31. Sonntag im Jahreskreis C
gehalten in St. M. Loreto am 5.11.2004
Von einem Mann ist im heutigen SoEv die Rede, dessen Name mit Zachäus, dessen Beruf mit "reicher Oberzöllner" angegeben wird. Aber das war kein Beruf nach Art unserer heutigen Zollbeamten. Es handelt sich vielmehr um einen üblen Unterdrücker, der vom arbeitenden Volk Steuern erpresste und die Wehrlosen ausbeutete undj überdies ein Kollaborateur war, der sich in den Dienst der römischen Besatzungsmacht gestellt hatte. Er hatte an die römische Besatzungsmacht, in deren Dienste er sich gestellt hatte, eine feste Summe an Zöllen und Steuern abzuliefern. Wie er diese Summe zusammenbrachte, das war seine Sache. Er hatte völlig freie Hand dabei und konnte auch viel mehr aus dem Volk herauspressen, als er abliefern musste. Niemand schrieb ihm vor, wie viel Abgaben er verlangen durfte. Er lebte und prasste auf Kosten der anderen.
Es gibt auch heute noch solche Menschentypen, die sich auf Kosten der anderen bereichern. Solche Menschen wird eines Tages - so hoffen wir im Stillen - die Gerechtigkeit einholen. Man wird sie doch einmal erwischen - der Krug geht bekanntlich solange zum Brunnen, bis er bricht, wie das Sprichwort sagt. Dann werden solche Menschen vor Gericht stehen und entsprechend bestraft werden. Bis das eintritt, soll man sie meiden, den Umgang mit ihnen unterlassen, sie mit Verachtung strafen.
So dachten jedenfalls damals die Schriftgelehrten und Pharisäer. Ganz anders dachte und handelte Jesus. Er sprach den Zöllner Zachäus an und suchte seine Gemeinschaft. Jesus wusste: Kein Mensch ist nur böse, so dass man ihn verteufeln und endgültig verwerfen dürfte. Jeder Mensch, auch dieser Oberzöllner, soll die Chance geboten bekommen, sich zu bekehren und zu bessern. Darum redete ihn Jesus an, lud sich sogar selber bei ihm ein. Jesus stößt den armen Sünder nicht angeekelt von sich, sondern wendet sich ihm zu und sucht sein Vertrauen zu gewinnen. Und diese Initiative hatte Erfolg: aus einem Ausbeuter wurde ein Wohltäter, er fing an zu schenken statt zu raffen und zu rauben: Die Hälfte seines Eigentums will er den Armen schenken und vierfach will er zurückerstatten, wenn er jemanden betrogen hat, Ist das nicht großartig?
Ob wir nicht die Art des Heilands nachahmen sollten? Wir sollten den Glauben an das Gute im anderen nicht gar so schnell aufgeben, auch wenn wir vielleicht schon weiß Gott wie oft enttäuscht worden sind! Jesus reagierte auf das Böse im Menschen nicht mit Verurteilung und Bestrafung, sondern bot dem Schuldigen eine Chance zur Bekehrung. Lieber wollte er selber verhöhnt und verspottet werden als Freund der Zöllner und Sünder. Er wusste sich ja gerade dazu gesandt, zu suchen und zu retten, was verloren war.