TRIDUUM zum BEGINN des Marianischen JAHRES :

6., 7., 8.Dez.1953

 

 

3. Weihe an Maria

 

 

Nachdem ich zu euch gesprochen habe vom Gru§ an Maria und von der Bitte an Maria, mšchte ich heute noch zu euch sprechen von der Weihe an Maria.

Manche Menschen kšnnen damit nichts anfangen. Entweder lehnen sie eine solche Weihe an Maria verstŠndnislos všllig ab oder haben jedenfalls arge Bedenken dagegen, sogar religišse Bedenken. Ich denke da an euren guten, hochverehrten Dechant Oberwallner. Als wŠhrend des Krieges die Kunde von Rom zu uns heraufdrang, der Papst habe die Welt dem unbefleckten Herzen Mariae geweiht und wir sollten diese Weihe aus innerster †berzeugung nachvollziehen, da war ich gerade Kooperator in Golling und Dechant Oberwallner kam zur Visitation daher. Er, der erfahrene, abgeklŠrte Priester erzŠhlte mir, dem jungen Kaplan, von seinen Schwierigkeiten, die er gegen eine solche Weihe an das Herz Mariae habe: Wir kšnnen uns doch nur Gott weihen. Dem gšttlichen Herzen Jesu hat uns Leo XIII. an der Jahrhundertwende geweiht. Und das war recht so. Aber mit der Weihe an das Herz Mariae kann ich nichts anfangen. Ich wei§ es noch so genau, wie wenn es heute gewesen wŠre. Ich sagte dem guten Dechant: "Da habe ich eigentlich gar keine besondere Schwierigkeit! Schauen Sie Herr Dechant, ich stelle mir diese Weihe so vor: Das kleine Kind, wenn es sich von lauter Gefahren umgeben wei§, schreit nach der Mutter, lŠuft zu ihr hin, verbirgt sich ganz verschreckt in ihrem Kittel und sagt unter TrŠnen: Mutter, ich brauch' dich, hilf mir'. Will denn der Papst mit der Weihe der Welt an Maria nicht das Gleiche sagen? Mutter wir brauchen dich! Hilf uns! Wir sind doch deine Kinder! Lass uns nicht im Stich!" "Hast eigentlich recht!", gab mir Dechant Oberwallner zur Antwort.

Die Weihe an Maria. Ich mšchte zuerst die geschichtliche Tatsache aufzeigen, dass wir, unser Volk und Land, unsere Dišzese der Gottesmutter geweiht sind. Dann mšchte ich noch ein wenig Sinn und Bedeutung und Wert der Weihe an Maria erklŠren.

 

Die geschichtliche Tatsache unserer Weihe an Maria:

 

Der Glaubensbote unseres Landes, der hl. Rupertus, wird manchmal dargestellt mit dem Altšttinger Gnadenbild. Man fŸhrte nŠmlich eine Zeitlang die Entstehung des Marienwallfahrtsortes Altštting, des grš§ten u. gnadenreichsten des sŸddeutschen Raumes, auf den hl. Rupertus zurŸck. Rupertus habe, so erzŠhlte man sich, die holzgeschnitzte, spŠter bei einem Brand schwarz gewordene Muttergottesstatue aus seiner frŠnkischen Heimat nach Bayern mitgebracht und in Altštting, wo er einen Sohn des Bayernherzogs Theodo getauft hatte, im Oktogon eines ursprŸnglich heidnischen Tempels zur Verehrung aufgestellt.

Was ist an dieser Legende Wahres dran? Es ist schwer zu entscheiden. Heute steht wohl geschichtlich fest, dass das Gnadenbild Mariens in Altštting hšchst aus dem 13. ,14. Jahrhundert stammen kann und dass die Marienwallfahrt in Altštting erst im 15.Jahrh.begonnen hat u. nicht zur Zeit des hl. Rupertus.

Und doch hat die Legende, die den hl. Rupertus zum Urheber des gro§en sŸddeutschen Marienheiligtums und zum Bringer des marianischen Gnadenbildes macht, sehr viel fŸr sich. Denn das ist ganz sicher geschichtliche Tatsache, dass Rupertus mit der Botschaft von Christus auch die von seiner jungfrŠulichen Mutter hierhergebracht hat. Im Reich der Franken blŸhte damals, in der Kindheit u. Jugend des hl. Rupertus, die Verehrung Mariens und der franzšsische Dichter Venantius Fortunatus (um 600) ist mit seinem Gedicht "Zum Lob der Jungfrau Maria" Zeuge dafŸr, wie die Verehrung der Gebenedeiten unter den Frauen den bekehrten Germanenvšlkern schnell lieb und teuer wurde. In diesem Gedicht spricht Venantius Fortunatus die Gottesmutter u.a.so an: "O, du hl. Jungfrau, gebŠrend hast du Ihn uns geschenkt, der jetzt besonnt dieses einst finstere Land!Ò

Diese Liebe zu Maria brachte Rupertus mit in unser Land. Er stellte die neu gegrŸndete Dišzese und das neu bekehrte Volk von Anfang an unter den Schutz der Gottesmutter. Ich habe diese Tatsache in einer alten Festpredigt Ÿber den hl. Rupertus sehr sinnvoll so ausgesprochen gefunden:

"Der gro§e Apostel unserer Lande hat das ganze Werk der Bekehrung unsere Volkes unter die Obhut der Himmelskšnigin gestellt, Maria an den Taufbrunnen unseres Landes hingefŸhrt und sie zur Taufpatin des neubekehrten Volkes gemacht!"

Das ist ein herrlicher Vergleich: Getauft wurden wir alle wie unser ganzes Volk selbstverstŠndlich nicht auf den Namen Mariae, sondern auf den Namen des dreifaltigen Gottes. Sein Eigentum wurden wir in der hl. Taufe fŸr immer und ewig. Maria aber war damals bei diesem Taufakt unseres Volkes die Taufpatin. Die Taufpatin hat die Verantwortung, dass das Patenkind, der TŠufling, dem christlichen Glauben treubleibt und danach lebt. Maria, die Taufpatin unseres Volkes seit den Tagen des hl. Rupertus, hat dafŸr gesorgt und wird weiter dafŸr sorgen, dass unser Volk ihrem gšttlichen Sohn, Jesus Christus treu bleibt.

Das Volk aber hat herauf durch die Jahrhunderte seine verwandtschaftlichen Beziehungen zu Maria, seine Zugehšrigkeit zu Maria anerkannt, es hat Maria geliebt und verehrt, ihr Bild aufgestellt und geschmŸckt, sie angerufen in aller Drangsal und Not. Es weihte sich Maria. und es weihte seine Kirchen Maria. Bald schon nach Rupertus waren, wie der Indiculus Arnonis um 790 be­zeugt, eine Reihe von Kirchen all Ÿberall im Lande der Schšnsten der Frauen geweiht. Und in diesen Kirchen stand das Bild Mariens. Das ist keine blo§e schšne Annahme und Vermutung. Das ist geschichtlich bezeugte Tatsache.

Ein Beispiel dafŸr: Der sel. Alkuin, der berŸhmte Hoftheologe Karls d.Gr. - wir kšnnten wohl auch sagen: der erste Unterrichtsminister des karolingischen  Reiches - besuchte um 800 in Salzburg seinen Freund Arno, den ersten Salzburger Erzbischof. Und der sel. Arno wird damals seinen Freund, den sel. Alkuin in den herrlichen, vom hl. Virgil erbauten Dom gefŸhrt haben. Alkuin bewunderte diesen virgilianischen Dom, seine Grš§e und Harmonie. Besonderen Eindruck aber machte auf ihn, dass im Dom in ganz selbstverstŠndlicher, katholischer Art ein Ehrenplatz in der Verehrung neben Christus auch der seligsten Jungfrau Maria eingerŠumt war. Und Alkuin schrieb nach der Besichtigung des Domes in sein

Fahrtenbuch die Verse:

"Haec domus Ecclesiis aliis ut mater habetur,

Virgo Dei Christi mater quapropter in ista

Cum Christo colitur, precibus quae servet ovile

Istud ab hoste piis, flagitamus,semper ubique."

 

Zu Deutsch:

"Dieses Gotteshaus ist fŸr die anderen Kirchen (der Dišzese) gleichsam die

Mutter.

Darum wird in ihm zusammen mit Christus auch die Jungfrau-Mutter des Gottkšnigs Christus verehrt.

Sie mšge - so flehen wir - immer und Ÿberall die Herde Christi in diesem Landen kraft ihrer frommen FŸrbitte vor dem Feinde beschŸtzen!"

Ist da nicht wunderschšn die Weihe unseres Volkes und Landes an Maria schon in der allerersten christlichen Zeit bezeugt?

(Vom Dom in Salzburg ging der sel. Alkuin, dieser gro§e Gelehrte und Dichter mit seinem Freund Arno hinŸber nach St. Peter, Hier fand er wieder einen schšnen Marienaltar vor. Und fŸr diesen Marienaltar in St. Peter in Salzburg verfasste Alkuin ein Epigramm, das trotz der KŸrze eine staunenswerte Tiefe verrŠt:

 

"Auxiliare tuis precibus, pia Virgo Maria,

Aeterni Regis famulos, regina polorum.

Nomine namque tuo quoniam haec est ara dicata,

Tristia depellens,nobis et prospera donans!"

 

Frei kšnnte man diese Verse etwa so Ÿbersetzen: "Mit Deiner FŸrbitte hilf den Dienern des ewigen Kšnigs, / Jungfrau, du gŸtige, die du Kšnigin bist vom Nordpol zum SŸdpol! / Deinem Namen ist ja seit je dieser Altar geweiht. / Trauriges haltÔ fern von uns, GlŸckhaftes beschere uns!Ò

 

Eine ganze Theologie Ÿber unsere Weihe an Maria steckt in diesen Versen Ÿber den Marienaltar in der Peterskirche in Salzburg. Und ein solcher Marienaltar stand, wie im virgilianischen Dom sicher auch in allen anderen, damals noch nicht sehr zahlreichen Kirchen ringsum im Lande. So ist es geblieben herauf durch die Jahrhunderte. Salzburg als kath. Land ist ein Marienland. In allen seinen Kirchen gilt nach dem dreifaltigen Gott und dem Gottmenschen Jesus Christus der Ehrenplatz Maria! Keine Kirche gibt es darum wohl, in der nicht ein Marienaltar oder mindestens ein Marienbild stŸnde, um dem glŠubi9gen Volk dieses Landes immer wieder zu sagen: wie Christus durch Maria zu euch Menschen kommen wolle, so will er, dass alle durch Maria zu ihm kommen: Per Mariam ad Jesum!

Wie aber nennt der sel. Alkuin Maria? Welche Titel gibt er ihr: Er nennt sie zuerst ãVirgo Die Christi MaterÒ. JungfrŠuliche Gottesmutter Christi. Das ist Maria. Das ist ihre hšchste wŸrde, aus der alle ihre anderen Gnadenprivilegien herauswachsen, angefangen von der Anfangsbegnadigung in ihrer Unbefleckten EmpfŠngnis bis hin zu ihrer Endbegnadigung in ihrer leiblichen Aufnahme in den Himmel. – Und dann nennt Alkuin Maria Regina, Kšnigin. Regina polarum. Kšnigin der Pole! Es ist das eine Formulierung, wie ich sie in der ganzen Tradition sonst nirgends gefunden habe. Ein gro§artiges Bild: Maria – Kšnigin der Pole! Dort, wo  - bildlich gesprochen – die Erdkugel an den Enden ihrer Achse ins Universum hinausgehŠngt ist, um sich selbst und um die Sonne zu kreisen, da ist Maria Kšnigin. Ihr Kšnigtum erstreckt sich vom Norden zum SŸden durch alle Zonen und Breiten, sie ist die Regina mundi, die Kšnigin der Welt, wie sie die Kšnigin aller  Herzen, die auf dieser Erde schlagen, sein mšchte.

Und wie schon um 800 in unserem Land Kirchen und AltŠre Maria geweiht waren, so begann man damals auch schon bestimmte Tage Maria zu weihen. Bald schon wurden die Feste Mariens fromm und freudig vom glŠubigen Volk  begangen wie die Salzburger Synodalstatuten von 799 bezeugen.

Die Marienliebe und Marienverehrung entfaltete sich in unserem Land immer mehr und fand ihren Ausdruck in der Kunst, von der Marienpoesie des Mšnchs von Salzburg angefangen bis zu Mozarts Maria Plainer Kršnungsmesse und seinem unsterblichen ave verum corpus natum de Maria Virgine. All das ist ja schlie§lich nur feines Echo jenes ersten Ave Maria, das Rupertus auf den TrŸmmern von Juvavum gebetet hat in ErfŸllung der Prophetie der demŸtigen Magd des Herrn: ãSiehe, von nun an werden mich seligpreisen alle Geschlechter!Ò

Was Rupertus am Anfang unserer Dišzesangeschichte getan, das wiederholten und bekrŠftigten die letzten beiden Erzbischšfe, Sigismund Waitz und Andreas Rohracher, als sie die Dišzese in schwerster Zeit Maria und ihrem unbefleckten Herzen weihten.

Wir aber wollen dieser unserer Weihe an Maria heute, wenn wir diese Weihe zum Abschluss des Stundgebetes erneuern.

 

Es soll dadurch der Gottmensch Jesus Christus nicht entthront werden, wahrlich nicht. Der dreifaltige Gott und der menschgewordene Sohn Gottes Jesus Christus sind es, denen wir zu eigen gegeben, Ÿbergeben und geweiht wurden in der hl. Taufe und immer wieder neu bei jedem Sakramentsempfang.

Weihe an Maria ist etwas anderes. Weihe an Maria, das ist nur das FlŸchten des Kindes zur Mutter, das Rufen des indes zur Mutter: Mutter, ich brauche dich!

Mit der Weihe an Maria wollen wir ihr sagen: Mutter, ich brauche dich! Ich brauche deine FŸrbitte, ich brauche deine Gnadenvermittlung, ich  brauche deine Hilfe, ich brauche dein Vorbild, ich brauche dein Ideal strahlender, leuchtender Schšnheit und Reinheit! Mutter, ich brauche dich!

Um das zu verstehen, was damit gesagt sein soll, brauchen wir uns nur ein kleines Kind ansehen:

Ein Kind kennt nicht den Wert oder Unwert der Dinge, es tŠuscht sich leicht und wird leicht getŠuscht.

Ein Kind lŠsst sich leicht wertloses Zeug aufschwŠtzen und gŠbe ohne Bedenken einen Millionenscheck fŸr einen Hampelmann her. Der Hampelmann ist ja viel lustiger.

Ein Kind torkelt ahnungslos in grš§te Gefahren.

Ein Kind ist unerfahren und hilflos, und wenn kein mŸtterliches Herz fŸr das Kind schlŠgt, muss es zugrunde gehen. Aus eigenem kommt es mit dem Leben nicht zurecht. Es braucht jemanden, der es behŸtet, unterweist und in das Leben einfŸhrt. Dabei wŸrde dem Kind ein ganzes Professorenkollegium mit all seiner Gescheitheit nichts nŸtzen.  Es braucht ein mŸtterliches Herz. Nur ein solches bringt die Liebe und Geduld auf, einem solch kleinen, unbeholfenen Wesen die selbstverstŠndlichsten Dinge in aller Geduld zu erklŠren und es vor Gefahren zu schŸtzen.          

Nun seht, liebe GlŠubige, auch fŸr den reifen, erwachsenen Menschen gibt es Lebensbezirke, in denen er zumeist hilflos, dumm und unerfahren wie ein Kind ist.

 

Wie ein Kind leicht getŠuscht wird und sich leicht Wertloses aufschwŠtzen und Wertvolles abschwŠtzen lŠsst, so ist es leider auf religišs-sittlichem Gebiet oft auch bei uns Erwachsenen. Da benehmen wir uns oft wie dumme Kinder.- Ich meine, der Teufel lacht sich oft eins verŠchtlich ins FŠustchen, weil wir oft gar zu schnell und leicht auf seine Versuchungen hereinfallen und bereitwillig das gšttliche Leben der Gnade und den wahren, unverfŠlschten Glauben preisgeben fŸr im Grunde ganz minderwertiges Zeug. - Und wie oft stehen wir in kindlichem Trotz Gott gegenŸber, machen ihm VorwŸrfe, hadern und rechten mit ihm, wie eben ein kleines Kind mault und trotzt, weil ihm der Vater irgendetwas verboten hat. - Was Gott verlangt, ist fŸr uns Menschen oft so unverstŠndlich, seine FŸhrungen, seine Schickungen sind oft so rŠtselhaft. Kinder brauchen eine Mutter. Und Gott hat sie uns in seiner GŸte gegeben. Ihr vertrauen wir unser Glaubensleben an, dass sie es behŸte und pflege als Mutter. Sie wei§ am besten, wessen wir bedŸrfen. Sie kennt die Gefahren, auf die wir ahnungslos zueilen, sie kennt auch die Werte, an denen wir ahnungslos und achtlos vorŸbergehen. Als rechte Mutter will sie ihre Kinder vor dem Bšsen behŸten und allem Guten zufŸhren. Sie will uns ihrem Erstgeborenen mšglichst Šhnlich sehen. UnablŠssig tritt sie darum fŸr uns, ihre Kinder ein, dass wir am Glauben an ihren gšttlichen Sohn und an der treue zu ihm festhalten.