Unbefleckte EmpfŠngnis 1976

 

Das zu Ende gehende Jahr 1976 ist bis zuletzt ein Erdbebenjahr mit erschŸtternden TrŸmmerfeldern und einer Unzahl von menschlichen Leichen – man schŠtzt mindestens zwei Millionen – geblieben. Lassen wir dieses Bild heute nochmals vor uns erstehen, nicht blo§ um unserer caritativen Hilfsbereitschaft einen anspornenden Stachel zu geben, sondern auch um unseren Blick auf das heutige Festgeheimnis zu richten. Vielleicht gelingt das am besten durch die Erinnerung an jene Schreckensnachricht, die zu Weihnachten 1908 durch die Welt ging: Damals war die blŸhende, gro§e Hafenstadt Messina auf Sizilien durch ein Erdbeben všllig zerstšrt worden. Mehr als 80.000 Menschen waren damals durch das Erdbeben lebendig begraben oder von der gleichzeitig hereingebrochenen Sturzflut ins Meer geschwemmt worden.

Etwas ganz Eigenartiges bot sich damals den durch die TrŸmmerfelder Messinas kontrollierenden Polizisten dar: Auf einem freien Platz der einstigen Gro§stadt ragte mitten unter den erschŸtternden TrŸmmern und Ruinen noch unversehrt ein hohes Standbild auf, das Bild der unbefleckt empfangenen, jungfrŠulichen Gottesmutter Maria!

Ist diese unversehrt stehen gebliebene MariensŠule auf den TrŸmmerfeldern Messinas nicht ein anschauliches Sinnbild der Glaubenswahrheit, die wir im Dogma der Unbefleckten EmpfŠngnis glŠubig bejahen? Ringsum die VerwŸstungen der SŸnde, der ersten und der zahllos dann nachgefolgten – in den Augen Gottes, der seinen wunderbaren schšpfungsplan mit dem Menschengeschlecht durchkreuzt und zerstšrt sah, wahrhaftig ein ungeheures TrŸmmerfeld. Aber mitten in dieser SŸndenwŸste ragt Eine unversehrt empor: die unbefleckt empfangene, sŸndenlose, makellos reine Jungfrau Maria, ein Mensch, der so ist, wie ihn Gott geplant hatte, von allem Anfang an geschmŸckt mit dem Adel der Gotteskindschaft, im Glanze fleckenloser Reinheit und Schšnheit!

Maria ist – wenn wir sie in dieser ihrer fleckenlosen Reinheit und Schšnheit betrachten – eine einzigartige Lichtgestalt im dunklen Všlkeradvent, eine einmalig schšne Lichtgestalt inmitten der Finsternis von Laster und SŸnde in der Welt.

Wodurch Maria – durch Gottes Gnade und ErwŠhlung und nicht etwa auf Grund eigener Leistung – zu dieser lichtvollen Gestalt geworden ist, das bekennt dankbar die Kirche heute sehr klar und tief in der FestprŠfation fŸr das Fest der unbefleckten EmpfŠngnis.

Wir danken darin dem himmlischen Vater, weil Er

1.    Maria im Hinblick auf den Erlšsertod Jesu Christi vor der Erbschuld bewahrt hat; weil Er

2.    Maria wegen ihrer ErwŠhlung zur Mutter des Sohnes Gottes mit einer FŸlle von Gnaden beschenkt hat;

Wir bekennen dann weiter in dieser FestprŠfation, dass

3.    Maria Christus in unversehrter, immerwŠhrender JungfrŠulichkeit geboren hat; und dass

4.    Maria Urbild und Anfang der Kirche, der makellosen Braut ihres Sohnes ist.

Wir schauen dann vertrauensvoll auf zu Maria, weil sie

5.    vor allen Ÿbrigen Heiligen fŸr uns alle Vorbild der Heiligkeit ist, und weil sie

6.    durch ihre mŠchtige FŸrsprache uns allen die so notwendige Gnade zu erflehen vermag.

 

 

Kann man denn Grš§eres und Schšneres, Bedeutsameres und Wichtigeres von einem blo§en Menschen sagen und bekennen? Unbefleckt empfangen ist Maria – gnadenvoll ist sie – unversehrte Jungfrau und Mutter zugleich, Mutter des Sohnes Gottes, mit Ihm brŠutlich verbunden wie seine Kirche, deren Urbild und Anfang sie ist – dazu noch strahlendes Vorbild vor allen Heiligen und Ÿber allen Heiligen, sie, die ãpanhagiaÒ, die Ganzheilige, wie die Christen der Ostkirche Maria seit je rŸhmend nennen.

 

Wenn wir so von Maria reden, besteht da nicht die Gefahr, dass wir aus ihr eine gšttergleiche Gestalt, einen †bermenschen machen? Nein, was uns in Maria begegnet, ist ein Mensch, nicht mehr und nicht weniger als ein Mensch, aber ein Mensch, wie er nach dem Plane Gottes sein sollte, ein Mensch nach dem Plane Gottes und nach dem Herzen Gottes. Das ist vielsagend! Laufen wir nicht alle wie Diogenes mit der Laterne auf den gro§en PlŠtzen der StŠdte herum, um einen Menschen, wie er sein sollte, zu finden? Die Unmenschlichkeit der Zeit, die Gottvergessenheit der Menschen und die SŸnden und Laster der Menschen treiben uns auf dieser Suche nach einem solchen Menschen, wie er sein sollte, weiter und weiter. In Maria begegnet uns ein solcher Mensch. Sie ist ein Mensch, der auch uns zu wahrer Menschlichkeit verpflichtet und uns an die wahre MenschenwŸrde erinnert, die letztlich nur dort ganz und unvermindert vorhanden ist, wo der Mensch fei von SŸnde und schuld, im strahlenden Glanz der Gnade, verbunden mit seinem Schšpfer dasteht. Das ist Maria.

Es wŸrde sich lohnen, zu ihr wieder mehr aufzuschauen, sie zum Vorbild zu nehmen und nicht vergŠngliche Grš§en und trŸgerische Leitbilder!

†berdies kann sie – auf Grund der einzigartigen Lebensaufgabe, die ihr gestellt wurde – aus ihrer beglŸckenden GottesnŠhe und auf Grund ihrer einzigartigen Heilsfunktion als Mutter Christi und Mutter der Kirche – uns die so notwendige Gnade erbitten, damit wir uns aus allem Niedrigen und Gemeinen herausringen. Mit dem Tagesgebet der heutigen Festmesse flehen wir zum gro§en, heiligen Gott: ãHšre auf die FŸrsprache Mariens: Mache uns frei von SŸnden und erhalte uns in deiner Gnade, damit wir mit reinem Herzen zu Dir gelangenÒ. Amen