Unbefleckte EmpfŠngnis Mariens

Loreto 8.12.1983

 

Am heutigen Hochfest der Anfangsbegnadigung Mariens in ihrer unbefleckten EmpfŠngnis, da wir an das Freibleiben Mariens von der Makel der ErbsŸnde und an ihr ErfŸlltsein mit der heiligmachenden Gnade vom ersten Augenblick ihrer irdischen Existenz an denken, kommt mir jene trostvolle Verhei§ung in den Sinn, die im ersten Buch der Hl. Schrift des Alten Testamentes, im Buch Genesis 3,15 niedergeschrieben steht und die die Theologen Protoevangelium, Urevangelium, allererste an die Menschheit ergangene Frohbotschaft zu nennen pflegen.

Es geht dabei um folgendes: ãAls die junge Menschheit, verkšrpert in Adam und Eva, das himmlische Gut der leiblichen Unsterblichkeit und der ŸbernatŸrlichen Gnade durch die SŸnde verloren hatte, leuchtete in das Dunkel, das Ÿber das Paradies gekommen war, doch noch ein Stern hinein durch die prophetische AnkŸndigung: Die Herrschaft der Schlange, des Bšsen und seines Urhebers, des Teufels, soll nicht ewig dauern, sondern siegreich Ÿberwunden werden.

Gott sprach zur Schlange, hinter der der Teufel steckte, die Worte: ãFeindschaft will ich setzen zwischen dir (Teufel) und der Frau, zwischen deinem Spross und ihrem Spross: Er (der Spross der Frau) wird dir (Teufel) den Kopf zertreten, du aber wirst ihn nur an der Ferse verletztenÒ.

Da stehen die zwei mŠchtigsten Partner, die beiden Weltgro§mŠchte, einander gegenŸber zum erbitterten Kampf auf Leben und Tod: Eva, die erste Frau und ihre Nachkommenschaft auf der einen Seite und die teuflische Schlange und ihre Brut auf der anderen Seite. Der Ausgang des Kampfes ist gewiss. Die Schlange und ihre Brut werden besiegt, zermalmt, zertreten, wenn auch in hartem Ringen, das dem Sieger selbst eine Wunde an der Ferse eintragen wird. Wer der Sieger ist, wird hier nur in der allgemeinsten Form gesagt: Er ist ein Nachkomme der ersten Frau, der Eva und ist damit ein Glied der gro§en Menschheitsfamilie und ist Nachkomme einer anderen Frau, die ihn einst als Mutter dem Menschgeschlecht geben wird.

Es hat noch lange gedauert, bis das hier im Protoevangelium nur in allgemeinsten Umrissen angedeutete Bild des Welterlšsers Jesus Christus, des Sohnes Gottes und des Sohnes Mariens, in der Offenbarung des Alten Bundes klar und deutlich herausgearbeitet war. – Wenn wir den Weg zurŸckgehen, dessen Endpunkt die Krippe von Bethlehem und das Kreuz auf Golgotha bilden, dann fŸhrt dieser Weg uns letztlich durch Jahrtausende hindurch bis zum Paradies, hin zur dort nach dem SŸndenfall angekŸndigten geheimnisvollen Gestalt des Siegers, den Gott in seiner Barmherzigkeit verhei§en hat. Aber am Endpunkt des Weges seht neben dem Kreuz die Mutter des Gekreuzigten, und neben der Krippe kniet Maria, die Ihn uns geschenkt hat. So stand am Ausgangspunkt, als Gott den Erlšser verhie§, im Geiste Gottes neben dem Heiland Maria, seine Mutter, die nŠchste Teilnehmerin am Kampf mit dem Teufel und zugleich die erste und herrlichste Frucht des Sieges Ÿber den Teufel, die neue Eva neben dem neuen Adam, die wahre Mutter aller Lebendigen (Gen 3,10) neben dem Urheber des Lebens (Apg 3,15).

Es ist eine Eigenheit der prophetischen Weissagungen, dass sie dunkel sind. Der Prophet selbst sieht nur so viel von der Zukunft, als Gott ihm zeigt, und da er in anderer Zeit und unter anderen VerhŠltnissen lebt, ist der Prophet fŸr gewšhnlich nicht imstande, ein klares Bild der Zukunft zu zeichnen. Erst im Licht der ErfŸllung des Verhei§enen sehen wir klar, was Gott durch den Propheten vorausverkŸndet hat. Das sich dann aber die prophetische Weissagung und ihre in der Zukunft gelegene ErfŸllung nicht zufŠllig entsprechen, dafŸr bŸrgt in vielen FŠllen die Reihe von sich folgenden, immer klarer und bestimmter werdender Weissagungen und schlie§lich in entscheidender Weise das Zeugnis der Kirche, die von dem gleichen Hl. Geist geleitet ist, der durch die Propheten gesprochen hat und die von Gott die Vollmacht und Sendung empfangen hat, die Hl. Schrift authentisch zu erklŠren.

Die Kirche hat nun auch Ÿber den Sinn von Genesis 3,15 zu uns gesprochen durch das einmŸtige Zeugnis ihrer Lehrer. Pius IX. hat an jenem gro§en Tag, an dem er die Lehre von der Unbefleckten EmpfŠngnis Mariens zum Glaubenssatz erhob – es war der 8. Dez. 1854 – das Zeugnis der Kirche aus allen Jahrhunderten zusammengefasst, wenn er sagte: ãDie KirchenvŠter und die kirchlichen Schriftsteller, durch Gottes Wort erleuchtet, haben gelehrt, dass die gšttliche Verhei§ung: ãFeindschaft will Ich setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Spross und ihrem SprossÒ klar und offenkundig den barmherzigen Erlšser des Menschengeschlechtes Jesus Christus, den eingeborenen Gottessohn, vorausverkŸndigte, seine heilige Mutter, die Jungfrau Maria, bezeichnete und gleichzeitig die Feindschaft beider gegen den Teufel trefflich zum Ausdruck brachte. Wie daher Christus, der Mittler zwischen Gott und den Menschen, eine Menschennatur angenommen und den Schuldbrief, der gegen uns zeugte, ausgelšscht und siegreich ans Kreuz geheftet hat, so hat die seligste Jungfrau, mit Ihm durch engste und unauflšsliche Bande verbunden, zu gleich mit Ihm und durch Ihn in ewiger Feindschaft gegen die giftige Schlange und in vollem Triumpf Ÿber sie, ihren Kopf mit unbeflecktem Fu§ zertretenÒ. €hnlich hat sich dann auch das II. Vat. Konzil im 8. Kapitel der dogmatischen Konstitution Ÿber die Kirche (Lumen gentium) Ÿber die Prophezeiung in Gen 3,15 geŠu§ert: ãMaria ist im Lichte der Volloffenbarung schon prophetisch in der Verhei§ung vom Sieg Ÿber die Schlange, die den in die SŸnde gefallenen Stammeltern gegeben wurde, schattenhaft angedeutetÒ.

So steht also am Anfang aller Heilserwartung, aller Messiashoffnung, neben dem Messias und Erlšser seine Mutter, nicht in einer rein Šu§eren Zusammenstellung, sondern in innigster Verbindung mit dem Erlšsungswerk, das der Sohn Mariens vollbringen sollte, als dessen herrlichste Frucht, zugleich aber auch als die allernŠchste Teilnehmerin am Kampf und Sieg. Mariens Aufgabe, Mariens Grš§e und WŸrde steht, neben der Aufgabe und WŸrde ihres Sohnes, an der Schwelle der Menschheitsgeschichte.

Wenn Maria von allem Anfang an zusammen mit Christus in radikalster Feindschaft zum Teufel stand, konnte sie unmšglich auch nur fŸr einen Augenblick in Freundschaft mit ihm gewesen sein. Wenn nun aber das, was uns Menschen mit dem Teufel freundschaftlich verbindet, die SŸnde ist, zu der er schon die Stammeltern verfŸhrt hat, dann folgt daraus, dass Maria allzeit ohne SŸnde geblieben ist.

In radikalster Feindschaft gegen den Teufel hat Maria zusammen mit ihrem gšttlichen Sohn Jesus Christus den Teufel besiegt und ihm den Kopf zertreten. Aber es war ein mŸhsamer, langer Kampf, der immer noch nicht ganz zu Ende durchgestanden ist. Aber der Sieg in diesem Kampf gehšrt Christus und seiner jungfrŠulichen, unbefleckt empfangenen Mutter Maria.

Der Teufel ist ans ich schon besiegt durch Christus, den Gekreuzigten und Auferstandenen und durch seine jungfrŠuliche Mutter, die als Christi Gehilfin im Erlšsungswerk Ihm in diesem Kampf gegen den Teufel geholfen hat und immer noch hilft.

Umgekehrt versteht sich aber auch der Kampf des Teufels gegen Christus und Maria. Nichts fŸrchtet der Teufel mehr als Christus und Maria, nichts bekŠmpft der Teufel mehr als Christus und Maria

Beachten wir, was da der Teufel und sein Anhang, die bšsen Geister, u.a. Ÿber Maria gesagt und eingestanden haben: ãUnsere grš§te Feindin ist ãdie DameÒÒ – Der Teufel nennt nie den Namen Maria, weil er sogar davor allein schon Angst hat -  ãUnsere grš§te Feindin ist ãdie  DameÒ. Deshalb werden wir sie vor den Menschen schlecht machen und vor allem den Glauben an ihre Reinheit bekŠmpfenÒ.

Wir aber wollen das nicht zulassen, dass der Teufel unsere himmlische Mutter schlecht macht, er persšnlich und durch seine Helfer und Helfershelfer, zu denen heute leider auch modernistische Theologen und Priester gehšren. Lassen wir es nicht zu, dass der Teufel Mariens Reinheit, ihre Freiheit von der ErbsŸnde und jeder persšnlichen SŸnde und ihre JungfrŠulichkeit bekŠmpft durch Leugnung dieser Gnadenprivilegien Mariens, durch Verhšhnung und Verspottung ihrer JungfrŠulichkeit und Reinheit. Je mehr der Teufel und sein Anhang Maria bekŠmpfen, desto mehr wollen wir daran glauben, dass sie zusammen mit Christus zuletzt doch siegreich dem Teufel den Kopf zertreten wird. Am Ende wird Mariens unbeflecktes Herz siegen. So hat sie es selber in Fatima vorausgesagt. Glauben wir daran. Vertrauen wir darauf. Sie ist und bleibt doch mit und durch Christus die Siegerin in allen Schlachten Gottes. Darum flŸchten wir uns zu ihr und weihen uns ihrem unbefleckten Herzen. Amen