Christusbegegnung in den Standessakramenten

 

Von der Christusbegegnung in den Sakramenten der Taufe, der Bu§e und der Eucharistie war bisher die Rede. Nun soll auf die beiden Standessakramente der Ehe und der Priesterweihe hingewiesen werden. Geht es auch bei ihnen um Christusbegegnung?  Es sieht auf den ersten Blick nicht so aus, denn die Standeswahl ist doch eine ganz freie Angelegenheit der Menschen. Und doch ist sie nicht nur eine Frage rein persšnlicher Neigung und Eignung; sie ist fŸr den glŠubigen Menschen in erster Linie eine religišse Frage, wie schon das Wort von der ãBerufungÒ liegt das Zeitwort ãrufenÒ. Wr ruft denn in der Standeswahl? Letztlich ist es doch Christus, der hier ruft. Er hat den Eintritt in den Ehestand und in den Priesterstand zu einem hl. Sakrament erhoben und er ist es, der durch diese beiden Standessakramente zu einer gro§en, heiligen Aufgabe befŠhigen will, nŠmlich zur rechtmŠ§igen und wŸrdigen Weitergabe des Lebens, des natŸrlichen Lebens im Sakrament der Ehe, im Sakrament der Elternweihe und zur Weitergabe des ŸbernatŸrlichen Lebens der Gnade im Sakrament der Priesterweihe. Ja, auch den Eintritt in den Ehestand und in den Priesterstand mŸssen wir als Christusbegegnung zu erfassen suchen.

Hier hilft uns wieder gro§artig das Johannes-Evangelium und zwar im 1. und 2. Kapitel: Da ist zuerst von der Berufung der ersten JŸnger zum Apostelamt und Priestertum die Rede in jener Christusbegegnung, die die Erstberufenen Johannes und Andreas so tief beeindruckte, dass sie auch die Stunde nie mehr vergessen konnten: ãEs war um die 10. StundeÒ, schreibt der greise, fast 100jŠhrige Johannes. – Und mit den erstberufenen Aposteln ging der Herr dann weiter nach Kana in GalilŠa. Und dort kam es zur Christusbegegnung zweier Brautleute. Es ist kein Zufall sondern ungemein bedeutungsvoll, dass Christus bei einer Hochzeitsfeier zusammen mit seinen erstberufenen JŸngern sein šffentliches Wirken begonnen hat.

Denken wir uns ein wenig in die Christusbegegnung bei der Hochzeit zu Kana hinein: Maria, die Mutter Jesu, war aus GrŸnden der Verwandtschaft oder besonderer Freundschaft vom Brautpaar zur Hochzeit eingeladen worden. Als alle HochzeitsgŠste bereits in froher Stimmung beisammen waren, brachte man die Nachricht in den Hochzeitssaal: Jesus kommt daher gezogen mit seinen ersten JŸngern.

Was macht das Brautpaar bei dieser Kunde? Denkt es sich etwa: ãNein, diesen Jesus v. N. brauchen wir nicht bei unserer Hochzeitsgesellschaft; der verdirbt uns nur die Freude und bringt uns nur in Verlegenheit, denn mit so vielen unerwarteten GŠsten haben wir nicht gerechnet!Ò Nein, dieses Brautpaar dachte nicht so, es hat im Gegenteil nichts Eiligeres zu tun, als Christus entgegenzugehen und ihn herzlich zu bitten, an ihrer Hochzeit teilzunehmen. Jesus Christus aber ist nun wahrlich kein Spiel- und Freudeverderber, er nimmt in gšttlicher Herablassung und in wunderbar feiner, menschlich gŸtiger Art die Einladung an, ja noch mehr, er wirkt bei dieser Hochzeit sein erstes wunder und offenbart dabei seine Herrlichkeit. Also nicht eine Krankenheilung, eine Teufelsaustreibung oder eine Totenerweckung war das erste Wunder des Herrn. Sein erstes Wunder wirkt Christus in Gegenwart seiner ersten JŸnger, die er dabei als Werkzeuge benŸtzt, fŸr ein Brautpaar und zwar in einer scheinbar recht nebensŠchlichen, ganz irdischen Angelegenheit, die aber in ihrer Symbolik weit darŸber hinausweist.

Wie vielsagend und bedeutungsvoll ist das doch, weil uns dabei eben die Christusbegegnung in den beiden Standessakramenten offenbar wird: Der Herr hat nicht nur die Berufung zur Teilnahme am Amtspriestertum in seiner engsten Nachfolge zu einem heiligen Sakrament erhoben, er hat auch die Ehe geheiligt und zur unaussprechlichen WŸrde eines heiligen, Gnade-bewirkenden Sakramentes erhoben. Allen Brautpaaren, die Ihn zur Hochzeit laden und mit Ihm die Ehe schlie§en, wollte der Herr in FŸlle und stŠndig weiterwirkend seinen Gnadensegen zukommen lassen.

Christus will und muss zur Hochzeit geladen werden, wenn das Eheleben und der Aufbau einer wahrhaft christlichen Familie glŸcken soll.

Christus zur Hochzeit laden, was hei§t das?

1.    Das hei§t vor allem, dass bereits in der Vorbereitung auf den Ehestand und die VermŠhlung Christus mit seinem Geist dabei sein muss! Das Brautpaar von Kana zeigt es uns. Es ist einfach nicht vorstellbar, dass der menschgewordenen Sohn Gottes sich herabgelassen hŠtte, durch seine persšnliche Gegenwart jene eheliche Verbindung gutzuhei§en, zu segnen und zu heiligen, die vorher auf schmutzigen Wegen eingeleitet worden war. Sicher waren es zwei gute, sittlich saubere Menschen, die es wagen konnten, die makellose Jungfrau Maria und ihren gšttlichen Sohn Jesus Christus zu ihrer Hochzeit einzuladen. So mŸsste darum ein christlicher Mann und eine christliche Frau in die Ehe eintreten: mit klarem Blick, sauber und schšn mŸsste die gegenseitige †bergabe zu lebenslŠnglichem Verbundensein miteinander erfolgen und zwar im Angesichte Christi und der reinsten Jungfrau-Mutter. Ja, Christus mŸsste schon in der Zeit der Vorbereitung auf die Ehe dabei sein, wenn eine glŸckliche, von Gott gesegnete, wahrhaft christliche Ehe und Familie entstehen soll. Wie aber sieht es heute meistens aus? Oft hat man jedenfalls lŠngst vor der ehe alles Sexuelle schon bis zum †berdruss genossen, sodass man dann, wenn man sich zur Eheschlie§ung entschlie§t, ausgebrannt und leer ist, gar  wenn man die echte Liebe mit hemmungslosen Sex verwechselt und nie zu begreifen gelernt hat, wo denn eigentlich in der Ehe die wahre gegenseitige BeglŸckung zu finden ist. Zugegeben, vielfach haben heute dabei nicht einmal die jungen Leute selber die Hauptschuld, dass sie keine richtige, gro§e, schšne Auffassung von der Ehe haben und dementsprechend nicht die richtige Vorbereitung auf sie mitbringen. Die Hauptschuld daran tragen die totale Sexualisierung des šffentlichen Lebens in Filmen, Illustrierten und anderen Massenmedien, dann die šffentliche Preisgabe letzter Intimbereiche und die Erniedrigung des Liebes- und Geschlechtslebens. Durch die heutige hedonistische, nur noch lustbetonte Sexualutopie lernen die jungen Leute vielfach nie richtig, dass die Ehe etwas ganz anderes ist als nur sexuelle Befriedigung; es geht ihnen dadurch kaum je richtig auf dass die Ehe etwas unsagbar Schšneres und Kostbareres ist als die moderne Sex-Eskalation bis hin zum unmenschlichen untertierischen Gruppensex. Die Ehe ist – mit glŠubigen Augen betrachtet und im Lichte Christi und in ihrer sakramentalen wŸrde gesehen – der schicksalstrŠchtige gemeinsame Weg zweier wahrhaft Liebender durch Freud und Leid, ganz im Sinn dessen, was der Dichter Emmanuel Geibel so formuliert hat: ãDer eine Stab des andren und Liebe Last zugleich, gemeinsam Rast und wandern und Ziel das Himmelreich!Ò

 

2.    Christus zur Hochzeit laden, das hei§t dann weiter, dass die VermŠhlung selber nicht ohne den Segen Christi und seiner Kirche erfolgt! Wie arm sind jene Menschen, die sich einbilden, auf die kirchliche Trauung und den Empfang des Sakramentes der Ehe verzichten zu kšnnen. Das hei§t doch nichts andres als zu sagen: wir brauchen Christus bei unserer Hochzeit und in unserer Ehe nicht, wir brauchen seinen Segen und seine Gnade fŸr unser Ehe- und Familienleben nicht. Wir schaffen es schon allein, aus eigener Kraft! Und dann sieht man oft in erschŸtternd tragischer Weise, wie sie es schaffen: mit Zank und Streit in einem armseligen Nebeneinander und nie in einem frohen, schšnen, glŸcklichen Miteinander und FŸreinander! Wenn das Wort der Hl. Schrift: ãWenn der Herr das Haus nicht baut, bauen die Bauleute umsonst!Ò schon vom gewšhnlichen Hausbau gilt, dann umso mehr, wenn eine junge, glŸckliche Ehe und Familie  aufgebaut werden soll! Ein ohne Ehesakrament aufgebautes Ehe-und Familienleben zerfŠllt gar schnell, wenn der Sturm kommt, weil eben dieses Haus nicht auf dem Felsenfundament christlicher Liebe und Treue, sondern nur auf dem Grundsatz opferscheuen Sich-Auslebens, solange es geht und des Wiederauseinanderrennens, wenn es eben nicht mehr geht, aufgebaut ist. In den USA wurden einmal 18.000 Brautpaare gefragt: ãWie lange glauben Sie, wird Ihre Ehe dauern?Ò 42 % waren der Ansicht, ihre Ehe werde etwa 5 – 7 Jahre dauern, 6 % rechneten nur mit 2 Jahren; nur 33 % waren der Ansicht, dass die Ehe an sich grundsŠtzlich unauflšslich sein sollte. Nach den amtlichen Erhebungen betrŠgt die durchschnittliche Lebensdauer einer Ehe in den USA nicht einmal ganze 7 Jahre. KŸrzlich hat ein Filmstar einen Rekord aufgestellt: In 3 Jahren 5 mal verheiratet, 5 mal geschieden und die 6. Ehe dauerte nur 2 Wochen. Christus denkt ganz anders von der Ehe: ãWas Gott verbunden hat, darf der Mensch nicht trennen!Ò Wer Christus zur Hochzeit lŠdt, der tritt mit dem festen Vorsatz in die Ehe, ein christliches Eheleben zu fŸhren in Treue zu Gottes Geboten und in unverbrŸchlicher Treue zueinander!

 

3.    Christus zur Hochzeit laden, das hei§t schlie§lich aber auch, dass Christus auch nach der Trauung Gast in der Ehe und Familie bleiben darf und bleiben muss: Christus muss dabei sein vom ersten Tag des Ehelebens bis zum letzten Tag, dann ist sicher der Segen Gottes dabei.  Und er wird dann in einer solchen Ehe und Familie nie ein Spiel- und Freudeverderber sein, ganz im Gegenteil, er wird die irdische Freude und das irdische GlŸck der Gatten und der ganzen Familie heiligen und segnen und wird Ÿberdies vor allem auch Kraft geben, dass die Eheleute auch in Leid und Kreuz keinen Grund zum Verzagen haben. Gewiss mag es bisweilen zwar stimmen, dass der Ehestand ein Wehestand ist, aber dort wo Christus der Dritte im Bunde ist, da wird wenigstens der Wein ehelicher Liebe und Treue nie ganz ausgehen. Freilich mŸsste man sich immer wieder auf die im Sakrament der Ehe empfangenen Gnaden besinnen und mit ihnen auch mitwirken. Auf das vergessen heute leider allzu oft auch katholische Eheleute.

Die christliche Ehe wurde sakramental geschlossen mit dem Blick auf Christus und die Kirche!

Christus hat der Kirche, seiner Braut, die Treue gehalten bis in den Tod. Wie aber sieht es diesbezŸglich heute oft auch bei katholischen Eheleuten aus? Da hat der bekannte Moraltheologe aus dem Redemptoristen Orden P. Bernhard HŠring in seiner Moraltheologie ãDas Gesetz ChristiÒ (III/339) so klar und wahr geschrieben: ãZum Wesen der echten ehelichen Liebe gehšrt vor allem die absolute Treuebindung in absolutem Treuewillen. Ohne endgŸltige Treuebindung ist jede geschlechtliche Zuneigung unbekrŠftigt und jegliche intime €u§erung derselben unrechtmŠ§ig, weil sie des Ernstes der wahren Liebe ermangelt, die auf jedem Gebiet, besonders aber in dieser SphŠre, Treue verlangt. Die einmal beschworene Treue aber darf nicht von der schwankenden sinnlichen Zuneigung abhŠngig gemacht werden. Wahre Treue und Liebe mŸssen Ÿber dem Wandel des blo§ sinnlichen Strebens stehen. Sie mŸssen ihm gebieten und es formen.

Die staatliche Ermšglichung der Ehescheidung und Wiederverheiratung aber zersetzt bei all denen, die sich auf den Standpunkt solchen Rechtes stellen, den Treuewillen der Liebe von allem Anfang an. So steht an der Wurzel der heiligsten TreueschwŸre nichtchristlicher Eheleute das Fragezeichen der offengehaltenen Mšglichkeit, Liebe und Treue jederzeit aufzukŸndigen. Alle Liebesversicherungen angesichts der heiligen Ordnung der Ehe ohne den unbedingten Treuewillen sind nichts anderes als verschleierte LŸgen. Denn Liebe auf Widerruf und Treue auf KŸndigung sind in sich furchtbare WidersprŸche. In dieser Lebenszone sind es todbringende Masken!

Wie aber steht es bei uns in …sterreich heute mit der ehelichen Treue? In der Tageszeitung ãDie PresseÒ war schon am 9. April 1971 zu lesen: ãImmer mehr Ehen zerbrechen in …sterreich. Die Scheidungskurve in unserem Lande steigt weiter ganz bedenklich an. Jede dritte Ehe wird in Wien geschieden, im gesamten Bundesgebiet aber gehen pro Jahr 10.000 Ehen in BrŸche. Dies geht aus den neuesten Erhebungen des Statistischen Zentralamtes hervor. Das Ansteigen der Ehescheidungen um 20 % seit dem Jahre 1962 hat …sterreich mit DŠnemark und Schweden an die Spitzengruppe der LŠnder Europas auf dem Scheidungssektor katapultiert!Ò Seither ist es nicht besser, sondern noch viel schlechter geworden.

Wie aber kšnnte die Entwicklung bei uns in …sterreich hier anders verlaufen, wenn man es wagte, den Ehebruch als harmloses Kavaliersdelikt zu bezeichnen und dementsprechend straffrei zu erklŠren und wenn man der immer noch stŠrker anschwellenden Sexwelle tatenlos zusieht, ja sogar sie noch fšrdert?

Der genannte Moraltheologe P. Bernhard HŠring schreibt Ÿber die eheliche Treue weiter: ãEine Wiederverheiratung von geschiedenen unter der todernsten Formel: ã...bis euch der Tod scheidetÒ verfŠlscht den ernsten Sinn von Treue und Liebe in erschreckender Weise und muss als Herausforderung des getreuen Gottes empfunden werden. Die eheliche Liebe muss, um sich vollenden und in der Treue in allem bewŠhren zu kšnnen, eine gekreuzigte Liebe sein. Christliches Eheleben ist notwendigerweise Nachfolge des gekreuzigten Heilands. Der Treuebund der Liebe zwischen Christus und seiner Kirche, den das Sakrament der Ehe versinnbildet, ist am Kreuz besiegelt worden, im bitteren Herzweh des Heilands Ÿber allen Undank und alle Untreue seiner Freunde und seiner Feinde. Nur von Golgotha aus kann der eigentliche christliche Sinn der Ehe erschlossen werden! Nur im Gedanken an die blutige Hochzeitsnacht Christi am Karfreitag, als Er am Kreuz seine Ganzhingabe an die Kirche fŸr die sŸndige Menschheit vollzog! Ebenso kann nur in der vom Kreuzesopfer Christi ausstršmenden Kraft das stŠndige Ehekreuz getragen und fruchtbar gemacht werden. In der Schau des Glaubens, in der Kraft des Gebetes und des Empfanges der Opferspeise der heiligsten Eucharistie sind die Opfer einer glŸcklichen Ehe, ja selbst die gro§en, bestŠndigen Leiden unglŸcklicher Ehen nicht ein Fluch, sondern Nachfolge Christi und Darstellung der im Leiden sieghaften, treue Liebe Christi!Ò

 

Wo von der heutigen Untreue und Treulosigkeit gesprochen worden ist, wŠre es ungerecht, nur von der Untreue vieler Eheleute in unserem Lande zu sprechen und von der Untreue so mancher Priester und Ordensleute ihren heiligen Versprechen und Gelšbnissen gegenŸber zu schweigen! Nein, es soll auch darŸber offen geredet werden. Ihr wisst, wie in manchen progressistischen Priesterkreisen der Kampf gegen das Zšlibatsgesetz seit dem II. Vatikanischen Konzil entbrannt ist und wie seit dem Tag, da Papst Paul VI. die ãSchleuseÒ allzu weit gešffnet hat in der Dispenserteilung vom Zšlibatsgesetz und in der ZurŸcksetzung von zšlibatsmŸden Priestern in den Laienstand Tausende von Priestern – man spricht von mehr als 30.000! -  aus ihrem Amt geschieden sind zum grš§te Schaden der Kirche. Die Zahl der von ihren ewigen GelŸbden dispensierten OrdensmŠnnern und Ordensfrauen dŸrfte nicht kleiner, sondern eher noch viel grš§er sein! Und weil jetzt Papst Johannes Paul II. die allzu weit gešffnete ãSchleuseÒ wieder geschlossen hat und seit seinem Amtsantritt angeblich keine Dispens mehr erteilt hat, obgleich in Rom bei 3000 Gesuche um Dispens vom Zšlibat vorliegen sollen, so schimpft man Ÿber diesen Papst und nach dem ersten Jahr des ãHosannaÒ ist bei vielen bereits fŸr diesen Papst, der ein wahres Gottesgeschenk fŸr die Kirche ist, ein Jahr des ãCrucifige!Ò geworden.

Wo aber bleibt die beispielgebende Treue zu den beim Empfang des Weihesakramentes oder bei der ewigen Profess (mit den ewigen OrdensgelŸbden) Ÿbernommenen heiligen Verpflichtungen? So kšnnten heute viele Laien, vor allem christliche Eheleute, mit Recht fragen. Ja, heute ist leider auch unter Priestern und Ordensleuten die Situation schon so, dass man es kaum noch wagen darf, sich offen fŸr den Fortbestand des Zšlibats einzusetzen. Wohin sind wir gekommen in der Kirche Gottes? Dabei scheint es bisweilen, als ob wir noch so weit kommen wŸrden, dass man die Treulosigkeit gegenŸber den Zšlibatsverpflichtungen und den OrdensgelŸbden gar nicht mehr das nennen darf, was sie wirklich ist, sondern dass schlie§lich sogar die Treue jener, die unter gro§en Opfern und Verzichtleistungen ein langes Priesterleben lang gewissenhaft zu den frei Ÿbernommenen Verpflichtungen standen, als Dummheit hingestellt wird.

Hinter dem Kampf gegen den Zšlibat steckt leider vielfach die Tendenz, das Priestertum und den Ordensstand – wie so vieles andere in unserer heiligen Kirche – heute mšglichst billig zu machen und wie ein ãbilliger JakobÒ zu Schleuderpreisen auf dem Markt der Welt zu verkaufen, um leichter bei den modernen Menschen anzukommen. So propagiert man aber leider mit einem schlechten Beispiel ein entwertetes Christentum, aus dem das so wesentlich zu ihm gehšrige Zeichen des Kreuzes herausgebrochen wird.

Am Weihe- und Professaltar hat man Christus und seiner Braut, der Kirche, ewige Treue geschworen, nun schwšrt man einer Ehegattin die Treue und bricht gar manchmal auch diese Treue allzu schnell wieder, wenn es beispielsweise stimmt, dass 40 Prozent der Priester, die in Holland geheiratet haben, bereits wieder geschieden sind. So šffnet man dem Ausverkauf der kostbarsten christlichen Werte zu herabgesetzten Preisen TŸr und Tor, wie es einmal der bekannte Speckpater Werenfried von Straten formuliert hat.

Das aber ist ein gro§es UnglŸck nicht nur fŸr die Kirche, sondern auch fŸr die Welt, weil so allmŠhlich jeder Opfersinn, jeder Idealismus untergraben und jedem Heroismus und vor allem der Treue auf jedem Gebiet der Abschied gegeben wird. Was mŸssen sich da jene Priester und Ordensleute in jenen LŠndern denken, wo der gottlose Kommunismus herrscht? Sie sind jahrelang grausam verfolgt, geschmŠht, gefoltert und eingekerkert worden. Nun mŸssen sie sehen, wie bei uns im Westen das Ÿber Bord geworfen wird, wofŸr sie Besitz, Freiheit, Ehre, Zukunft und viele sogar ihr Leben in der Treue zum heiligen Beruf, in der Treue zu Christus und seiner Kirche hingeopfert haben! Und was mŸssen sich jene vielen treuen christlichen Eheleute denken, die auch noch in unserer so haltlos gewordenen, opferscheuen Zeit der Sex- und Suchtwelle es mit er ehelichen Treue und mit der Unauflšslichkeit der Ehe und mit der standesgemŠ§en Keuschheit in der Ehe ganz ernst nehmen und auch die Kinder, die Gott ihnen schickt, bejahen und willig und dankbar annehmen und nicht schon im Mutterscho§ morden.

Es sei zuletzt ein klares Wort von Papst Johannes Paul II. hierhergesetzt, das er in seinem GrŸndonnerstagschreiben des Jahres 1979 an die Priester gerichtet hat: ãDie oft verbreitete Ansicht, der priesterliche Zšlibat sei in der katholischen Kirche eine den EmpfŠngern des Weihesakramentes rein gesetzlich auferlegte Verpflichtung, beruht auf einem MissverstŠndnis, wenn sie nicht gar wider besseres Wissen vertreten wird. Es ist uns allen bekannt, das es nicht so ist. Jeder Christ, der das Weihesakrament empfŠngt, verpflichtet sich zum Zšlibat voll bewusst und freiwillig, nachdem er sich mehrerer Jahre lang durch grŸndliche PrŸfung und eifriges Gebet darauf vorbereitet hat.

Er fŠllt die Entscheidung fŸr ein Leben im Zšlibat nur, nachdem er zur festen †berzeugung gelangt ist, dass Christus ihm zum wohl der Kirche und zum Dienst fŸr die anderen diese Gnadengabe schenkt... Es geht hier darum, das Christus und der Kirche gegebene Wort zu halten. Das Stehen zu einem Wort ist zugleich Verpflichtung und Zeichen der inneren Reife des Priesters. Es ist Ausdruck seiner personalen WŸrde.  Das zeigt sich mit aller Deutlichkeit, wenn die Treue zu dem Christus versprochenen, bewusst und freiwillig Ÿbernommenen lebenslangen Zšlibat schwer wird, auf die Probe gestellt oder Versuchungen ausgesetzt wird, alles Dinge, die dem Priester ebenso wenig wie irgendeinem anderen Menschen und Christen erspart bleiben. In dieser PrŸfung muss jeder seinen Halt in noch innigerem Gebet suchen, um dadurch in sich jene Haltung der Demut und Aufrichtigkeit Gott und dem eigenen Gewissen gegenŸber wiederzufinden, die sich als Quelle und StŸtze fŸr das erweist, was ins Wanken geraten ist. Daraus erwŠchst eine Zuversicht, die der des hl. Paulus gleicht, wenn er sagt: ãIch vermag alles durch Ihn, der mich stark macht!Ò (Phil 4,13). Die Erfahrung zahlreicher Priester bestŠtigt diese Wahrheiten, und auch die Wirklichkeit des Lebens bekrŠftigt sie.  Wer sie annimmt, legt damit die Grundlage fŸr seine Treue zu dem Christus und der Kirche gegebenen Wort. Es bleibt zugleich in echtem Sinn sich selber, seinem Gewissen, seiner eigenen MenschenwŸrde treu. An all das gilt es vor allem in stunden der Krise zu denken, um nicht gleich um Dispens zu ersuchen, als ob es sich um einen reinen Verwaltungsakt und nicht vielmehr um eine tiefreichende Gewissensfrage und eine Probe auf die eigene Menschlichkeit handelte. Gott hat ein Recht darauf, dass jeder von uns sich dieser PrŸfung stellt, wenn es schon wahr ist, dass das irdische Leben fŸr jeden Menschen eine PrŸfungszeit bleibt. Gott will aber auch zugleich, dass wir siegreich aus solchen PrŸfungen hervorgehen, und er schenkt uns dazu die entsprechende Hilfe. Vielleicht ist es gut, hier mit einigem Grund darauf hinzuweisen, dass die Verpflichtung zur ehelichen Treue, wie sie sich aus dem Ehesakrament ergibt, in ihrem Vollzug Šhnliche Verpflichtungen mit sich bringt und zuweilen fŸr die verheirateten MŠnner und Frauen zu Šhnlichen PrŸfungen und Erfahrungen fŸhrt, so dass auch sie in dieser ãFeuerprobeÒ den Wert ihrer Liebe erweisen mŸssen. Die Liebe ist ja in all ihren Dimensionen nicht nur Gabe, sondern auch Aufgabe. FŸgen wir schlie§lich noch hinzu, dass unsere BrŸder und Schwestern im Ehestand mit Recht von uns Priestern und Seelsorgern ein gutes Beispiel und das Zeugnis der Treue zum Beruf bis in den Tod hinein erwarten. Es ist die Treue zur Berufung, die wir im Weihesakrament so wie sie im Sakrament der Ehe Ÿbernommen haben.Ò

Papst Johannes Paul II. sagt in diesem gleichen Schreiben auch sehr klar und schšn, was die Menschen heute vom Priester erwarten und welchen Priester heute die Menschen wŸnschen und ersehnen: ãGefragt ist letztlich von den Menschen immer nur jener Priester, der sich seines Priestertums im vollen Sinn bewusst ist: der tiefglŠubige Priester, der mutig seinen Glauben bekennt, der eifrig betet, mit †berzeugung in der Lehre unterrichtet, der dient und in seinem Leben das Programm der Seligpreisungen verwirklicht, der selbstlos zu lieben wei§ und allen nahe ist, besonders denen, die sich am meisten in Not befinden.Ò

 

Christusbegegnung im Priester-, Ordens- und Ehestand! Was es dabei vor allem braucht, ist die Treue. Satte Spie§er kennen keine treue, vor allem nicht in einer Zeit, in der die Treulosigkeit zum Kennzeichen der Wohlstandsgesellschaft geworden ist. Alle, denen es mit dem Christentum noch ernst ist, die Priester, die Ordensleute, die Eheleute, die Unverheirateten, sollten es wieder ganz ernst nehmen mit der Treue gegen Gott und seine Gebote, mit der Treue gegen Christus und seine Kirche, mit der ehelichen Treue, mit der Treue zu den Priester- und Ordensverpflichtungen. Er, unser Herr und Heiland, wird in der Geheimen Offenbarung 1,5 und 3,14 ãder treue ZeugeÒ genannt, der dort zu den lau und untreu gewordenen Christen von Laodizea das harte Wort spricht: ãIch kenne deine Werke: dass du weder kalt noch warm bist! WŠrest du doch kalt oder warm. Weil du aber lau bist, so will ich dich ausspeien aus Meinem Munde!Ò Mšge das Christus zu keinem von uns, die wir entweder das Standessakrament der Ehe oder das Standessakrament der Priesterweihe empfangen haben oder uns zu immerwŠhrender Treue in den ewigen OrdensgelŸbden verpflichtet haben, jemals sagen mŸssen. Wir sind heute alle gefŠhrdet durch den Trend der Zeit, gefŠhrdet in der Treue! In jedem Menschen, in jedem Christen, in jedem Priester, in jeder Ordensfrau, in jedem Ehemann, in jeder Ehefrau steckt ein StŸck Judas, der sich gelegentlich immer wieder rŸhrt und zur Untat des Verrates am Herrn und zur Treulosigkeit schreiten mšchte. Sogar ein besonders liebenswŸrdiger Heiliger, der hl. Philipp Neri, hat jeden Tag gebetet: ãHerr, hilf du heute deinem Philippus, weil er dich sonst treulos verraten wŸrde!Ò

Nur dem DemŸtigen, der nie vergisst, um die nštige Gnade der Beharrlichkeit und Treue zu beten, beharrlich zu beten und mit der erbeteten Gnade auch mitzuwirken, wird es gelingen, wie Christus und fŸr Christus und mit Christus ãein getreuer ZeugeÒ zu sein im Glauben, in der Liebe, im Leben aus dem entsprechenden Standessakrament.