Weihnachten 1966
Weihnachten ist es wieder geworden. Die Glocken haben es in der hl. Nacht feierlich verkündet. Die Lichter brannten am Christbaum. Die schönen alten Weihnachtslieder klangen wieder auf im Radio, im Fernsehen,… Vielleicht haben wir uns selber wieder aufgerafft zum Singen. Und waren dann lieb und nett zueinander und haben einander beschenkt. Und jetzt freuen wir uns noch auf ein festliches Essen… Ist das nun alles von Weihnachten 1966? Was merkt man denn überhaupt noch vom Geschehen jener fernen Nacht vor 1966 Jahren? Engelsbotschaft, Gloria, Pax. Und in einem verlassenen Stall ein neugeborenes Kind, von dem es im Eingangslied der 3. Weihnachtsmesse mit den Worten des Propheten Jesaja heißt: „Ein Kind ist uns geboren – ein Sohn ist uns geschenkt, auf seiner Schulter ruht die Herrschaft, sein Name ist: Bote des göttlichen Rates!“ – Schöne Worte. Aber was ist daran wahr?
Hat man denn im Großen des Weltgeschehens schon etwas gemerkt von dem Licht aus dem Stall von Betlehem? Ist es denn auf unserer Erde seit damals spürbar besser geworden?
Viele sagen pessimistisch: Nein! Schaut euch doch um in unserer Welt! Nur in unserem Jahrhundert: Kriege noch und noch, Millionen Tote, Elend über die Maßen, keine Spur von Licht, von Güte, von Frieden auf Erden. Es ist nicht besser geworden.
Aber hat uns denn Gott gesagt, er werde bei seiner Herabkunft ein perfektes Paradies mitbringen? Hat er uns etwa gesagt, er werde uns erlösen von allem irdischen Leid, von allen Sorgen und Nöten? Hat er nicht gesagt er werde dazu kommen, um uns zu erlösen von unseren Sünden. Und um uns die Gnade zu verdienen, damit wir den Weg aus dem Dunkel in das Licht finden, wenn wir mit unserem guten Willen und mit unserem Gutsein sein Reich aufbauen helfen, das ein Reich der Wahrheit, der Gerechtigkeit und der Liebe sein soll. Da fand ich in einer Zeitung in der Weihnachtsnummer ein Gedicht, das mich eigenartig angerührt hat. Vorerst klingt es fast wie Spott und Blasphemie, wie da der Stil des Weihnachtsevangeliums nachgemacht wird, um unsere wahre Situation zu schildern. Dann aber, bei tieferem Nachdenken, merkt man: Der Verfasser dieser Verse wollte nicht spotten, sondern den Christen unserer Zeit ins Gewissen reden, damit sie – damit wir – die Folgerung ziehen aus der Tatsache, dass der Sohn Gottes Mensch geworden ist aus unendlicher Liebe…
Das Gedicht lautet so:
„Es begab sich aber zu der Zeit/
da die Bibel ein Bestseller war, übersetzt in 197 Sprachen,/und das NT noch sechzigmal mehr,/
dass alle Welt sich fürchtete:
Von selbstgemachten Katastrophen, Inflationen, Kriegen, Ideologien,
vor Regenwolken, radioaktiv,/und Raumschiff-Flottillen,/
die spurlos verglühen;
Als die Menschenmenge auf dem Wege war,/ungeheuer sich vermehrend,/hinter sich Vernichtungslager der Vergangenheit,/vor sich die Feueröfen des Fortschritts,/und alle Welt täglich geschätzt und gewogen wurde,/ob das atomare Gleichgewicht stimmt, da hörte man sagen: Lasst uns nach Betlehem gehen!“
Je grausamer und verworrener die Weltsituation ist, je mehr sich die Menschheit bei allem technischen Fortschritt in Friedlosigkeit und Kriege hineinmanövriert, desto mehr müssen wir uns es sagen und danach handeln: „Lasst uns nach Betlehem gehen!“ Und dort schauen das Wunder der Liebe, das durch uns sich vervielfältigen soll.
Die Bibel ist wohl Bestseller. Die Botschaft der Bibel ist wohl in fast alle Sprachen der Welt übersetzt. Überall in der Welt weiß man vom Geschehen in Betlehem.
Es kommt darauf an, ernst zu machen mit der Engelbotschaft, die damals auf dem Hirtenfeld von Betlehem aufklang…
Es kommt darauf an, ernst zu machen mit dem Leben nach dem Evangelium. Dann wird es für alle, auch für die Menschen unserer Zeit, zur Frohbotschaft, zur Friedensbotschaft, zur Freudenbotschaft und es gilt dann auch uns, was der Engel den schlichten, einfachen Hirten gesagt: „Fürchtet euch nicht! Seht, ich verkünde euch eine große Freude…“ Glauben wir an Christus, den menschgewordenen Sohn Gottes! Lieben wir ihn. Hören wir auf seine Botschaft der Liebe. Und es wird auch von uns stimmen, was Johannes, der Lieblingsjünger, am Ende seines Prologs dankbar froh bekennt: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt. Und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des Eingeborenen vom Vater voll der Gnade und Wahrheit!“