Letzter Sonntag im Kirchenjahr - Christkönigsfest
gehalten in St. M. Loreto am 23.11.1975
Ein Goldenes Jubiläum feiert dieses Fest heute. Vor 50.Jahren, im Hl. Jahr 1925 ist es auf Weisung von Papst Pius XI. erstmalig gefeiert worden. Es hat seinen Standort verloren — nicht nur, was die Verlegung dieses Festes vom letzten Oktobersonntag auf den letzten Sonntag im Kirchenjahr betrifft. Auch der innere Standort dieses Festes scheint stark verschoben zu sein. Von einer glanzvollen "Parade" der Soldaten Christi des Königs mit Bannern und Aufmärschen der Kath. Jugend, wie es einst zur Feier des Christkönigsfestes dazugehörte, ist nichts mehr übriggeblieben. Auch sonst hat sich viel geändert in der Einstellung zur Christkönigsidee, nicht bloß bei der Jugend, auch bei den Erwachsenen, auch bei den Priestern und Ordensleuten. Ich denke da in Wehmut an jene, die in den letzten Jahren Christus dem König die geschworene Treue aufgekündigt haben... Und ich denke da an jene, die sich in den letzten Jahrzehnten und Jahren für ganz andere Größen, für vergängliche Scheingrößen begeistert haben und immer noch begeistern: für Hitler, für Stalin, für Ho Tschi Min, für Mao Tse Tung, u.a.
Verdient denn Christus der König heute nicht mehr Gefolgschaftstreue und begeisterte Nachfolge? Ist sein Programm veraltet und unmodern geworden?
Aber nein, auch heute noch gilt die Behauptung Christi des Königs: Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen! Und er wird einmal alle Menschen danach fragen, wie sie zu seinem zeitlos gültigen Programm gestanden sind und es auszuführen sich im Erdenleben bemüht haben. Das wird uns heute im Evangelium klar gemacht: "Wer nicht mit Mir ist, ist gegen Mich!" So hat Er gesagt. In dieser Sicht steht nicht bloß die Menschheit und die Kirche immer wieder in der Krise, in der Scheidung und Entscheidung, sondern jeder einzelne von uns!
Wie stehst Du zu Christus? Zu Seiner Person? Zu Seinem Werk? Zu Seinem Evangelium? Zu Seinen Forderungen? Zu Seiner Kirche? Zu Seinem Geist? Am Werktag? Am Sonntag? Im stillen Kämmerlein? Und in der Öffentlichkeit? In der Familie? Und im Beruf? In der Schule? Im Geschäft? Spürt man es, merkt man es, dass Du zu Christus stehst? Dass Du Christ bist? Echt und wahr und ganz? Ja, wir alle stehen in der Krise, in der Krisis, in der Scheidung, in der Entscheidung für Christus oder gegen Ihn! Du brauchst gar nicht lang fragen: wann kommt der Herr zum Gericht? Wann werden das Weltende und das Weltgericht sein? Jeden Tag wird bei Dir, in Dir, in Deiner Familie, in Deiner Ehe, die Krisis, die Scheidung und Entscheidung vorgenommen! Triff sie so, dass Christus dabei nicht zu kurz kommt, dann wirst Du einmal beim persönlichen Gericht am Ende Deines Lebens und beim Weltgericht am Ende der Zeit nicht zu kurz kommen, denn Du standest ja schon zu Lebzeiten auf Seiten Christi. Du hattest Dich für Ihn entschieden. So entscheidet Er sich nun für Dich – für immer! Dann mag ruhig der große Tag des Zornes und der Zähren, dies irae, dies magna et amara valde, anbrechen. Du brauchst dann nicht zu bangen! Du standest ja immer schon auf Seiten Christi.
In diesem Sinn wollen wir heute einmal die Predigt beschließen mit dem großen Gerichtsgesang des Mittelalters, dem Dies irae, das eigentlich gar kein Totengesang für die Totenmesse, sondern ein Gerichtslied ist für das Ende des Tages, für das Ende des Lebens, für das Ende der Zeit, wenn Er, Christus kommt zur Krisis, zur Scheidung und Entscheidung im Gericht.