29. Sonntag im Jahreskreis - C
gehalten in Parsch am 17.Oktober 1971
Vom Beten, vom beharrlichen Beten spricht der Herr im heutigen SoEv. Und er macht es uns klar an einem Gleichnis von einer Frau, die Mut und Schneid gehabt hat und nicht sich in ihrem Anliegen schnell abfertigen ließ bei den Behörden, bei dem zuständigen Richter. Der Richter war in der ganzen Stadt gefürchtet, ein harter Mensch, ein Atheist, und dabei ein Paragraphenreiter, den nur die Paragraphen, nicht aber die Menschen mit ihren Sorgen und Anliegen interessierten. Die Leute hatten es wohl dieser Frau mehrmals schon gesagt: Bei diesem Beamten kommst du nicht durch. Sie aber ließ nicht locker. Alle Tage wieder ging sie hin, klopfte unentwegt bei ihm an. Ob er die Augen rollte und die Stirne furchte, ob er ihr zehnmal, hundertmal nein sagte, sie ging immer wieder hin; sie forderte ihr Recht, sie bettelte immer wieder: "Es ist doch Ihre Aufgabe. Dazu sind Sie doch da!" Sie jammerte, sie schimpfte, sie drohte. Ja, sie drohte. Sonst wäre es doch unmöglich, dass der Richter es eines Tages mit der Angst zu tun bekam: "Die fährt mir ja noch ins Gesicht, wenn ich ihr nicht ihr Recht verschaffe!" - Wahrlich, diese Frau war in ihrer Zudringlichkeit eine beharrliche Bettlerin. - Und Christus sagt uns, wir sollten es wie diese Frau machen. Beten, beten, beten, beharrlich beten, immer wieder beten. Nicht wie Menschen, die es gleich wieder aufgeben, wenn sie nicht sofort erhört werden. Zuerst haben sie sich vielleicht jahrelang nicht mehr um Gott gekümmert. Jetzt sind sie in Not geraten. Jetzt fangen sie zu beten an. "Not lehrt beten". Und meinen dabei, Gott müsste sie sofort und auf der Stelle erhören, er müsste sofort mit seiner Hilfe zur Stelle sein. Sie behandeln Gott wie einen Hausknecht, dem man nur pfeifen muss und er kommt. Nein, Gott ist nicht der Knecht, er ist der Herr. Und er will von uns gebeten sein. Und er erhört uns manchmal nicht so schnell. Warum wohl? Weil er viel viel besser weiß, was zu unserem Heile gereicht, als wir kurzsichtigen Menschen, die wir meinen, um einen Fisch zu bitten, und tatsächlich haben wir vielleicht um eine Giftschlange gebeten. Beharrlich beten! Eine Gebetsform, bei der wir das lernen könnten, ist das heute geschmähte und gering geschätzte Gebet des Rosenkranzes. Wir stehen im Rosenkranzmonat Oktober. Da ist es sicher am Platze, einmal an das Rosenkranzgebet zu erinnern! …