Christusbegegnung in der hl. Eucharistie
Christusbegegnung am Anfang unseres Lebens in der hl. Taufe.
Christusbegegnung im Sakrament der Bu§e, wo er uns unsere Fehler und SchwŠchen
immer wieder verzeiht. ãJesus in schlechter GesellschaftÒ, so lautet der Titel
eines bedauernswerten Buches. Gegen den schockierenden Buchtitel ist an sich nichts
einzuwenden: der Herr begab sich tatsŠchlich in schlechte Gesellschaft, er nahm
sich der SŸnder an und a§ mit ihnen. Tut er das nicht auch heute noch? Wir
haben da nun von der schšnsten und ergreifendsten Christusbegegnung zu
sprechen: Christusbegegnung im Sakrament der hl. Eucharistie!
Versetzen wir uns im Geiste in den Abendmahlssaal: Christus
zum letzten Mal im Kreise seiner JŸnger. Feierlicher Ernst hat alle ergriffen.
Unausgesprochen liegt eigenartige Abschiedsstimmung Ÿber der kleinen
Gemeinschaft. Mit schonenden Worten bereitet der Herr die Seinen auf sein nun
anbrechendes Leiden vor. Das
Paschalamm, das geschlachtet worden ist und symbolischer Hinweis ist auf das
Lamm Gottes, das die SŸnden der Welt hinwegnimmt, wird gegessen, unter
LobgesŠngen und Gebet, wie es jŸdischer Brauch ist. Nun aber fŸhrt Jesus das
symbolische Tun des Paschamahles in ein geheimnisvoll realistisches Tun Ÿber:
ãMit gro§er Sehnsucht habe ich danach verlangt, dieses Mahl mit euch zu essen,
bevor ich leide!Ò dann nimmt er Brot in seine heiligen und ehrwŸrdigen HŠnde,
dankt, segnet und bricht es und reicht es seinen JŸngern mit den Worten:
ãNehmet und esset alle davon! Das ist mein Leib, der fŸr euch hingegeben wird!Ò
Dann nimmt er auch den Kelch mit Wein und reicht ihn den JŸngern mit den Worten:
ãNehmet und trinket alle daraus! Das ist der Kelch des NB, mein Blut, das fŸr
euch und fŸr viele vergossen wird zur Vergebung der SŸnden!Ò dann gibt er noch
heiligen Auftrag und heilige
Vollmacht: ãTut dies – das Gleiche, was ich jetzt getan – zu meinem
GedŠchtnis!Ò
Nie hat die Kirche herauf durch die Jahrhunderte daran
gezweifelt, dass Christus hier wortwšrtlich seine Verhei§ung erfŸllt hat:
ãSeht, ich bin bei euch, alle Tage, bis ans Ende der Welt!Ò die Kirche selbst
hat nie gezweifelt an der RealitŠt des Wandlungswunders und an der RealitŠt der
Gegenwart Christi unter den Gestalten von Brot und Wein. Gezweifelt haben nur
jene, die nicht glauben wollten an dieses Wunder unbegreiflicher Liebe. Wer
aber nicht rationalistisch unglŠubig Gott die Wundermacht abspricht, sondern
daran glaubt, dass Gott grš§er ist als unser Herz, grš§er als unser Verstand
und dass Gottes Macht und Gottes Liebe keine Grenzen kennen, der glaubt auch
daran, dass der menschgewordene Sohn Gottes wie beim Letzten Abendmahl so in
jeder Eucharistiefeier seine Verhei§ung wahrmacht: ãMein Fleisch ist wahrhaft
eine Speise, mein Blut ist wahrhaft ein Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut
trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm!Ò In jeder Eucharistiefeier werden
unsere bescheidenen Gaben von Brot und Wein in der Macht Christi und kraft
seines Auftrags in seinen Leib und in sein Blut verwandelt. In der getrennten
Gegenwart von Christi Fleisch und Blut in den Gestalten von Brot und Wein
erneuert Christus sein Kreuzesopfer in welchem er zulie§, dass sein Blut bis
zum letzten Tropfen von seinem Leib getrennt wurde. Und aus dem hier und jetzt
vergegenwŠrtigten Kreuzesopfer flie§t wie einst im Abendmahlssaal und auf
Golgotha Lob und Dank und SŸhne fŸr den himmlischen Vater, fŸr uns Menschen
aber Gnade um Gnade, die im Opfermahl der hl. Kommunion in unsere Seele
stršmen.
Die Liebe, die solches ersann, ist so gšttlich gro§, dass
wir sie nicht erfassen, nicht begreifen kšnnen, sie ist Geheimnis, genauso, wie
das, was diese Liebe am Kreuze oben auf Golgotha tat: Mysterium fidei!
Geheimnis des Glaubens! An diesem Geheimnis kommt man nicht mit Ÿberheblichem
Spott und Hohn vorŸber und nicht mit rationalistischer AufgeklŠrtheit. Es ist
ja leicht, Ÿber dieses zentralste Geheimnis unseres Glaubens zu spotten oder es
als Mythos entmythologisierend abzutun. Damit aber ist dieses Geheimnis weder
aus der Welt geschafft noch erklŠrt, dass die besten Menschen zweier
Jahrtausende an dieses Geheimnis unerschŸtterlich geglaubt haben und dass aus
ihm die herrlichsten FrŸchte herauswuchsen auf mystischem, kultischem und
kulturellem Gebiet. Mir kommt immer vor, wie wenn der unglŠubige Mensch hier
vor noch grš§eren RŠtseln stŸnde als der glŠubige Mensch.
(So vieles kommt einem da unwillkŸrlich in den Sinn, das
aus dem Glauben an Christi reale Gegenwart in der hl. Eucharistie und aus der
dankbaren Verehrung dieses hl. Sakramentes gewachsen und entstanden ist. Ich
denke da 1. an die oft
staunenswerte Kraft, die schwachen Menschen aus diesem Sakrament fŸr ihr
sittliches Ringen und Streben zugewachsen ist; ich denke 2. an die jubelnde,
dankbare Freude und Seligkeit, die glŠubige Menschen erfŸllt hat und immer noch
erfŸllt, wenn sie in stiller Anbetung vor dem Allerheiligsten um die NŠhe des
menschgewordenen Sohnes Gottes wissen oder in den stillen Augenblicken nach der
hl. Kommunion die Gegenwart des Herrn in ihren Herzen erleben dŸrfen. Ich denke
3. an den Schimmer der VerklŠrung, der sich nach Empfang der hl. Wegzehrung
Ÿber die ZŸge der im Frieden des Herrn Sterbenden gie§t. Ich denke 4. an die
Sakramentstauben, Kelche und Monstranzen, an die SakramentshŠuschen und
Tabernakel von einzigartiger kŸnstlerischer Gestaltung, wie sie von glŠubigen
KŸnstlern geformt wurden fŸr die Aufbewahrung dieses geheimnisvollsten
Gegenstandes, der nicht Sache, sondern Person ist von hšchster WŸrde und Grš§e.
Ich denke 5. an die Kirchen, Dome und Kathedralen, die erbaut wurden als WohnstŠtte
fŸr den eucharistischen Herrn und fŸr die um ihn versammelte Opfer- und
Mahlgemeinschaft des Volkes Gottes. Ich denke 6. an Wolfram von Eschenbach, der
in seinem Parzival in glŠubiger Ergriffenheit schildert, wie die Taube
niederschwebt und das Himmelsbrot der Eucharistie in den heiligen Gral legt,
der leiste erglŸht in purpurnem Schimmer. Ich denke 7. an den Geistesriesen
Thomas v. Aquin, der seine unvergŠnglichen Sakramentshymnen fŸr den heiligen Fronleichnam
gedichtet hat: ãAdoro Te devote, latens Deitas... Lauda Sion, Salvatorem Pange
lingua gloriosi corporis mysteriumÒ. Der hl. Thomas v. A. fordert dabei jeden
glŠubigen Menschen auf: ãQuantum potes, tantum aude, quia
major omni lauda, nec laudare sufficis!Ò (Preis nach KrŠften seine WŸrde, da kein
Lobspruch, keine Zierde, seinem Ruhm genŸgen kann). Ich denke da 8. noch an
Beethoven, Mozart und Bruckner und die anderen gro§en und kleinen Komponisten,
die ihre Tšne in einer ãMissa sollemnisÒ, in einem
ãAve verumÒ, in einem brausenden ãTantum
ergoÒ diesem heiligsten Geheimnis geweiht haben. Und ich denke zuletzt wieder
9. an den unerschŸtterlichen Glauben, mit dem unzŠhlige Priester von der
Urkirche bis zur Gegenwart ihr Leben in den Dienst der hl. Eucharistie gestellt
haben. Wie hat mich da bei uns in Salzburg vor kurzem der starke Glaube eines
greisen, 87jŠhrigen Priesters ergriffen. Er unterzog sich noch in diesem hohen
Alter einer Staroperation, nur um auch noch in den letzten Wochen seines Lebens
die hl. Eucharistie feiern zu kšnnen.)
Kann der Unglaube all das, was da aus dem Mysterium fidei
der hl. Eucharistie herausgewachsen ist, erklŠren? Nein, dieses Geheimnis ahnt
man in seiner wahren Grš§e nur, wenn man mit starkem, demŸtigem Glauben
einzudringen sucht in die Allmacht Gottes, die dieses Wandlungswunder wirken
kann, und in die Liebe Gottes, die hier in Menschengestalt die gegebene Verhei§ung
in die Tat umsetzt, immer bei uns zu bleiben bis ans Ende der Welt. ãWas Gottes
Sohn gesprochen, das glaubÔ ich hier allein, denn er spricht die Wahrheit,
nichts kann wahrer sein!Ò
Als Thomas v. Aquin, der grš§te Theologe und Denker des
Mittelalters, auf der Reise zum Konzil von Lyon 1274 schwer erkrankte und
sterbend in das Zisterzienserkloster Fossanuova am Rand
der Pontinischen SŸmpfe sŸdlich von Rom gebracht wurde,
da verlangte er danach, mit der hl. Wegzehrung versehen zu werden. Der Priester
brachte sie ihm, hielt ihm vor dem Kommunizieren die hl. Hostie vor Augen und
fragte ihn, wie es damals Vorschrift war, ob er, der Sterbende, denn auch
wirklich glaube, dass in der Brotsgestalt der Gottmensch Jesus Christus
wahrhaft zugegen sei, der gleiche, der aus dem jungfrŠulichen Scho§ Mariens
geboren wurde, fŸr uns Menschen am Kreuze hing und starb und dann am dritten Tage
wieder auferstand, da antwortete der sterbende Thomas v. A.: ãIch glaube und
bekenne, was mir der Priester soeben Ÿber dieses Sakrament vorgelegt hat!Ò Und
unmittelbar vor dem Empfang der hl. Wegzehrung sagte er dann noch: ãIch
empfange dich, du Preis meiner Erlšsung, fŸr den ich studiert, gewacht und
gearbeitet habe; dich habe ich gepredigt und gelehrt; nie habe ich etwas gegen
dich gesagt; ich beharre aber nicht hartnŠckig auf dem, was ich Ÿber dieses hl.
Sakrament gelehrt habe, sondern Ÿberlasse alles der ršmischen Kirche, in deren
Gehorsam ich jetzt aus dem Leben scheide!Ò
Was ist das doch ein ergreifendes Bekenntnis des Glaubens an
die wahre, wirkliche Gegenwart Christi im Altarssakrament, abgelegt von einem,
der sicher nicht weniger gedacht hat als unsere heutigen neomodernistischen Startheologen
und Exegeten! Wie beschŠmt solcher Glaube jene, die meinen, mit billigem Spott
und rationalistischer †berheblichkeit Ÿber dieses Geheimnis des Glaubens
hinweggehen zu kšnnen! Wie beschŠmt solcher Glaube auch alle Zweifler unter
uns, die es zwar dem zweifelnden Apostel Thomas nachsprechen: ÒWas ich nicht
sehe und einsehe, das glaube ich nicht!Ò, die aber mit dem bekehrten Apostel
Thomas dem auferstandenen Herrn, der in der hl. Eucharistie gegenwŠrtig ist, zu
FŸ§en sinken sollten mit den Worten: ãMein Herr und mein Gott!Ò Thomas v. Aquin
hat in seinem Gebetshymnus ãAdoro Te dovoteÒ seinem
Namenspatron unter den Aposteln die folgende Strophe gewidmet: ãThomas sah die
Wunden, Herr, ich sehÔ sie nicht, doch was er
gesprochen, auch mein Glaube spricht. Lass, Herr, immer tiefer diesen Glauben
sein. Tiefer sei die Hoffnung und die Liebe mein!Ò
Zum starken, tiefen Glauben an Christi Gegenwart in der hl.
Eucharistie sollte dann aber auch immer wieder lebendige Sehnsucht nach der
Vereinigung mit Christus in der hl. Eucharistie kommen, denn nur dann kommt es
zu jener beglŸckenden, gnadenvollen Christusbegegnung, wie sie der Herr hier
ersonnen hat: Er hat ja dieses Sakrament der Liebe nicht eingesetzt, um etwa
zusŠtzlich zu seiner gšttlichen Allgegenwart auch als Mensch unter uns zu
bleiben, Er setzte die hl. Eucharistie vielmehr mit den Worten ein: ãNehmet hin
und esset ... Nehmet hin und trinket...!Ò Er wollte sich nicht damit begnŸgen, im
Geheimnis der Menschwerdung unser Bruder zu werden, er wollte auch unsere Speise
werden, er wollte unsere Seelennahrung sein, er wollte uns ein gastliches Mahl
bereiten, bei dem er selbst unsere Speise und unser Trank ist: ãMein Fleisch
ist wahrhaft ein Speise...Ò. Und er drohte so ernst: ãWenn ihr von diesem Brote
nicht esset, ... so werdet ihr das Leben nicht in euch haben!Ò Wenn er, der
weiseste Seelsorger, der am besten wei§, was uns nottut, so dringend vom Essen
seines Fleisches spricht, wenn er so ernst die Gesundheit und das Wachstum
unseres ŸbernatŸrlichen Gnadenlebens und unser ewiges Heil davon abhŠngig
macht, dass wir sein Fleisch essen, kšnnen wir dann seine Einladung, seine Aufforderung
kalt in den Wind schlagen?
Lassen wir es doch oft zu einer beglŸckenden Christusbegegnung
im Empfang der hl. Eucharistie kommen, nahen wir dem Herrn aber immer mit dem
rechten, starken Glauben und mit jener Demut, in der einst der heidnische Hauptmann
das Wort gesprochen hat: ãHerr, ich bin nicht wŸrdig, dass du eingehst unter
mein Dach!Ò (Es ist einem verantwortungsbewussten Priester nicht recht
wohl, wenn man heute Menschen zur Kommunion gehen sieht in ehrfurchtsloser
Haltung, die von wenig Glauben spricht, und wenn man etwa wei§, wie diese
Kommunikanten schon monatelang nicht mehr bei der Beichte waren, obwohl sie
tŸchtig der Augenlust, der Fleischeslust und der Hoffart des Lebens ihren
Tribut gezahlt hatten.)
Es wŠre keine Segen-, sondern Gericht- und-Verdammnis-bewirkende
Christusbegegnung im Opfermahl der hl. Kommunion, wenn man auf die Mahnung des
hl. Paulus im 1 Cor 11,29 vergessen wŸrde: ãWer unwŸrdig dieses Brot isst oder
den Kelch des Herrn trinkt, der versŸndigt sich am Leibe und Blute des Herrn.
Daher prŸfe sich der Mensch, und so erst esse er von diesem Brote und trinke
aus diesem Kelche. Denn wer unwŸrdig isst und trinkt, der isst und trinkt sich
das Gericht, weil er den Leib des Herrn nicht von gewšhnlicher Speise
unterscheidet!Ò Was es zu einer wŸrdigen und fruchtbaren Christusbegegnung in
der hl. Kommunion braucht, ist eigentlich sehr wenig: nŠmlich das Freisein von
schwerer SŸnde, da NŸchtern-sein nur eine einzige Stunde vorher: und dann
freilich ganz besonders Glauben und Ehrfurcht und Sehnsucht, Sehnsucht nach ihm,
ohne den wir nicht wahrhaft leben kšnnen.