Der selige Bartolo Longo (14. Februar 1841 – 5. Oktober 1926)

 

Durch beharrliches Beten des Rosenkranzes haben so manche Heilige nicht blo§ eine besondere Vertiefung ihres Glaubenslebens, sondern sogar die Vollkommenheit und Heiligkeit erlangt und das ewige GlŸck im Himmel erworben. So war es jedenfalls bei jenem Rechtsanwalt Bartolo Longo, der am Ende des Rosenkranzmonats Oktober 1980 von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen wurde.

Bartolo Longo wurde am 10. Februar 1841 in Laziano bei Brindisi (SŸditalien) als Sohn des Bartolomeo Longo und der Antonia geb. Luparelli, geboren. Seine humanistische Bildung bekam der Junge im kšniglichen Collegium Ferdinandeum der Piaristen in Francavilla Fontana von 1846 bis 1858. Nach einer froh und rein verlebten Kindheit und Jugend studierte er Jus in Lecce und ab 1863 in Neapel. Dort herrschte damals an der UniversitŠt ein ausgesprochen unchristlicher, antiklerikaler Geist. Bartolo Longo wurde dadurch in den Jahren seines Hochschulstudiums in seiner bisherigen GlŠubigkeit ganz arg erschŸttert. Wo der Glaube schwach geworden ist, kehrt oft zuerst der Aberglaube und dann der Unglaube ein. So war es auch bei dem jungen Juristen Longo: Er lie§ sich von falschen Freunden fŸr den Spiritismus begeistern, der damals in Neapel beinahe die Gestalt einer institutionalisierten Religion mit Tempeln, Riten, Zeremonien und Kultdienern angenommen hatte und mit dŠmonischen KrŠften fast im Sinn eines Teufelskultes, Menschen anzog. Zum GlŸck hatte der junge Jurist Longo die freundschaftliche Verbundenheit mit einem tief glŠubigen, frommen Professor namens Vincenzo Pepe nicht abbrechen lassen. Dieser brachte den jungen Juristen dazu, sich in seinen Zweifeln und Schwierigkeiten dem sehr gebildeten, heiligmŠ§igen Dominikaner P. Radente anzuvertrauen. Diesem Priester gelang es, Bartolo Longo wieder zum Glauben, ja sogar zum eifrigen Beten des Rosenkranzes zurŸckzufŸhren.

Als Bartolo Longo am 12. Dezember 1864 sein Jus-Studium mit der Erlangung des Doktortitels abgeschlossen hatte, kehrte er zu seiner Familie zurŸck und begann als Rechtsanwalt zu wirken. Dabei fŸhrt er nun ein frommes, Ÿberaus caritativ tŠtiges Glaubensleben. Zweimal war er in dieser Zeit nahe dran sich zu vermŠhlen. Er verzichtete aber darauf auf Grund der prophetischen Worte, die der heiligmŠ§ige Redemptorist P. Emanuel Ribera zu ihm gesprochen hatte: ãDer Herr will durch dich ganz gro§e Dinge tun. Du bist dazu berufen, eine ganz wichtige Mission zu erfŸllen.Ò

Schlie§lich gab Bartolo Longo seinen Rechtsanwaltsberuf auf, er ging wieder nach Neapel, um in den Slums dieser Gro§stadt apostolisch und caritativ tŠtig zu sein. Dabei lernte er in Neapel die reiche verwitwete junge GrŠfin Marianna de Fusco kennen. Bartolo Longo wurde Verwalter der GŸter dieser GrŠfin, sowie Lehrer und Erzieher ihrer Kinder und ihr Begleiter bei der Inspizierung ihrer verschiedenen Besitzungen.  Dabei offenbarte sich ihm die materielle und die noch viel grš§ere religišs-sittliche Not der kleinen PŠchter und Landarbeiter auf den LandgŸtern der GrŠfin de Fusco. Bartolo Longo spŸrte immer mehr, dass hier geholfen werden mŸsse und zwar nicht nur durch soziale Besserstellung dieser Menschen, sondern auch und vor allem dadurch, dass man sie aus ihrer religišsen Unwissenheit und Abgestumpftheit herausfŸhrt. Das wollte nun Bartolo Longo bei diesen Menschen, die meistens nicht einmal lesen und schreiben konnten, gerade durch den Rosenkranz erreichen, den richtig zu beten er ihnen zu allererst beibringen wollte. Er war nŠmlich Ÿberzeugt: der Rosenkranz bringt diesen unwissenden, ungebildeten Menschen das fundamentale Wissen um die wichtigsten Heilswahrheiten unseres christlichen Glaubens und die wichtigen Heilsereignisse im Leben Christi und Mariens bei und macht sie, wenn sie den Rosenkranz beharrlich beten, sicher nicht blo§ fršmmer, sondern auch besser.

In der hšchst bescheidenen, kleinen, dem Verfall nahen Dorfkirche im Tal von Pompeji suchte Bartolo Longo die Menschen zu sammeln und wieder zum Praktizieren des Glaubens zu bringen. Er hatte anfangs dabei fast nur Misserfolg. Da bekam er ein Bild der Rosenkranzkšnigin, das jemand bei einem Tršdler in Neapel erworben hatte, geschenkt. Er stellte dieses Bild auf den Altar der kleinen Dorfkirche. Und das ãWunderÒ geschah: Bald fanden sich immer mehr Menschen ein, die vor diesem Bild der Rosenkranzkšnigin glŠubig fromm und beharrlich beteten. Plštzlich stellten sich auch Gebetserhšrungen und auffallende Wunder ein, die auf die FŸrsprache der Rosenkranzkšnigin geschahen. Die Kunde davon verbreitete sich rasch in der ganzen Gegend. Es kamen schlie§lich so viele Menschen, um vor dem Bild der Rosenkranzkšnigin zu beten, dass die Kirche zu klein wurde und die Notwendigkeit entstand, die Kirche zu vergrš§ern. Bei dem Plan zur Vergrš§erung der Kirche wollte man sich nicht mit einer ãnormalenÒ Dorfkirche zufrieden geben, man plante, der Rosenkranzkšnigin eine gro§artige, kunstvoll gestaltete und herrlich ausgeschmŸckte Basilika zu erbauen. Die treibende Kraft dabei war und blieb Bartolo Longo. Er bettelte die nštigen Gelder zusammen und organisierte alles aus Liebe zu seiner himmlischen Mutter. Der ehemalige Rechtsanwalt setzte alle seine KrŠfte aber nicht blo§ fŸr den Bau der Rosenkranzbasilika in Neu-Pompeji und fŸr das eifrige Beten des Rosenkranzes in der immer grš§er werdenden Basilika ein, er verteidigte auch in Wort und Schrift in seiner von ihm geschaffenen und redigierten Zeitschrift ãIl Rosario e la Nuova PompejiÒ und in zahlreichen Publikationen, die im Rosenkranzgebet zur Betrachtung vorgelegten, damals wie heute immer wieder angegriffenen, in Frage gestellten oder offen geleugneten und bekŠmpften Heilswahrheiten.

Bartolo Longo begnŸgte sich aber nicht damit, die Fršmmigkeit der Menschen zu fšrdern und ihren Glauben zu vertiefen, er wusste, dass der Glaube sich unbedingt, um echt zu sein, in Werken der NŠchstenliebe manifestieren muss. So schuf er neben der Rosenkranzbasilika in Neu-Pompeji auch ein Waisenhaus fŸr Buben und MŠdchen und ein gro§es Heim fŸr Kinder straffŠllig gewordener, eingekerkerter VŠter und MŸtter. Nie versagte dabei sein Vertrauen in die Rosenkranzkšnigin, wenn Misserfolge und Schwierigkeiten, Verkennungen und MissverstŠndnisse auftauchten und seine apostolischen und caritativen Unternehmungen behinderten. Wenn gute Menschen ihn in seinen selbstlosen Bestrebungen verkannten, wenn schlechte Menschen ihn verspotteten oder gar als Defraudanten und Dieb  hinstellten, der Sammelgelder unterschlagen oder zum eigenen Vorteil missbraucht habe, immer hielt der selige Bartolo Longo tapfer durch, auch dann noch, als sich Krankheiten und kšrperliche Leiden im zunehmenden Alter einstellten.

Als am 30. Mai 1925 Bartolo Longo durch Kardinal Augusto Sili in Anerkennung seiner gro§en Verdienste eine der hšchsten Auszeichnungen Ÿberreicht wurde, sagte der Geehrte: ãHeute will ich in Gegenwart hšchster Persšnlichkeiten und in Gegenwart meiner vielen Adoptivkinder, meiner lieben Waisenkinder, mein Testament machen, da bald meine letzte Stunde schlagen wird: Ich habe millionenfach Geldsummen gesammelt und wieder ausgegeben, um die Rosenkranzbasilika und die gro§en caritativen Anstalten zu errichten in dieser neuen Stadt Mariens. Nichts besitze ich mehr, denn ich habe das ganze Werk bereits dem Apostolischen Stuhl Ÿbergeben. Nur die Auszeichnungen, die ich erhalten habe, sind mir noch geblieben. Ich vermache sie meinen Waisenkindern, um sie daran zu erinnern, dass man in der †bung der Tugend ritterlich tapfer und im Glauben unerschŸtterlich stark sein muss. Ihnen aber, Herr Kardinal, der Sie der PŠpstliche Delegat und der Verwalter der Basilika und der von mir gegrŸndeten Werke sind, vermache ich meinen gebrechlichen Leib mit der Bitte, dass er im Heiligtum der Basilika zu FŸ§en des Thrones meiner holden Kšnigin beigesetzt werde, der ich mehr als 50 Jahre lang treu zu dienen versucht habe.Ò

In einer kleinen Kammer inmitten des Waisenhauses neben der Basilika verbrachte Bartolo Longo, dieser tief fromme, glaubensstarke, die Rosenkranzkšnigin von Herzen leibende Laie, seine letzten Lebensjahre in fast ununterbrochenem Gebet. Am 5. Oktober 1926, gewisserma§en am Vorabend des Rosenkranzfestes, starb der selige Bartolo Longo 85jŠhrig, in der rechten Hand das Kreuz, in der linken Hand den Rosenkranz haltend, der immer wieder durch seine Finger geglitten war in beharrlichem Gebet und durch den er so viel erreicht hatte zu ehren der Kšnigin des hl. Rosenkranzes.

Bei der Seligsprechung von Bartolo Longo am 26. Oktober 1980 sagte Papst Johannes Paul II. Ÿber ihn folgendes: ãBartolo Longo, der GrŸnder des berŸhmten Heiligtums von Pompeji, wohin ich mich 1979 voll tiefer Fršmmigkeit begeben habe, dieser Apostel des Rosenkranzes, war ein Laie, der voll und ganz seiner kirchlichen Verpflichtung gemŠ§ gelebt hat. Er war ein Werkzeug der gšttlichen Vorsehung fŸr die Verteidigung und das Zeugnis des christlichen Glaubens und fŸr die Verherrlichung der seligsten Jungfrau Maria in einer schmerzlichen Zeit des Skeptizismus und der Kirchenfeindlichkeit. Bekannt  ist, dass sein langes Leben von einem schlichten, heroischen Glauben inspiriert und reich an eindrucksvollen Episoden war, in deren Verlauf das Wunder von Pompeji Gestalt gewann. Bartolo Longo begann mit der bescheidenen Katechese fŸr die Bauern des Tales um Pompeji und mit dem Rosenkranzgebet vor dem berŸhmten Marienbild. Dann folgte die Errichtung des gro§artigen Heiligtums und die Schaffung der Werke der NŠchstenliebe fŸr die Kinder von Strafgefangenen. So trieb er mit unerschŸtterlichem Mut ein gro§es Werk voran, das uns noch heute in Staunen und Bewunderung versetzt.

Vor allem aber kann man ohne †bertreibung sagen, dass sein ganzes Leben ein inniger und stŠndiger Dienst an der Kirche war und zwar im Namen Mariens und aus Liebe zu ihr. Bartolo Longo, der Terziar des Dominikanerordens und GrŸnder der Schwesternkongregation der Tšchter des hl,. Rosenkranzes von Pompeji, darf wirklich ein ãmarianischer MannÒ genannt werde: aus Liebe zu Maria wurde er Schriftsteller und Apostel des Evangeliums, VerkŸnder des Rosenkranzgebetes und BegrŸnder des berŸhmten Marienheiligtums inmitten von ungeheuren Schwierigkeiten und Feindseligkeiten. Aus Liebe zu Maria schuf er Einrichtungen der NŠchstenliebe und wurde fŸr die Kinder der Armen zum Bettler. Er verwandelte Pompeji in eine lebendige Hochburg menschlicher und christlicher GŸte. Aus Liebe zu Maria ertrug er schweigend QuŠlereien und Verleumdungen und machte ein langes Getsemani durch, wobei er stets voll Vertrauen in die gšttliche Vorsehung und immer dem Papst und der Kirche gehorsam war. In der Hand den Rosenkranz sagte er am 11. MŠrz 1905, was auch fŸr uns Christen des 20. Jahrhunderts gilt: ãMšge dein Vertrauen in die seligste, jungfrŠuliche Rosenkranzkšnigin wieder erwachen.  Du musst den Glaubens Jobs haben! ... Heilige, hochverehrte Mutter, zu dir bringe ich all meinen Kummer; auf dich setze ich all meine Hoffnung und mein ganzes vertrauen!Ò

Nach dem Beispiel des seligen Bartolo Longo hat sich in der Rosenkranzbasilika in Neu-Pompeji der Brauch durchgesetzt, zweimal im Jahr, am 8. Mai und am ersten Sonntag im Rosenkranzmonat Oktober, ein vertrauensvolles Sturmgebet (ãSupplicaÒ) zur Rosenkranzkšnigin zu verrichten. Dieser Brauch breitete sich Ÿber Italien hinaus in der weiten Welt aus. Daran hat Papst Johannes Paul II: am 8. Mai 1983 in seiner ãAngelulsÒ-Ansprache mit folgenden Worten erinnert: ãHeute wird im Heiligtum der seligsten Jungfrau vom Rosenkranz in Pompeji die Hundertjahrfeier des Bittgebetes an die Madonna begangen. Dieses glŸhende und bewegende Gebet kommt aus dem gro§en Herzen des seligen Bartolo Longo. Dieser 1841 geborene Rechtsanwalt starb 1926 nach einem langen Leben, das dem intensiven und fruchtbaren Apostolat besonders auf dem Gebiet der Sozialhilfe und Kindererziehung im glŠnzenden Werke der NŠchstenliebe gewidmet war. Er errichtete KindergŠrten, Schulen, ErholungsstŠtten, WaisenhŠuser rings um die Wallfahrtskirche von Pompeji, die er zu Ehren Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz erbaut hat. Die Hochherzigkeit von GlŠubigen aus allen Erdteilen hat dieses Heiligtum in den vergangen Jahren immer mehr verschšnt und zum Erfolg der von dem Seligen geschaffenen Initiativen zur sozialen und christlichen Fšrderung der Armen beigetragen.

Die gšttliche Vorsehung wollte mir die Freude machen, Bartolo Longo durch die Seligsprechung am 26. Oktober 1980 zur Ehre der AltŠre zu erheben. Und heute, bei der Hundertjahrfeier des pompejianischen Bittgebetes (der ãSupplicaÒ) mšchte auch ich mich mit der unermesslichen Menge vereinen, die in glŸhendem Gebet im Heiligtum der Madonna auf dem gro§en Platz von Pompeji versammelt ist.

Ich lade deshalb alle ein, sich geistig diesem betenden Chor und dem folgenden Teil des Bittgebetes anzuschlie§en: ãO gesegneter Rosenkranz Marias, sŸ§e Kette, die uns mit Gott verknŸpft; Band der Liebe, das uns mit den Engeln verbindet, Turm der Rettung vor den Angriffen der Hšlle; sicherer Hafen beim gemeinsamen Schiffbruch, wir werden nie von dir lassen,. Du wirst unsere StŠrkung sein in der Stunde unseres Todes, dir gehšrt der letzte Kuss des erlšschenden Lebens. Und das letzte Wort auf unseren Lippen wird dien sŸ§er Name sein, o Rosenkranzkšnigin von Pompeji, unsere liebe Mutter, Zuflucht der SŸnder, erhabene Tršsterin der BetrŸbten, sei Ÿberall gepriesen, heute und immer, im Himmel und auf Erden.Ò