Ein paar theologische †berlegungen Ÿber die Immaculata Conceptio
Auf Grund eines
einzigartigen Gnadenprivilegs des allmŠchtigen Gottes kraft der
Erlšserverdienste Jesu Christi, des Erlšsers des Menschengeschlechtes, konnte
Maria von der ErbsŸnde bewahrt werden, ohne je von ihr befleckt gewesen zu
sein.
Die Ausnahme vom
Gesetz, die der Herr des Gesetzes hier gewŠhrt hat, als Maria vor der ErbsŸnde
durch Vorausbewahrung freiblieb, sie muss freilich einen tiefen Grund haben,
denn wenn der ewige Gott von einem Gesetz eine Ausnahme macht, dann tut er es
sicher nicht aus blo§er Laune; er hat dabei vielmehr seinen tiefen Grund.
So hat Gott auch
das allgemeine Gesetz der ErbsŸnde in Maria sicher nicht aus Laune
durchbrochen, sondern nur, weil es so sein musste, sollte die Ehre des Sohnes
Gottes gewahrt bleiben.
Denn da der
allmŠchtige Sohn Gottes sich fŸr seine Menschwerdung zur Mutter diejenige
wŠhlen konnte, die er wollte und die ihm am besten entsprach, so musste er sich
eine solche wŠhlen, die sich fŸr den Sohn Gottes vollkommen ziemte, d.h. die
frei war von aller SŸnde. Denn der Gottmensch ohne SŸnde konnte nicht aus einem
sŸndigen, von SŸnde befleckten Weibe Fleisch und Blut annehmen. Nur durch die
unbefleckte Reinheit der Mutter vom ersten Augenblick ihrer Existenz an konnte
die Ehre des Gottesssohnes gewahrt bleiben. Die Ehre, die dem Gottessohn
gebŸhrt, vertrŠgt es nicht, dass auch nur ein Schatten von SŸnde auf seine Mutter
fŠllt. Mutter und Sohn decken sich gegenseitig mit ihrer Ehre. Auf alles wollte
der Sohn Gottes bei seiner Menschwerdung und Geburt verzichten, nur nicht auf
eine ganz reine, ganz heilige Mutter. Da ging es um seine Ehre. Es ist schwer
vorstellbar, dass SŸnde und Befleckung, wenn auch nur fŸr einen kurzen
Augenblick lang, auf der Seele jenes Menschen geruht hŠtten, zu dem Gottes
eingeborener Sohn dereinst Mutter sagen sollte: es wŠre in unertrŠglicher Missklang,
wenn es hie§e: In der Seele derjenigen, die eine ãwŸrdige Wohnung des
Gottessohnes selber werden sollteÒ, habe vorher die SŸnde und Gnadenberaubtheit
geherrscht. Maria musste wirklich von sich sagen kšnne: ãDominus possedit me ab
initio!Ò Von allem Anfang an habe ich ganz und ausschlie§lich Gott gehšrt und
nur ihm. Ja, sie, die den Gottessohn neun Monate lang unter ihrem Herzen tragen
durfte, musste ihn zeitlebens, vom ersten Augenblick ihres Daseins an im Herzen
getragen haben.
Vielleicht machen
solche dogmatische †berlegungen keinen besonderen Eindruck auf neuzeitlich
aufgeklŠrte Menschen.
Aber es kommt zu
dieser christologischen BegrŸndung der unbefleckten EmpfŠngnis Mariens noch die
anthropologische Sicht, fŸr die vielleicht mehr VerstŠndnis da ist, wenn ich
sage: auf Grund ihrer unbefleckten EmpfŠngnis sollte Maria von allem Anfang an
jener Mensch sein, der ganz in Ordnung war und so war, wie der Schšpfer den
Menschen geplant hatte. Der kauzige, griechische Philosoph der Antike,
Diogenes, der am helllichten Tag Ÿber den Marktplatz von Athen geht mit
brennender Lampe. Die Leute lachen ihn aus und fragen ihn spšttisch, was er den
suche. Er antwortet: ãIch suche einen Menschen!Ò Die Kirche sagt uns am heutigen fest: ãEcce homo!Ò seht, in
Maria steht ein Mensch vor euch, wie er sein sollte: ganz mit Gott verbunden
durch die Gnade, darum ganz rein, ganz schšn! Welche WŸrde steckt in einem
solchen Menschen?! In Maria ist uns ein Paradigma fŸr all das vor Augen
gestellt, was Gott mit gar jedem Menschen an Gro§em und Herrlichem in seinem Schšpfungsplan
vorgehabt hat und nach geschehenem SŸndenfall immer noch vorhat in seinem
wunderbaren Erlšsungsplan.
Bei der
Gabenbereitung in der hl. Messe betet die Kirche, dass Gott den Menschen
wunderbar erschaffen und noch wunderbarer erlšst hat. Das gilt ganz allgemein
von jedem Menschen. In einzigartiger, paradigmatischer Weise aber gilt es von
Maria: Wunderbar erschaffen, noch wunderbarer erlšst in der Anfangsbegnadigung
ihrer Unbefleckten EmpfŠngnis, in der Endbegnadigung ihrer leiblichen Aufnahme
in den Himmel. Und das ist nur Paradigma, nur exemplarisches Beispiel fŸr das,
was Gott mit uns allen vorhatte und noch vorhat. Daran gilt es zu glauben,
wieder zu glauben, viel stŠrker zu glauben. Bedenken wir, wie es diesbezŸglich
heute aussieht in unserem Volk. Regen wir uns auf Ÿber die seelische
Verschmutzung? (Regen wir uns auch auf Ÿber den Missbrauch der Frau in
Werbung und Film? MŸssten sich heute nicht katholische Menschen, nicht nur
katholische Frauen, schŠmen, wenn sie Titelbilder mancher Illustrierten sehen?
Sind wir noch ein christliches Abendland? – wir lieben den Frieden und
hassen den Krieg, aber jŠhrlich werden Tausende ungeborener Kinder brutal im Mutterscho§
gemordet. Den Frauen redet man ein, ein Recht darauf zu haben, sich von
ungewollter Schwangerschaft zu befreien, als ob ein Kind ein Krebsgeschwulst
wŠre; jeder wei§ dabei, welch gro§en kšrperlichen und seelischen Schaden diese Frauen
davontragen.) Die Jugend ist
dem Sex in einer Weite ausgeliefert, die sie seelisch und kšrperlich ruiniert.
SchamgefŸhl und Tabus auf sexuellem Gebiet gibt es vielfach nicht mehr. Noch
vieles kšnnte man anfŸhren, das zeigen wŸrde, wie gering der gute, edle,
saubere, reine Mensch heute gewertet wird. Da sagt uns die Kirche am Beispiel
Mariens, welche WŸrde, welcher Wert, welcher Adel, welche Schšnheit jedem
Menschen eigen ist, der sich bemŸht, so zu sein und zu leben, wie Gott ihn
haben mšchte. Warum haben die Menschen heute so wenig Sinn fŸr die wahre
Schšnheit, die in der Gottverbundenheit und GotterfŸlltheit eines Menschen im
Gnadenstand grŸndet? Wie gut tŠte es uns allen, voran unserer weiblichen Jugend
und unseren Frauen insgesamt, wenn sie ihr Ideal nicht in Filmstars und Schšnheitskšniginnen
sŠhen, sondern sich immer in Maria, dem Spiegel der Gerechtigkeit, der Rechtschaffenheit,
spiegeln, besehen, beschauen und beurteilen wollten, um an diesem Spiegel entweder
beglŸckt zu erkennen: Ich besitze wahre Seelenschšnheit, weil ich mir trotz
allen Gefahren und Versuchungen unserer sexualisierten Zeit Sinn und GespŸr fŸr
das Ideal gottgewollten, begnadeten Menschseins bewahrt habe... oder aber um an
diesem Spiegel enttŠuscht festzustellen: Alle Šu§ere Schšnheit mit allem aufwendigen
ãMake upÒ ist bei mir ŸbertŸnchtes Grab, eine Fratze und Maske, weil ich wahre,
innere Schšnheit und Sauberkeit lŠngst eingebŸ§t und auch das GespŸr fŸr die
gottgewollte Schšnheit und Erhabenheit verloren habe.
Maria ist nicht
nur Glied der Kirche und Mutter der Kirche, sie ist auch, wie das II. Vaticanum
stark betont hat, Typus Urbild der Kirche: Maria verkšrpert in ihrer makellosen
Reinheit, Heiligkeit und GnadenfŸlle in exemplarischer Weise das, was die
Kirche sein sollte, ja Maria ist die dichteste Verkšrperung dessen, was die
Kirche nach Wunsch und Willen ihres Stifters sein sollte: seine Braut, ohne
Makel, ohne Runzel, ohne jegliche Entstellung durch die SŸnde. Die Kirche ist
von diesem Idealzustand weit entfernt ob des Menschlichen und
Allzu-menschlichen, das sich gerade in unserer Zeit in ihr breitmacht. Gerade
darum muss auch die Kirche immer wieder in diesen blanken Spiegel strahlender
Reinheit und Schšnheit schauen, wie er ihr in Maria, der makellos Reinen und
SŸndelosen vorgehalten wird. So drŸckt sich das II. Vaticanum in der
Liturgie-Konstitution Artikel 103 aus: ãBei der Feier des Jahreskreises der
Mysterien Christi verehrt die heilige Kirche mit besonderer Liebe Maria, die selige
GottesgebŠrerin, die durch ein unzerrei§bares Band mit dem Heilswerk ihres
Sohnes verbunden ist. In ihr bewundert und preist sie die erhabenste Frucht der
Erlšsung. In ihr schaut sie wie in einem reinen Spiegelbild mit Freude an, was
sie ganz und gar zu sein wŸnscht und hofftÒ. Der gleiche Gedanke kommt auch in
der PrŠfation des heutigen Festes zum Ausdruck, wenn es da von Maria hei§t:
ãSie ist Urbild und Anfang der Kirche, der makellosen Braut des Sohnes GottesÒ.