Immaculata 1958

Geistige Wallfahrt nach Lourdes. Wer denkt heute nicht an jene GnadenstŠtte in Massabielle, wo sich die unbefleckt Empfangene vor 100 Jahren einem schlichten MŠdchen gezeigt und geoffenbart hat?

25. MŠrz 1858: Das Forschen nach dem Namen der schšnen Dame.- "Ich bin die unbefleckte EmpfŠngnis"- Das Verhšr vor Pfarrer Peyramale. - Der unverzeihliche Schnitzer der Dame.

Das Erlebnis bei der Lourdes-Pilgerfahrt im Sept.1958: Eines Tages ging ich nach einer kurzen Andacht bei der Erscheinungsgrotte auf dem Hšhenweg zwischen Grotte und Piszinen in mein Quartier heim. Da sah ich auf halber Hšhe ein neues, kŸnstlerisch wertvolles Denkmal, das mir bisher nie aufgefallen war: Ein blinder Mann in Lebensgrš§e ist dargestellt beim Blick hinunter zur Wunderquelle, von der er sich Heilung erwartet. Ich vermutete, dass wohl der blinde Steinhauer Louis Bouriette dargestellt sei, der nach 20jŠhriger Blindheit als einer der ersten mit dem Wasser aus der Wunderquelle wunderbar geheilt und wieder sehend wurde.  Auf dem Denkmal aber las ich die vielsagende Inschrift: "Dieses Denkmal wurde gestiftet von einer italienischen Frau, die sich in Lourdes bekehr te und mit diesem Denkmal sagen wollte: 'Retrouver la foi c'est plus que retrouver la vue!'(Den Glauben wiederfinden ist mehr als das Augenlicht wiederfinden!)

Wir sollten am Immaculata-Tag 1958 im Lourdes-JubilŠumsjahr den Glauben wiederfinden an Gottes Grš§e, wie sie sich offenbart an der Unbefleckten EmpfŠngnis Mariens und wir sollten wieder sehend werden fŸr die ŸbernatŸrlichen Werte, die an dieser wunderbaren Anfangsbegnadigung Mariens sichtbar werden.

Ich mšchte euch dies klar machen an zwei Anrufungen der Lauretanischen Litanei, von denen die eine fŸr euch katholische MŠdchen bestimmt wŠre, die andere aber fŸr euch katholische Burschen.

Diese zwei Anrufungen, die ich da aus der Lauretanischen Litanei herausgreifen mšchte, um euch sehend zu machen fŸr die ŸbernatŸrlichen Werte des Glaubenssatzes von der Unbefleckten EmpfŠngnis, lauten: Maria, Spiegel der Gerechtigkeit, bitte fŸr uns! Und: Maria Turm Davids, bitte fŸr uns!

Maria, Spiegel der Gerechtigkeit!

Ein MŠdchen vor dem Spiegel!

Und Maria?

Gaudens gaudebo.... Es ist, wie wenn Maria vor dem Spiegel stŸnde und sich freute Ÿber die Schšnheit, der sie da an sich innewird.

Vielleicht kommt euch dieser Vergleich zu primitiv und naiv vor. Und doch, es ist so! Maria spiegelt sich im unendlichen Meer gšttlicher Schšnheit und sie erkennt beglŸckt, dass sie die strahlende, lautere, herrliche Schšnheit und Heiligkeit Gottes in vollendeter Weise widerspiegeln darf seit ihrer unbefleckten EmpfŠngnis, die ja fŸr sie nicht blo§ Frei-sein von der ErbsŸnde bedeutet, sondern in der Folge dann auch Frei-sein von jeder persšnlichen SŸnde und ErfŸlltsein von der Gnade vom ersten Augenblick ihrer irdischen Existenz an: Gratia plena! Gnadenvoll, von Gnade ganz durchtrŠnkt, ganz erfŸllt, ganz durchgnadet. Das ist wahre Schšnheit! Nicht auf die Šu§ere, kšrperliche Schšnheit kommt es an, der mit zunehmendem Alter immer mehr nachgeholfen werden muss durch ein sogenanntes Make up, sondern auf die Seelenschšnheit, auf die innere Sauberkeit und Reinheit kommt es an!

Wie gut tŠte es unseren kath. MŠdchen, wenn sie sich in Maria, dem Spiegel der Gerechtigkeit, immer wieder spiegeln, besehen und beschauen wollten, um an diesem Spiegel entweder beglŸckt zu erkennen: Ich besitze wahre Seelenschšnheit, weil ich mir trotz aller Gefahren und Versuchungen unserer sexualisierten Zeit die Herzensreinheit bewahrt habe.... oder aber an diesem Spiegel enttŠuscht festzustellen: Alle Šu§ere Schšnheit ist bei mir ein ŸbertŸnchtes Grab, eine Fratze und Maske, von der das au§en hui, innen pfui gilt, weil ich wahre, innere Schšnheit und Sauberkeit lŠngst eingebŸ§t und verloren habe...

Und jetzt zur zweiten Anrufung, die ich aus der Lauretanischen Litanei herausgreifen wollte:

Maria, Turm Davids, elfenbeinerner Turm, bitte fŸr uns!

Euch Burschen hŠtte die Anrufung mit dem Spiegel weniger zu sagen, obgleich es Burschen, sogenannte Schlurfe geben soll, die hŠufiger vorm Spiegel zu finden sein sollen als MŠdchen.

Aber fŸr gewšhnlich lieben Burschen das Starke, das Kraftvolle, das Standhafte und Standfeste. Ist da der Turm nicht das rechte Bild?

Was hat aber dieses Bild mit Maria zu tun? Ist es nicht viel richtiger, sie mit einer zarten, strahlendwei§en Lilie oder mit einer duftenden Rose zu vergleichen wie es unser Marienlied tut: "Es blŸht der Blumen eine auf ewig grŸner Au..."?

Maria ein Turm?

Noch dazu wird sie in der lauretanischen Litanei zweimal so genannt: Turm Davids! Und: Elfenbeinerner Turm!

Ich habe fŸr diese Anrufungen in der Lauretanischen Litanei lange kein VerstŠndnis gehabt, bis ich vor 4 Jahren, im damaligen Marianischen Jahr mit meinem Bruder eine Hl. Land-Pilgerfahrt machte.

Da hatten wir in Jerusalem unser Quartier in nŠchster Nachbarschaft des Davidturmes, der - wenigstens in seinem massiven, wuchtigen Unterbau - noch in die Zeit des Kšnigs David zurŸckreichen und auch bei der Zerstšrung Jerusalems im Jahre 70 nach Christi nicht zerstšrt worden sein soll.

Dieser Davidsturm ragt 13 m aus der Erde heraus, ist 17 m breit, 21 m lang, insgesamt ein ganz gewaltiges, massives, trutziges Bollwerk, das aus lauter 2 m gro§en Quaderblšcken besteht...

Dieser wuchtige Davidsturm war gegen die alten Kriegs- und Belagerungsmaschinen vollkommen sicher. Der ršmische Feldherr Titus, der Jerusalem im Jahre 70 eroberte und zerstšrte, lie§ ihn stehen. Unbezwungen, so steht er heute noch da.

Seht nun, mit so einer wuchtigen Schutz- und Trutzburg gegen die Feinde wird Maria verglichen, wenn sie da in der Lauretanischen Litanei Turm Davids genannt wird.

Stimmt denn dieser Vergleich?

Wir mŸssen sagen: Ja! Wurde Maria nicht vom gro§en verst. Papst Pius XII. die "Siegerin in allen Schlachten Gottes" genannt? Sagt die Liturgie nicht von Maria, dass sie alle Irrlehren in der ganzen Welt Ÿberwunden hat? Hat nicht Gott selbst von ihr gleich nach dem SŸndenfall im Paradies verhei§en, dass sie mit ihrem Kind der hšllischen Schlange den Kopf zertreten werde?

Maria ist der mŠchtige Turm, in den wir uns flŸchten sollen, wenn die Feinde des christlichen Glaubens und der christlichen Sitten uns das Kostbarste, ohne das das Leben nicht mehr lebenswert wŠre, rauben wollen. Sie ist - wie das glŠubige Volk mit Vorliebe Maria dargestellt hat- die mŠchtige Schutzfrau, unter deren Schutzmantel wir alle in den StŸrmen der Zeit und in den StŸrmen des Lebens flŸchten sollen. So wie es im schšnen Lied hei§t: "Maria breit den Mantel aus, mach Schirm und Schutz fŸr uns daraus, lass uns darunter sicher stehn, bis alle StŸrm vorŸbergehn...." Maria mšge euch, kath. Burschen, mŠchtige Schutzfrau sein! Sie mšge euch aber auch helfen, dass ihr selber gegen allen Unglauben und alles Neuheidentum in Dorf, Betrieb und Umgebung durch euer Beispiel, durch eure Glaubensfestigkeit und Standhaftigkeit eine solche Schutz- und Trutzburg gegen die Feinde des Glaubens und der Kirche seid.

Ein Turm ist dann auch da, um Wegweiser zu sein, Leuchtturm!

Ich denke da an die Wallfahrtskirche Notre Dame de la Garde....

Papst Johannes XXIII. hatte in seinem Wappen einen wuchtigen Turm, der flankiert war von zwei Pfadfinder-Lilien. Isst das nicht ein vielsagendes Wappen fŸr euch, kath. mŠnnliche Jugend?

Der Spštter unter den Dichtern des vorigen Jahrhunderts, der Lebemann Heinrich Heine, wurde zu tiefst ergriffen, als er eines Tages einem edlen, unverdorbenen, reinen MŠdchen begegnet war, und er drŸckte seine Empfindungen in den Versen aus:

ãDu bist wie eine Blume, so hold und schšn und rein; ich schau dich an, und Wehmut schleicht mir ins Herz hinein.

Mir ist, als ob ich die HŠnde aufs Haupt dir legen sollt, betend, dass Gott dich erhalte so rein und schšn und hold!Ò

Katholische MŠdchen, bewahrt euch euren Idealismus! Schaut auf zum strahlenden Ideal der Immaculata! Vergleicht euch immer wieder mit ihr. Schaut hinein in diesen Spiegel wahrer fraulicher Schšnheit! So viele in der weiblichen Jugend sind heute fŸr nichts Gro§es, Edles, Schšnes mehr begeisterungsfŠhig! Alle Glut der Begeisterung und des Idealismus ist niedergebrannt. Eine Brandstatt, eine Ruine! Wie traurig! Man kann nichts mehr erwarten, man kann sich nach nichts mehr sehnen, nur sich austoben und befriedigen in niedriger Gier und Lust, das ist alles!

Ein 16jŠhriges MŠdchen begegnete mir neulich: Schwanger, von einem verheirateten Mann. Wie ist so schnell die Unschuld verloren und das Leben verpfuscht!

Euer Ideal, liebe kath. MŠdchen, dŸrfen nicht die Sex-Bomben mit der so armseligen,  kurvenbetonten, aufgetakelten Schšnheit sein, sondern euer Ideal muss Maria, die ganz Schšne, die makellos Reine, die Gnadenvolle sein! Denkt an jenes MŠdchen, das vor 100 Jahren der Unbefleckt Empfangenen in die Augen schauen durfte, Bernadette! War sie schšn? Ach, wer hŠtte sie wohl damals vor 100 Jahren schšn genannt, die 13jŠhrige asthmaleidende bleiche Tochter des verarmten MŸllers Soubirous? Und doch nimmt es Bernadette mit der Schšnheit der Filmstars und der Schšnheitskšniginnen unserer Zeit auf! Man muss nur am Schrein gekniet haben, der ihren unverwesten Leib in sich schlie§t! Das war fŸr mich ein ŸberwŠltigendes Erlebnis!

Spiegel der Gerechtigkeit, Maria, unbefleckt Empfangene, bitte fŸr uns, bitte fŸr die weibliche Jugend von Kuchl, dass sie erkennt und beherzigt, wo wahre Schšnheit zu finden ist: Der Mensch im Gnadenstand! Der Mensch mit treu bewahrter oder wiedererkŠmpfter Herzensreinheit!