20. Sonntag im Jahreskreis - C
Kirchweihfest
gehalten in Meckenbeuren
In einem ergreifenden Bericht über das Festhalten von rußlanddeutschen Katholiken am Glauben und am sakramentalen Leben - versteckt in Wohnräumen wird die Sonntagsmesse gefeiert - da las ich im Osnabrücker Kirchenbote 16.Mai 1976 S.16, dass die Gläubigen das von ihren Vorfahren überlieferte deutsche Kirchenlied am Anfang des Gottesdienstes singen:
"Hier hat Gott selbst ein Haus/,
hier teilt Er Segen aus,/
hier ist die Himmelspforte,/
hier hört man Gottes Worte,/
hier lernt man Gott erkennen/
und freudig Vater nennen."
Das ist eigentlich ein großartiges Kirchweihlied, das klar angibt, um was es beim katholischen Gotteshaus, bei der Kirche geht. In der Kirchweihpräfation beten wir zum himmlischen Vater: "Zu deiner Ehre wurde dieses Haus errichtet, in welchem du deine pilgernde Kirche versammelst, um ihr darin ein Bild deiner Gegenwart zu zeigen und ihr die Gnade deiner Gemeinschaft zu schenken. Denn du selbst, o Gott, erbaust dir einen Tempel aus lebendigen Steinen. Von allen Orten rufst du deine Kinder zusammen und fügst sie ein in den geheimnisvollen Leib deines Sohnes. Hier lenkst du unseren Blick auf das himmlische Jerusalem und gibst uns die Hoffnung, dort einmal im ewigen Frieden deine Herrlichkeit zu schauen. Darum preisen wir dich in deiner Kirche und vereinen uns mit allen Engeln und Heiligen zum Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit."
Jeder Kirchenbau, jeder Kapellenbau ist also Ausdruck des geistigen Kirchenbaus, wenn Menschen dabei in Glaube, Hoffnung und Liebe zu einer Gemeinschaft zusammenwachsen, die Gott verherrlicht und den einzelnen Gläubigen hilft, das letzte große Ziel zu erreichen, lebendiger Baustein zu sein im ewigen Tempel der himmlischen Herrlichkeit.
Bei uns in der Erzdiözese Salzburg gab es vor ein paar Jahren eine pastorale Jahreslosung für alles in jenem Jahr anfallende seelsorgliche Planen und Schaffen, die da lautete: "Miteinander Kirche bauen".
Was hier ideal ausgesagt und geplant war, ist hier beim Kapellenbau in Obermeckenbeuren eigentlich großartig verwirklicht worden, denn die gemeinsame Anstrengung im Planen und Schaffen des geistig-geistlichen Dorfzentrums ist doch eigentlich eine großartige Verwirklichung dessen gewesen, was in jeder Pfarrgemeinde, ja, in jeder Diözese immer wieder neu von Generation zu Generation Wirklichkeit werden sollte: Miteinander Kirche bauen, geistigerweise und gesinnungsmäßig, um miteinander im Beten und Arbeiten, im Opfern und Sühnen, im Rücksichtnehmen aufeinander und im Geduld-haben miteinander Gott zu loben und zu preisen und so miteinander gläubig froh in dienender Liebe auf dem Weg zum ewigen Ziel zu sein, um dann einmal mit Christus, durch Ihn und in Ihm im Tempel der Ewigkeit den nicht mehr bloß geglaubten, sondern nun darin in seliger Anschauung geschauten Gott zu lieben und zu loben die ganze Ewigkeit hindurch.
Es ist mir so vielsagend, dass es uns in letzter Zeit immer mehr aufgeht, wie wir - jeder allein für sich - gar nicht richtig glauben und gar nicht richtig christlich leben können. Es braucht dazu die den Einzelnen tragende und stützende Gemeinschaft, in der der Einzelne mitgerissen und ergriffen wird von jenem Feuer, von dem Christus im heutigen SoEv des 20. Sonntags im Jahreskreis C spricht: "Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen; und wie froh wäre ich, wenn es schon brennen würde!"
Was meinte unser Herr da unter dem Feuer das Er wie einen lodernden Brand auf die Erde werfen wollte? Zweifellos meinte Er darunter vor allem das Feuer des Hl. Geistes, der am Pfingstfest in Sturmesbrausen und in Feuerzungen auf die im Abendmahlssaal um Maria gescharten Apostel, also auf die junge Kirche herabkam: "Es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten und auf jeden einzelnen von ihnen niederließen". So heißt es in Apg 2,3 über das Pfingstereignis. Das Feuer des Hl. Geistes, das Feuer der Liebe, das Feuer der Begeisterung für Christus begann damals hell aufzulodern. Das war der Augenblick, den Jesus herbeigesehnt hatte, als Er sprach: "Feuer auf die Erde zu werfen bin Ich gekommen und wie wünsche ich, dass es bereits auflodere!"
Dieses Feuer des Hl. Geistes ist seit jenem ersten Pfingstfest nie mehr in der Kirche erloschen. Es gab wohl Zeiten, wo es schwächer und schwächer brannte, bisweilen fast nur noch wie eine Glut unter der Asche, weil die Glieder der Kirche, jedenfalls viele von denen, die glühen müssten, lau und gleichgültig geworden waren. Heute sieht es oft so aus, als ob das Feuer des Hl. Geistes, das Feuer der Begeisterung im besten Sinn des Wortes in vielen erloschen oder am Erlöschen wäre. Aber es gibt Gott sei Dank auch in unserer Zeit feurige Menschen, geisterfüllte, von Gottes- und Nächstenliebe glühende Menschen. Jene, die hier beim Kapellenbau an der Arbeit waren, waren auch solche Menschen, die es verstanden haben, miteinander Großes zu leisten und zu vollbringen und so ein Zeichen für lebendiges Kirchenbewusstsein zu setzen.
Beten wir miteinander und füreinander bei diesem sonntäglichen Gottesdienst, dass das Feuer des Hl. Geistes, das Feuer der Begeisterung für Christus und die Kirche in unserer Zeit nicht erlischt, sondern neu auflodert. Lassen wir selber uns immer wieder neu entzünden und entflammen vom Geist der Gottes- und Nächstenliebe, den es braucht, um nicht bloß eine Kapelle, sondern Kirche zu bauen aus lebendigen Bausteinen. Amen.