ÿbernommenen Glauben zu
begeistern und darin zu festigen und sie zu einer Gemeinschaft von wahrhaft
Glaubenden zusammenzuschwei§en und erstellte einen Vergleich an mit der GelŸbde-Ablegung
und GelŸbde-Erneuerung der Ordensleute und meinte: Wenn schon die Mšnche und
Ordensschwestern ihre GelŸbde-Ablegung so feierlich zu gestalten wissen, dass
nicht selten den Zuschauern die TrŠnen kommen, um wie viel mehr mŸsste eigentlich
das TaufgelŸbde, von dem die anderen Gelšbnisse ja nur Abbilder sind, dem Volk
zum Bewusstsein gebracht werden. Denn hier ãverpflichten wir uns ja nicht einem
Menschen, sondern Christus, und wir schwšren nicht auf die Regel des hl.
Franziskus oder des hl. Benedikt, sondern auf die Regel des Evangeliums.
Und was wŠre das fŸr ein gro§artiges Schauspiel – im Vergleich
mit gewissen Komšdien in unseren Kirchen -, die Stimmen so vieler Jugendlicher
zu hšren, die sich Christus weihen, als junge Soldaten auf ihn schwšren, dem Teufel
abschwšren mit all seinem GeprŠnge, seinen LŸsten und Werken-, die jungen Christen
zu sehen, die das Feldzeichen ihres Imperators, ihres Kšnigs, auf der Stirne
tragen, die wei§gekleidete Schar, die aus dem hl. Bad (der Taufe) hervorgeht!Ò
(Opera VII, 3b., zit. Von L. Hofmann, Ratifizierung der Taufe? In: ãZeichen des
GlaubensÒ, Benziger Verlag Einsiedeln 1972, S. 98)
Wir alle sind dazu aufgerufen, unsere in der Kindheit
empfangene Taufe als Erwachsene immer mehr bewusst und frei zu bejahen und
gleichsam zu ratifizieren. Je mehr wir das tun, desto mehr wachsen wir zu einer
lebendigen Christengemeinde, zu einer Gemeinschaft von Getauften und Glaubenden
zusammen und werden dann in der rechten SolidaritŠt fŸreinander auch um jene
besorgt sein, die durch die Taufe neu in unsere Gemeinschaft eingegliedert
wurden oder werden!
Alle drei Sakramente, die man nur einmal empfangen kann:
Taufe, Firmung, Priesterweihe (in etwa gilt es auch vom Sakrament der Ehe) sind
gleichsam nur Sakramente im Anfangsstadium, die erst im Lauf des Lebens immer
mehr realisiert werden mŸssen. Und es stimmt, was man gesagt hat: Man ist nicht
Christ, man wird es. Gleiches gilt auch fŸr eine lebendige Christengemeinde, sie
ist nicht fertig irgendwo zu finden, sie wird erst und sie wird immer mehr,
wenn sich alle Glieder der Gemeinde aus dem rechten Taufbewusstsein heraus bemŸhen,
die Taufe zu leben, den Glauben zu leben und lebendige Glieder am
geheimnisvollen Leib Christi zu sein und Glieder in lebendiger Verantwortung
fŸreinander...
Ich schlie§e meine †berlegungen zum Thema ãDie Pfarrgemeinde
und ihre Aufgabe bei der TaufeÒ mit einem Satz, den schon vor Jahren eine
Dišzesansynode (Freiburg 1933) geprŠgt hat: ãJede Taufe bedeutet einen Zuwachs
der Gemeinde und ist also auch Gemeindesache!Ò