Herz Mariae
EhrwŸrdige Schwestern!
Das menschliche Herz Mariens in
seiner Vorherbestimmung und wunderbaren Ausstattung durch den himmlischen
Vater, das war das Erste, was wir in unserem Triduum betrachtet haben: Ave
Maria, filia Dei Patris! Sie ist die Ÿber alles geliebte Tochter des
himmlischen Vaters, die er mit ganz besonderer Vorliebe ins Dasein rief und
berief zu hšchster Berufung und dazu dann ausstattete mit verschwenderischer Liebe;
wir haben da im Sinne der 1. Antiphon der Vesper vom Hohen Fest ein Loblied
angestimmt auf dieses Meisterwerk des himmlischen Vaters: ãO wunderbares und
allen Lobes Ÿberaus wŸrdiges Herz der Jungfrau Maria, in welchem Gott Vater das
Reich seiner Liebe aufgerichtet hatÒ.
Das mŸtterliche Herz Mariens im
Geheimnis der Menschwerdung und Erlšsung, im Fiat restloser Hingabe, in der
liebenden Bereitschaft wunderbarer Mutterschaft dem Haupt und den Gliedern des
mystischen Leibes Christi gegenŸber, das war dann das Zweite: Ein helles,
frohes, liebendes paratum cor meum ... vernahmen wir da aus dem Munde Mariens
als Echo der innersten Gesinnungen ihres mŸtterlichen Herzens: Bereit ist mein
Herz, bereit ist mein Herz, deinen heiligen Willen in allem zu erfŸllen und
dich, heiligstes Herz Jesu zu lieben von ganzem Herzen, corde magno et animo
volenti, so wollten wir es im Anschluss an den zweiten Vortrag Maria
nachsprechen in unserer liebenden Hingabe an das Herz Jesu und an die
Geringsten seiner BrŸder!
Und nun kommt noch das dritte: Ave
Maria sponsa Spiritus Sancti! Sei gegr٤t Maria, du Braut des Hl. Geistes! So
steht heute abends das brŠutliche Herz Mariens vor den Augen unseres
betrachtenden Geistes und als Frucht der Betrachtung des brŠutlichen Herzens
Mariens sollte in Ihnen zu echter, edler, gesund natŸrlicher Menschlichkeit und
zu verstehender, helfender, liebender MŸtterlichkeit in Ihrem heiligen Beruf
nach dem Vorbild Mariens auch noch das rechte, tiefe, gro§e Erfassen Ihrer
Brautschaft dem ewigen Gott gegenŸber kommen!
Wir wollen also jetzt Mariens
edles, adeliges, liebevolles mŸtterliches Herz kennenlernen in der brŠutlichen,
brŠutlich liebenden Hingabe an den, der im Scho§e der Dreifaltigkeit die
wesenhafte, personale Liebe zwischen Vater und Sohn ist: Mariens VerhŠltnis zum
Hl. Geist! Es lŠsst sich am kŸrzesten so schildern, wie die 3. Antiphon der Vesper singt:
ãBeatum Cor Dei Genitricis Mariae, sacrarium Spiritus Sancti, in quo inhabitat
plenitudo caritatis!Ò (GlŸckselig das
Herz der Gottesmutter Maria, dieses Heiligtum des Hl. Geistes, in welchem die
FŸlle der Liebe wohnt!Ò
In der Hl. Schrift leuchtet das
besondere VerhŠltnis Mariens zum Hl. Geiste an zwei Stellen auf, nŠmlich dort,
wo das menschgewordene Wort Gottes auf Erden zu schlagen begann, also im Augenblick
der Menschwerdung und dann noch einmal dort, wo die Kirche, der geh. Leib
Christi sichtbar zu werden begann: Am Hohen Pfingstfest.
Im Augenblick der Menschwerdung
enthŸllt der Engel Gabriel dieses tiefe Geheimnis mit den Worten: ãDer Hl.
Geist wird auf dich herabkommen und die Kraft des Allerhšchsten wird dich Ÿberschatten
...Ò Und da Maria Mutter des Sohnes wird, wird sie gleichzeitig auch Braut des
Hl. Geistes. Und von dieser Stunde an ist sie noch mehr als bisher offen und
bereit fŸr das Gnadenwirken des Hl. Geistes; in wahrhaft brŠutlicher Liebe und
Treue gibt sie ihr Herz dem Gnadenwalten des Hl. Geistes hin und ŸberlŠsst sich
rŸckhaltlos seiner Leitung und FŸhrung und wird so zum Werkzeug der Liebe und GŸte des Hl. Geistes zum Heile
der Menschheit. Den sprechendsten Ausdruck findet diese brŠutliche Hingabe dann
am Pfingstfest im Abendmahlssaal: Niemand auf dem Berge Sion hat sich so eifrig
und so sehnsuchtsvoll auf die Herabkunft des Hl. Geistes vorbereitet wie gerade
Maria, wie sie einst durch ihr Flehen und durch den Liebreiz ihrer Tugenden und
durch die mŠchtige Sehnsucht ihres unbefleckten Herzens den Sohn Gottes in
ihren Scho§ herabzog, so sollte sie jetzt durch die glŸhenden Gebete und
Seufzer ihres liebenden Herzens den Hl. Geist auf die Kirche herabziehen. Wie
mag sie, dieses vortreffliche GefŠ§ der Andacht, in diesen neun Tagen der Vorbereitung
gebetet haben! Sie wusste ja viel besser noch als die Apostel, um welch wichtige
Angelegenheit es sich jetzt handelte, nŠmlich um die Vollendung und Kršnung des
Werkes ihres Sohnes durch den Hl. Geist. So nahm sie jetzt bei der Geburt der
Kirche wieder die Stelle der Mutter ein. Und niemand hat den Hl. Geist damals
in solcher FŸlle empfangen wie Maria. Freilich trat diese FŸlle des Geistes bei
ihr nicht so wie bei den Aposteln in Šu§eren Gnadengaben und Charismen hervor.
Bei ihr wurde der ganze Gnadenreichtum des Hl. Geistes als Kapital angelegt,
von dem sie dann weiter austeilen durfte als die Vermittlerin aller Gnaden.
Mit diesen zwei Angaben Ÿber
Mariens VerhŠltnis zum Hl. Geist, wie sie uns da in der hl. Schrift bei der Schilderung
der Menschwerdung Gottes und der Ausgie§ung des Hl. Geistes am Pfingstfest
gegeben wird, ist aber das Herz Mariens als brŠutliches Herz noch lange nicht
voll geschildert. Wir mŸssen dazu weiter ausholen, um Maria als braut des Hl.
Geistes richtig zu erfassen.
Denn warum wird sie denn eigentlich
Braut des Hl. Geistes genannt? Steht sie wegen ihrer unbeschreiblich innigen
Liebe zum Sohne Gottes, zu Christus, nicht in genauso brŠutlichem VerhŠltnis zu
diesem? Wenn jemals das VerhŠltnis Braut=BrŠutigam im innigen Zusammen zweier
Seelen verwirklicht wurde, so doch sicher zwischen Christus und Maria. Und das
brŠutliche VerhŠltnis der Kirche zu Christus, das Paulus im Epheserbrief als
das Urbild jeder brŠutlichen, ehelichen Verbundenheit sieht, hat doch die erste
Verwirklichung gefunden im VerhŠltnis Christi zu seiner Mutter. Und schlie§lich
kšnnte man Maria genauso auch Braut des himmlischen Vaters nennen, wo doch im
AT das VerhŠltnis des auserwŠhlten Volkes zu Gott immer wieder unter dem Bilde
der Brautschaft und der Ehre geschildert wird und dem Volke Israel von Gott
selbst der Vorwurf gemacht wird, dass dieses Volk seine eheliche Treue zu Gott
gebrochen habe wie eine Hure. Ist nicht Maria, der wertvollste Spross des
auserwŠhlten Volkes, die getreue Jungfrau, die niemals auch nur durch den
Schatten einer SŸnde Gott die Liebe versagt und die Treue gebrochen hat?
Und doch nennen wir Maria nie
Braut des himmlischen Vaters, auch fast nie Braut Jesu Christi, sondern immer
nur Braut des Hl. Geistes!
An sich ist es richtig, dass
Maria in brŠutlicher Hingabe und Liebe zur ganzen heiligsten Dreifaltigkeit
steht, aber sie wird doch in besonderer Weise Braut des Hl. Geistes genannt,
nicht so sehr wegen des VerhŠltnisses, das der Hl. Geist zu Maria oder umgekehrt
Maria zum Hl. Geist einnimmt, sondern weil Maria das wunderbare irdische
Spiegelbild des UrsprungsverhŠltnisses des Hl. Geistes aus Vater und Sohn ist.
Hier dŸrfen wir im Blick auf das Herz Mariens einen tiefen Blick tun in das
Geheimnis der Heiligsten Dreifaltigkeit.
Wenn wir das menschliche Herz
Mariens kennenlernten auf Grund des Geheimnisses der Vorherbestimmung und der
Erschaffung, wie sie in besonderer Weise Gott Vater zugeschrieben wird, und
wenn wir das mŸtterliche Herz Mariens kennenlernten auf Grund des Geheimnisses
der Menschwerdung, wie es sich an der 2. gšttlichen Person vollzog, so lernen
wir das brŠutliche Herz Mariens kennen auf Grund des Geheimnisses der Dreifaltigkeit,
wie es seine Vollendung findet im Hervorgang des Hl. Geistes durch die Liebe
zwischen Vater und Sohn.
Im Scho§e der heiligsten
Dreifaltigkeit gibt es zwei ewige HervorgŠnge, den des Sohnes aus dem Vater und
den des hl. Geistes aus Vater und Sohn:
Der Sohn geht durch das Erkennen
des Vaters hervor: der Vater erkennt sich in vollkommenster Selbsterkenntnis
und spricht sich aus im ewigen Wort, im Logos und zeugt in ihm seinen
wesensgleichen Sohn. Vater und Sohn aber durchschauen ihren gemeinsamen
Reichtum, die Gottnatur, ihre in der Wesenseinheit begrŸndete innigste Verbundenheit
und bejahen diese innigste Verbundenheit mit ebenbŸrtiger, wahrhaft gšttlicher
Liebe, indem sie sich gegenseitig mit unendlicher Innigkeit und Kraft umfangen.
Der Vater liebt den Sohn, in welchem er sein wesensgleiches Ebenbild erkennt;
der Sohn liebt den Vater, in welchem er den Urquell aller Wahrheit, GŸte und Schšnheit
und Vollkommenheit besitzt. Vater und Sohn umfangen sich in einem ewigen Akt unendlicher,
wahrhaft gšttlicher Liebe. Die wechselseitige Liebe von Vater und Sohn schlŠgt
gleichsam in einer einzigen unendlichen Liebesflamme zusammen, in einer
einzigen gšttlichen Hauchung der Liebe, in die sie ihr ganzes Sein und Wesen
hineinlegen. Dieser Akt unendlicher Liebe verweht nicht, sondern ist ewig, ist
unendlich, ist unendlich heilig, unendlich vollkommen und so innig, so
kraftvoll, so selig und unendlich wie ihr Wesen; ist also wie Vater und Sohn
selbstŠndige Person, gleichwesentlich mit dem Vater und Sohn: Der Hl. Geist! FŸr
diesen innergšttlichen Prozess haben wir nun im geschšpflichen Bereich eine
gute Veranschaulichung in der Liebesverbundenheit von Braut und BrŠutigam, von
Mann und Frau, wenn diese zwei, sakramental verbunden, eins im Fleische werden,
wie die Hl. Schrift sagt und in dem Augenblick, da sie in seliger Liebe zu
einer Einheit in der Zweiheit wurden, drei werden im Kind als der Frucht der
gegenseitigen Liebe. Und dass der Hl. Geist durch die Liebe zwischen Vater und
Sohn hervorgeht, kommt schon im Namen zum Ausdruck; die rechte †bersetzung von
Spiritus Sanctus sollte nicht so sehr Hl. Geist hei§en, sondern spiritus wŠre
zuerst einmal abzuleiten vom lateinischen Zeitwort spirare, spiratus=der Gehauchte:
Der Hl. Geist ist wirklich der Gehauchte, der gšttliche Hauch im wšrtlichsten
Sinn, weil er das heilige Atmen Gottes ist, in welchem der Vater und der Sohn
die ganze WŠrme ihrer ewigen und seligen Leibesverbundenheit ein- und ausatmen.
Darum vergleicht Christus auch den Hl. Geist mit dem Hauch des Windes, der
weht, wo er will, und er verleiht ihn den Aposteln indem er sie anhaucht und
darum kommt der Hl. Geist am Pfingstfest im Brausen eines gewaltigen Sturmwindes.
Das Herz, von Liebe bewegt und geschwellt, haucht die Liebe in tiefen AtemzŸgen
aus, und dieser Atemzug ist zugleich Ausdruck und TrŠger der Liebe. Sehen Sie,
so haucht sich die Liebe des Vaters und des Sohnes in einem hl. Liebesodem aus,
der da der volle Erguss ihres Wesens und Lebens ist: der Hl. Geist!
Und weil der Hl. Geist die
personhafte Liebe zwischen Vater und Sohn im Scho§e der Dreifaltigkeit ist,
darum geben die KirchenvŠter dem Hl. Geist auch noch andere Namen; sie nennen
ihn das Herz des Vaters und des Sohnes, den unendlichen Glutherd der Liebe, die
Flamme, das Feuer, die Wonne, das GlŸck, die Seligkeit, die SŸ§igkeit, den
ewigen Jubel und das Hohe Lied der Liebe in der Heiligsten Dreifaltigkeit. Der
Hl. Geist geht aus der Liebe, durch die Liebe hervor; die Liebe ist sein
Ursprung, und die Liebe ist sein Wesen, er ist kraft des Ursprungs aus Vater
und Sohn die personhafte Liebe, die ungeschaffene, unendliche Liebe, der
unendliche Pulsschlag gšttlicher Liebe, der brŠutliche Kuss der liebe zwischen Vater
und Sohn.
Und weil nun kein Geschšpf auf Erden
so wie Maria eingetaucht ist in die Liebe zum dreifaltigen Gott und weil kein
Geschšpf so sehr an sich erfahren durfte, dass Gott die Liebe ist, wie gerade
Maria, darum dŸrfen wie sie in ganz besonderer Weise die Braut des Hl. Geistes,
des Geistes der Liebe, nennen und ihr Herz wurde wie kein anderes Herz
sacrarium Spiritus Sancti, Heiligtum des Hl. Geistes, in welchem die plenitudo
caritatis, die FŸlle der Gottesliebe wohnt. Das glŸckselige, beseligende Hineingezogen
werden eines Menschenherzens in das Meer gšttlicher Liebe ist nirgends so sehr Wirklichkeit
geworden als eben im Herzen Mariens: In ihr hat Gottesbrautschaft hšchstes,
menschenmšgliches Ausma§ erreicht.