Ostern

 

Die amerikanische "Gesellschaft für menschliche Tiefkühlung", die bereits 5000 Mitglieder zählt, hielt unlängst (Anfang 1969) ihren Jahreskongress ab. Dabei konnte der Präsident dieser Gesellschaft mitteilen, dass es bereits 10 Amerikaner gewagt haben, sich auf dem Sterbebett, bevor der Tod eintrat, einfrieren zu lassen. Eine beachtliche Anzahl von Mitgliedern ist vorgemerkt und bereit, sich im Falle einer aussichtslosen Erkrankung in einem Tiefkühlsarg auf minus 162 Grad unterkühlen zu lassen. Der Präsident der Gesellschaft äußerte seine Überzeugung, dass die Medizin über kurz oder lang imstande sein werde, wirksame Mittel gegen bisher noch unheilbare Leiden zu finden. Dann würden die eingefrorenen Mitglieder der Gesellschaft aufgetaut und könnten dann munter ein zweites Leben beginnen.

Das klingt alles noch arg phantastisch, aber wer weiß, was die Mediziner und Techniker zusammen noch alles zuwege bringen werden? Wir Menschen haben ja im Streben nach einem besseren, schöneren, längeren Leben - vor allem in den Industrieländern -gerade in jüngster Zeit schon erstaunliche Erfolge erzielt: Die Arbeitszeit wurde verkürzt und soll noch weiter auf 40 Arbeitsstunden in der Woche verkürzt werden. Manche prophezeien schon, dass man ab 1975 überhaupt nur noch einen Tag in der Woche arbeiten wird — vormittags oder nachmittags, fragte ein boshafter, skeptischer Zeitgenosse; aber Spott beiseite, die Massenmedien und die modernen Verkehrsmittel haben die Welt klein gemacht und garantieren uns reiche Erlebnismöglichkeiten, von denen man sich in der Vergangenheit nicht einmal im Traum eine. Vorstellung machen konnte; dem vielgepriesenen hohen Lebensstandard sind wir tatsächlich ganz stark auf den Fersen, die Lebenserwartung ist tatsächlich schon beträchtlich gestiegen (70 und noch mehr!).

Wir haben viel erreicht, um das Menschenleben reicher und länger zu machen. Der uralte, ewige Traum nach einem ewigen Leben auf Erden wird jedoch immer ein` Traum bleiben. Selbst die kühnsten Experimente in kostspieligen Tiefkühlsärgen werden immer an Grenzen stoßen, und der Tod wird immer der Stärkere bleiben.

Hier setzt nun Ostern mit seiner gewaltigen Glaubenswahrheit ein: Ostern mit der Auferstehung überbietet alle Lebenserwartungsträume der Menschen bei weitem: Christus hat für sich und für alle, die in Glaube, Hoffnung, Liebe und Gnade Lebensgemeinschaft mit ihm pflegen, die Todesmauer durchstoßen und den Weg in ein neues, ewiges Leben eröffnet.

Der Auferstandene lebt, er stirbt nicht mehr. Und er versichert auch uns: Ihr werdet ewig leben! Die Osterpräfation kündet uns voll heiliger Freude: "Durch Sein Sterben hat Er unsern Tod vernichtet und durch Sein Auferstehen neues Leben uns erworben!" Christus ist gekommen, damit wir das Leben haben und es in Fülle haben!

Seit dem ersten Ostertag hat der Tod ein neues Vorzeichen, er ist nicht mehr Ende, sondern Neuanfang, er ist nicht mehr Untergang, sondern Übergang zum wahren, eigentlichen, ewigen Leben. Unsterblichkeit und ewiges Leben sind die Gaben des Erlösers. Diese Gaben können durch keine noch so große menschliche Anstrengung, sei es der Technik, sei es der Medizin oder sonst einer Wissenschaft, erreicht werden. Sie sind ein Geschenk, eine unverdienbare Gabe der Liebe Gottes, die mit Christus in unsere Welt hereingebrochen ist.

Gewiss, die Auferstehung Christi war keine Rückkehr in sein früheres irdisches Leben — wie etwa die "Auferstehung" aus einer Tiefkühltruhe! - , die Auferstehung Christi war keine Fortsetzung seiner irdischen Existenzweise, Christus ist nicht in unsere vergängliche Welt zurückgekehrt, sondern in eine neue Welt, in die Welt der Vollendung, ist Er vorausgegangen als "Erstling der Entschlafenen" (1 Kor 15,20). In Ihm ist unsere Auferstehung bereits vorausgenommen, der Ostermorgen hat den großen Menschheitstraum, die große Menschheitssehnsucht nach einem glücklichen, ewigen Leben ohne Ende, erfüllt.

Zu Ostern wurde für die erneuerte, verklärte Schöpfung, für den neuen Himmel und die neue Erde der Anfang gesetzt und das Fundament gelegt. Jetzt braucht niemand mehr zu verzagen, nun gibt es keine noch so traurige Lage mehr, die für einen Christen aussichtslos wäre. Es kann uns gläubigen, christusverbundenen Menschen im Grunde nichts mehr passieren.

Gewiss, wir können von Schicksalsschlägen, von Krankheit und Leid heimgesucht werden, der liebste Mensch kann uns enttäuschen oder verlassen, der Tod ist einem jeden von uns gewiss, ja, das stimmt alles, daran hat sich durch den Kreuzestod und die Auferstehung nichts geändert, aber wir haben die Garantie, dass einmal alles gut ausgeht, wenn wir nur den göttlichen Lebenskeim der Gnade in uns nicht verderben und absterben lassen. Christus hat es uns zugesagt und garantiert: Wer sein Leben verliert, wird es endgültig gewinnen. Als Getaufte sind wir nicht bloß mit dem Tod des Herrn, sondern auch mit seiner Auferstehung, mit seinem unvergänglichen Leben der Auferstehungsherrlichkeit verbunden.

Unsere Lebenshoffnung gründet letztlich nicht in der Medizin und Technik und nicht in immer höherem irdischem Lebensstandard, sondern gründet in der Auferstehung des Herrn.

Wir tragen den Lebenskeim der Unsterblichkeit bereits in uns, weil der Herr unseren Tod durch seinen Tod überwunden hat. Zu Ostern ist die große Entscheidung gefallen. Christus garantiert allen, die an ihn glauben: "Ich lebe, und auch ihr sollt leben, ewig leben!" Das ist der Sieg, der die Welt überwindet!