Christusbegegnung in der hl. Taufe
Sicher ist es
euch, BrŸder und Schwestern, auch schon so ergangen wie mir: Wenn man irgendwo,
etwa auf einer Reise oder im Urlaub oder sonst wo einem wirklich guten, lieben,
edlen Menschen begegnet, dann fŸhlt man sich in seiner NŠhe unwillkŸrlich wie
daheim und fŸhlt sich wohl, und es erwacht ebenso unwillkŸrlich eine eigenartig
frohe Kraft zum Gutsein in der Weise wie wir sie an diesem Menschen erleben.
Denn eine Strahlkraft geht von ihm aus, von seiner Persšnlichkeit, von seinem
inneren Frieden, von seiner GŸte und LiebenswŸrdigkeit. Ja, wir werden in der NŠhe
eines solchen Menschen, wenn die Begegnung mit ihm lŠnger dauert, gewandelt,
verwandelt...
Wie aber mŸsste
es wohl sein, wenn wir einmal das GlŸck hŠtten, Christus zu begegnen? Oft habe
ich mir das in meiner Jugend gewŸnscht und ertrŠumt: Einmal Christus zu
begegnen! Mit Ihm zusammenzukommen, Ihn zu sehen, Ihm in die Augen zu schauen,
mit Ihm zu sprechen. Und Er spricht dann zu mir: ãKomm! Geh mit Mir! Komm,
folge Mir nach!Ò Ein krŠftiger Handschlag: Ja, Herr, ich bin bereit! VerfŸge
Ÿber mich! In diesem Augenblick ist Christus wieder verschwunden. Verschwunden
aber nur fŸr mein leibliches Auge. FŸr mein geistiges nicht. Ich sehe Ihn
weiter an meiner Seite. Immer wieder. Im Glauben. In der Hoffnung. In der
Liebe.
Habt ihr noch nie
diesen Wunsch gehabt, dass Christus Euch begegne? Was ihr dann tun wŸrdet? Was
ihr Ihm dann sagen wŸrdet?
Er begegnet uns
wirklich. Dazu braucht es keine Einbildungskraft und keine Phantasie. Dazu
braucht es nur den rechten, starken Glauben. Christusbegegnung immer wieder in
unserem Leben in den hl. Sakramenten. Am Anfang schon in der hl. Taufe. Und dann
im Sakrament der Bu§e, der hl. Eucharistie. Und in den Standessakramenten. Und
am Ende unseres Lebens, wenn Er kommt, um uns, gestŠrkt durch das Sakrament der
Krankensalbung und die anderen Sterbesakramente, heimzuholen zur ewigen
Gemeinschaft mit Ihm.
Ob es sich nicht
vielleicht lohnt, einmal an einem besinnlichen Einkehrtag in einer Glaubenswoche,
in einer Christuswoche, nachzudenken Ÿber diese Christusbegegnungen in den hl.
Sakramenten?
Fangen wir an mit
der Christusbegegnung im Sakrament der Taufe:
Wir mŸssen uns da
zuerst in eine Christusbegegnung ganz eigener Art, wie sie uns im JohEv berichtet
wird, hineindenken: Sie wurde einem alten Menschen, der innerlich jung
geblieben war, weil er nach Wahrheit und Klarheit suchte und ernst darum rang,
zuteil: Nikodemus!
Das ZwiegesprŠch
geht dann um Gott und Welt, um Gottes PlŠne fŸr die Rettung der Welt. Gott
liebt die Welt so sehr, dass er seinen einzigen Sohn zur Erlšsung der Welt
gesandt hat. Die eigentlichste Aufgabe des menschgewordenen Gottessohnes in der
Welt ist nicht so sehr das Gericht, vielmehr die Rettung, die Erlšsung. Aber
die Welt vollzieht wie in einem tragischen Selbstmord an sich selber das Gericht,
indem sie nicht an ihren Retter und Erlšser glaubt.
ãDie Menschen
haben die Finsternis lieber als das Licht, denn ihre Werke sind bšse...Ò. Wer
gerettet werden will, muss eins werden mit dem Retter, mit Christus. Er muss
wiedergeboren werden...
Hier erschrickt
der Ratsherr Nikodemus: Wiedergeboren werden? ãWie kann denn ein Mensch
wiedergeboren werden, wenn er schon alt ist? Kann er denn wieder in den Scho§
seiner Mutter zurŸckkehren und neu geboren werden?Ò Und Christus darauf:
ãWahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht wiedergeboren wird aus dem
Wasser und dem Hl. Geist, kann er in das Reich Gottes nicht eingehen!Ò
Mit einem
heiligen Schwur leitet also Christus diese Feststellung ein, dass es das Getauft-werden,
das Hineingetaucht-werden durch Wasser und Hl. Geist in Christi Tod und
Auferstehung braucht, um Anteil zu bekommen am wahren, gšttlichen leben und so
eingehen zu kšnnen in das Reich Gottes, in das Himmelreich. Darum sagt Christus
an einer anderen Stelle: ãWer glaubt und sich taufen lŠsst, wird selig werden.
Er nicht glaubt, wird verdammt werden!Ò es kommt also nicht blo§ auf den
Glauben an Christus an. Es braucht auch das geheimnisvolle, sakramentale Hineingetaucht-werden
in die wunderbare Christuswirklichkeit, wie sie uns erschlossen wird in der Kirche
und ihren Sakramenten.
Mit glŠubigen
Augen betrachtet ist da, was sich vollzieht, wenn das Taufwasser Ÿber das Haupt
des TŠuflings im Namen des dreifaltigen Gottes gegossen wird, von unabsehbarer
gewaltiger Tiefe. Nach au§en ist zwar nichts davon zu merken. Darum fŠllt es ja
dem Menschen heute so schwer, an die Herrlichkeit der Taufwirkungen zu glauben.
Unsere Augen sind gehalten. Kein Himmel šffnet sich fŸr unsere leiblichen
Augen, fŸr kein leibliches Ohr wird die Stimme vernehmbar, die nun aus dem
Himmel bezeugt: Dieser Mensch, der jetzt getauft worden ist, ist jetzt mein
geliebtes Kind, an dem Ich, der himmlische Vater, mein Wohlgefallen habe!
– Noch mehr entzieht sich der sinnlichen Wahrnehmung das
lebendig-liebende Einwohnen des dreifaltigen Gottes in der Seele des nun
Getauften, der jetzt wirklich zu einem Tempel Gottes geworden ist. Nach au§en,
in der Welt des Wahrnehmbaren, hat sich nichts, gar nichts geŠndert an diesem
nun getauften Menschen. Und doch fand eine Umwandlung gewaltiger Art statt: Aus
dem erbsŸndigen, gnadenberaubten Wesen ist ein Heiligtum geworden; aus dem
durch seiner Stammeltern Schuld Enterbten ist ein Erbe Gottes, ein Miterbe
Christi geworden, aus dem in die Knechtschaft Satans Geratenen ist ein mit
wunderbarer Freiheit ausgestattetes und ŸbernatŸrliche Gnadengaben besitzendes
Gotteskind geworden. Nicht blo§ eine Wiedergeburt, sondern eine Neuschšpfung
hat stattgefunden im Augenblick der Taufe, wie der hl. Paulus im 2 Kor 5,17
betont, wo er schreibt: ãWenn einer in Christus ist (durch Empfang der Taufe),
so ist er ein neues Geschšpf geworden, das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist
geworden!Ò
Wenn man all die
herrlichen Wirkungen der Taufe bedenkt, die sie kraft ihres Vollzugs (ex opere
operato) auch schon im unmŸndigen Kind hervorbringen kann, so bleibt einem nur
die erschrockene Verwunderung darŸber, wie heute nicht blo§ im Raum der ev.
Christenheit, sondern auch schon im kath. Raum Sturm gelaufen wird gegen die
Kindertaufe, als ob den Kindern dabei die allerschlimmste Vergewaltigung
zugefŸgt wŸrde, weil sie sich mangels Vernunftgebrauch noch nicht selber
entscheiden kšnnen, ob sie getauft werden wollen oder nicht. Man sagt heute
spšttisch, die Kindertaufe werde doch nur deshalb von der Kirche beibehalten,
damit sie weiter mit Kirchensteuerzahlern versorgt wird; die Kinder wŸrden zur Taufe
wie zur Schluckimpfung gefŸhrt, durch die Praxis der Kindertaufe stŠrke man nur
das Gewohnheitschristentum und schaffe in der Kirche ein
ãTaufscheinproletariatÒ; die Kirche sei zwar an den Taufbefehl Jesu gebunden,
aber die Festlegung auf die Kindertaufe verfŠlsche das Evangelium, denn im NT
sei immer nur von der Erwachsenentaufe die Rede.
Gegen solche
falsche oder hšchstens nur teilweise richtige Behauptungen hat Papst Paul VI.
in seinem leider weithin verschwiegenen ãCredo des GottesvolkesÒ ausdrŸcklich
erklŠrt: ãWir bekennen glŠubig, ...dass auch den unmŸndigen Kindern, die sich
zwar noch nicht mit einer persšnlichen SŸnde beflecken konnten, aber bei der
Geburt die heiligmachende Gnade entbehren, die Taufe gespendet werden muss,
damit sie aus dem Wasser und dem Hl. Geist zum gšttlichen Leben in Christus
Jesus wiedergeboren werden.Ò
(was ist
nun mit dem Einwand gegen die Kindertaufe, dass nŠmlich der junge Mensch sich selber,
wenn er in die Unterscheidungs- und Entscheidungsjahre kommt, in voller Freiheit
fŸr Gott, fŸr Christus und seine Kirche entscheiden soll? Unsere Antwort darauf
lautet: die Kirche stand doch immer – nicht erst seit der
KonzilserklŠrung Ÿber die Religionsfreiheit des II. Vaticanum – zu dieser
freien Entscheidungsmšglichkeit des Menschen fŸr Gott oder gegen Gott, fŸr
Christus und seine Kirche oder gegen sie, da sie klar festhŠlt an der auch im Zustand
der erbsŸndigen, gefallenen Menschennatur fortbestehenden Willensfreiheit. Der
junge Mensch soll sich, wenn er zur Reife kommt, auch wirklich in voller Freiheit
und Freiwilligkeit fŸr die in der Taufe ihm auferlegten Pflichten entscheiden.
Aber muss deshalb gleich die Kindertaufe und in der Folge die ganze religišse Kindererziehung
verworfen werden, weil angeblich der junge Mensch dadurch in seiner Entfaltung
und in der BetŠtigung seiner persšnlichen Freiheit vorbelastet ist oder darin
behindert wird? Wenn Eltern einem Kind das leibliche Leben durch Zeugung und
Geburt schenken, kšnnen sie das Kind auch nicht vorher fragen, ob es geboren
werden will oder nicht. Ist es dann nicht auch bezŸglich der ŸbernatŸrlichen Wiedergeburt
in der Taufe so? Christliche Eltern kšnnen und dŸrfen ihrem Kind zum gšttlichen
Leben der Gnade in Jesus Christus verhelfen, indem sie es so bald als mšglich
zur Wiedergeburt aus dem Wasser und dem Hl. Geist bringen. Das Leben hat auch
hier Vorrang vor der Ÿbertrieben gedachten Freiheit. Vielleicht kann auch noch
folgendes Beispiel helfen: Jemand liegt nach einem Verkehrsunfall bewusstlos im
Sterben. Sofort kommen Menschen dem verunglŸckten zu Hilfe und bringen ihn nach
Mšglichkeit in ein Krankenhaus, um sein Leben zu retten. Es fŠllt keinem ein,
zu fragen, ob dem VerunglŸckten, der bewusstlos ist, die Hilfe auch recht sein
wird. Leben und Gesundheit sind ebenso gro§e GŸter, dass jeder vernŸnftige
Mensch einverstanden sein muss, wenn sie ihm gerettet werden. Durch die Taufe
aber wird dem noch bewusstlosen Menschen, dem Kind, das gšttliche Leben der
Gnade und damit das ewige Leben mitgeteilt und gerettet.)
Es liegt eine
gro§e, gefŠhrliche Arroganz in der modern gewordenen Ablehnung der Kindertaufe:
Das Wissen und Begreifen und verstehen wird fŸr wichtiger gehalten als der
gnadenhafte Einstieg in das gšttliche Geheimnis. Die freie Selbstentscheidung
wird als hšher eingeschŠtzt als die Gnade der Berufung zum Heil.
Christliche
Eltern kann man nur beschwšren: Haltet fest an der mšglichst bald vorgenommenen
Taufe des Kindes, das euch Gott geschenkt und dem ihr das Leben nicht
verweigert habt. Jesus Christus hat dem TŠufer Johannes...
Ende der Predigt fehlt!