Der freudenreiche Rosenkranz
Den Du o
Jungfrau vom Heiligen Geist empfangen hast
Maria war allein,
versunken im Gebet... das ist das uns allen bekannte Adventsbild. Bleiben wir
ein wenig dabei stehen, betrachten wir es, denken wir nach.
DIE GROSSE STUNDE
Wir dŸrfen wohl
sagen, die grš§te Stunde der Weltgeschichte ist da. Worauf seit Jahrhunderten
die Menschheit ahnend und das Volk Israel wissend gewartet hat, das erfŸllt
sich jetzt. Gott neigt sich hernieder und berŸhrt die Erde. Die BrŸcke spannt
sich Ÿber den Abgrund, den die SŸnde, die gro§e Trennung, einst aufgerissen
hat. Der Ort, wo diese BrŸcke hier unten auf unserer Erde aufsetzen konnte ist
die Jungfrau Maria in Nazareth. Jetzt ist wieder Vereinigung zwischen Gott und
Welt, Himmel und Erde. Jetzt ist nach der gro§en Ex-kommunikation wieder die
In-kommunikation, ist Wiedervereinigung. Die BrŸcke selber ist Christus. †ber
Ihn, diese BrŸcke, kommen nun alle Gnade und alles Heil, aller Segen und alles Gute
von oben nachunten, immer ãper Dominum Jesum ChristumÒ. †ber Ihn aber gehen nun
auch wieder alle unsere Gebete, unsere Opfer, unser guten Taten hinauf z um
Vater, immer ãper Dominum Jesum ChristumÒ. Von jetzt ab, ja, es ist eine
wahrhaft gro§e Stunde.
DIE GROSSE KUNDE
Wir reden von
Evangelium, von der frohen Botschaft, der guten Kunde, nŠmlich der Botschaft
von unserer Befreiung und Erlšsung aus der Gefangenschaft Satans, aus Nacht und
Not und Elend. Es ist die Botschaft vom Heil. Der erste Bote nun, der sie uns
brachte, ist der besondere Gottesbote, der Engel des Herrn, Gabriel. Heute
bringt er diese Botschaft in die Welt, sagt sie Maria und auch uns allen. Ist
sie uns aber noch frohe Kunde? Verstehen wir sie noch so? Macht sie uns noch
froh? Wenn sie in der Kirche verkŸndet wird, dann stehen wir auf, um sie
freudig zu vernehmen – tun wir das nicht nur Šu§erlich, sondern auch
innerlich!
DIE GROSSE FRAGE
Der Engel des
Herrn richtet an Maria die Frage, ob sie bereit sei, die Mutter des Sohnes
Gottes zu werden. Es ist schon eine Frage, wenn es auch nicht direkt so fragend
lautet. Maria muss erst ihr Jawort geben. Es geschieht hier, was der Herr
spŠter einmal sagt: ãDas Himmelreich gleicht einem Kšnig (Gott Vater) der
seinem Sohne Hochzeit halten wollte.Ò Und jetzt frŠgt der Kšnig-Vater bei Maria an, ob
sie ihr Jawort geben will. Davon hŠngt alles ab. Die ganze Schšpfung hŠlt jetzt
den Atem an – was wird die Jungfrau sagen?
DIE GROSSE
ANTWORT
Sie aber sagt das
entscheidende, gewichtige, gro§e und so bedeutsame Ja. Sie sagt es nicht nur
privatim, sondern im Namen der ganzen Menschheit, denn sie ist in diesem
Augenblick die Stellvertreterin der Menschheit. Wie Eva – die
Menschenmutter, damals das Nein sagte, so Maria, die zweite, aber gute Eva
– nun das gro§e Ja. Und damit ist das Schicksal der Welt entschieden. Das
Heil beginnt. Der Weg fŸr Gott ist frei. Das danken wir Maria.
Den Du o
Jungfrau zu Elisabeth getragen hast
Das ist mehr als
nur ein Bild, das ist eine ganze Szene, ein Schauspiel. Wir wollen diesen
streifen langsam abrollen lassen und uns Gedanken dazu machen.
1.
Wie
feinhšrig ist doch Maria. Da sagt der Engel so beilŠufig, dass Elisabeth auch
ein Kind empfangen habe uns sie sei nun schon im 6. Monat. Maria hŠtte das sehr
wohl Ÿberhšren kšnnen, denn was ihr gesagt wurde, war Ÿbergenug. Aber sie hšrte
den Satz eben doch und verga§ ihn in der gro§en Erregung nicht. Nachdem der
Bote weg war, fiel es ihr wieder ein.
2.
Wie
selbstlos ist doch Maria. An sich hatte sie jetzt Ÿbergenug an ihre eigenen Sachen
zu denken. Ihr ganzes Leben war doch auf einmal total verŠndert. Wie soll das
z.B. mit Joseph nun weitergehen? Wie soll sie ihm das Neue mitteilen? Kein Wort
sagte der Engel darŸber. Daran aber denkt sie nun nicht. Erst muss der alten
Base geholfen werden, dann kann sie an sich denken.
3.
Eilends
– hei§t es extra, ging Maria zur Base Elisabeth. Sie zšgert nicht lange, wartet
keine 8 Tage, schlŠft nicht erst ein paar Mal darŸber, nein, sofort. Maria
handelt kurz und bŸndig. Sie sah in dem Wort des Engels auch eine Aufforderung
Gottes, da war fŸr sie ein sofortiger Gehorsam selbstverstŠndlich.
4.
Vornehm
– erscheint uns Maria, denn sie kommt und hilft, bis Johannes geboren ist
und verschwindet dann wieder. Sie bleibt nur solange es nštig ist. Sie sitzt
der Base Elisabeth nun nicht noch ein paar Wochen hin. Eine wahrhaft edle,
vornehme Art.
5.
Das
ist also nun der erste Ausgang des Herrn in der Welt – in seine Welt
hinein. Noch verborgen im Scho§ der allerseligsten Jungfrau Maria, aber wahrhaft
wirklich und wesentlich. In Maria geht der Heiland durch die Welt. Die frommen
Legenden haben das begreiflich mit
allen mšglichen Bildern ausgemalt, wie etwa die Blumen sich neigten, wie die
Všgel sangen. Das ist Legende. Es hat sich weiter gar nichts ereignet. So ist
das heute noch, wenn der Heiland, etwa an Fronleichnam – durch unsere
Lande geht. Die Wunder geschehen anders – innen!
6.
Hier
wird nun der zweite Teil des Ave Maria gesungen. Der Engel fing damit an,
Elisabeth setzt den Gru§ fort: ãDu bist gebenedeit unter den Weibern und
gebenedeit ist die Frucht deines Leibes – JesusÒ. So grŸ§t also nun die
Menschheit die Jungfrau. Der Gru§ des Engels, das ist der Gru§ des Himmels. Der
Gru§ Elisabeths, das ist der Gru§ der Erde.
7.
So
kšnnen wir wohl sagen, dass hier die Marienverehrung der Menschen begann. Und
wenn wir genau hinhšren, dann sind es zwei GrŸnde, warum wir Maria verehren:
Einmal weil sie die gro§e Gnade hatte und Gottesmutter wurde. Dann, weil sie
auch selber etwas dazu tat, nŠmlich: ãSelig bist du, weil du geglaubt hast!Ò
8.
Dann
ist heute noch der Geburtstag des herrlichen Liedes, das wir aus dem Mund er
Muttergottes haben: ãMagnifikatÒ. ãHochpreise den Herrn meine Seele!Ò wir beten
es vielleicht zu wenig. Es wŠre z.B. ein sehr schšnes Gebet nach der heiligen
Kommunion.
Den Du, o
Jungfrau zu Bethlehem geboren hast
Gottesmutter
– GottesgebŠrerin
Die Kirche nennt
Maria Gottesmutter, aber dann noch, besonders betont, GottesgebŠrerin. Warum
wohl? Mutter, das war Maria sicher, aber das ist ein allgemeiner Name. Man
redet schlie§lich auch im Ÿbertragenen Sinne von einer Mutter, von Muttertum
und MŸtterlichkeit. Es kšnnte sich eine falsche Vorstellung einschleichen, die
in Maria zwar die mŸtterliche Frau, auch die Mutter des Gotteskindes sieht,
aber nur im allgemeinen Sinn, als Pflegerin und BehŸterin. Um dem zu entgehen, wird
Maria von der Kirche ganz besonders betont GottesgebŠrerin genannt. Diesen
Namen geben wir keiner anderen Frau. Er besagt eindeutig, dass Maria eben
diesem Kind das Leben gegeben hat. Der Sohn Gottes ist tatsŠchlich ihr Kind und
darum tatsŠchlich Mensch geworden. Darauf kommt es nŠmlich an.
Unsere Mutter
Wir sagen, Maria
sei auch unsere Mutter. SelbstverstŠndlich nicht im natŸrlichen Sinne. Wir
denken dabei durchwegs an eine allgemeine Mutterschaft der Mutter des Christus
als Mutter aller Christen. Wir sehen sie, wie etwa im Bild der Schutzmantelmadonna,
uns alle unter ihren Schutz und Schirm nehmend. Sie ist die gro§e Helferin, die
Tršsterin der betrŸbten, die Helferin der Christen, die Zuflucht der SŸnder,
das Heil der Kranken. Sie ist unsere Mutter, weil wir das Leben ihres Sohnes in
der Taufe bekommen haben, weil wir in jeder hl. Kommunion das Leben ihres
Sohnes in uns hineinnehmen. Dieses Christusleben, das wir da bekommen, hat sie
ja in die Welt hineingeboren. Hier wird ihre Mutterschaft schon inniger. Wir
stehen tatsŠchlich – ŸbernatŸrlich allerdings gesehen – in einem
tiefen, inneren Zusammenhang mit Maria. Doch nicht genug, es geht noch tiefer.
Unsere
GebŠrerin
Papst Pius XII.
sagte einmal, Maria sei ãaller Glieder Christi hochheilige GebŠrerinÒ. Ein
Wort, das des Nachdenkens wert ist. Sie hat also auch uns geboren. In Jesus
Christus ihrem Sohne. Christus ist ja das Haupt eines Leibes, der da ist die
Kirche. Wir sind die Glieder dieses Leibes. Als Maria das Haupt gebar, schenkte
sie auch zugleich der Kirche, dem ganzen Leib, das Leben, also auch uns, den
Gliedern. Man kann vielleicht fast sagen, Maria habe die Kirche geboren. So
gesehen sind wir tatsŠchlich ihre Kinder. In der Taufe, wenn wir wiedergeboren
werden, wird die Kirche unsere Mutter, unsere tatsŠchliche GebŠrerin. Aber
diese Kirche ist in gewissem Sinn Maria, und Maria ist die Kirche.
Das sind
ZusammenhŠnge, die nicht gerade auf der Stra§e liegen, Ÿber die man aber
ernstlich nachdenken sollte. Sie gehen in die Tiefe. Aber erst dort liegen die eigentlichen
SchŠtze und ReichtŸmer. Vielleicht ahnen wir ein wenig, wie tief und echt wir
mit Maria innerlich verbunden sind. Wir gehšren zusammen und darum lŠsst sie
uns nie im Stich. Wir aber sollten sie auch nie vergessen. Das VerhŠltnis Mutter
und Kind, Kind und Mutter, wie wir Katholiken es zu Maria haben, ist nicht nur
etwas Schšnes, Romantisches, sondern tiefe Wirklichkeit.
Den Du o
Jungfrau im Tempel aufgeopfert hast
Heute wollen wir
das 4. Bild vom freudenreichen Rosenkranz nachdenklich betrachten. Um es gleich zu
sagen, sehen wir noch ein wenig weiter und sehen die Mutter Gottes auch noch
unter dem Kreuz, bei der gro§en Opferung ihres Sohnes. Maria, die Opfernde,
steht also vor uns.
Die erste
Opferung
Sie geschieht
heute im Tempel, wohin Maria und Joseph gemŠ§ der Vorschrift ihr
erstgeborenes Kind brachten. Die Juden sehen, wie wir ja auch, in jedem Kind
ein Geschenk Gottes. Ihm gehšrt es eigentlich, wie alles in der Welt. Dieses
VerhŠltnis zu Gott sollte in dieser Vorschrift zum Ausdruck kommen, indem die
Eltern Gott das Kind sozusagen zurŸckschenken, es ihm aufopfernd, darbringen.
Um es aber dann doch wieder behalten zu kšnnen, kaufte man es los durch
entsprechende Opfergaben. Diese Gaben brachten Maria und Joseph in einem Paar
Tauben, wie es fŸr arme Leute vorgeschrieben war. Das alles wŠre eigentlich gar
nicht nštig gewesen, denn wenn je ein Kind Gott gehšrte, dann dieses. Und doch
hatte es wieder seinen tiefen Sinn, dass Maria und Joseph das Kind gleichsam
vom Vater im Himmel loskaufen. Es gehšrt nun doch wieder ganz ihnen,
insbesondere Maria. Es ist ihr Kind, ihr Fleisch und Blut.
Die zweite
Opferung
Das kommt nun in
der zweiten Opferung deutlich zum Ausdruck. Was hat Maria mit dem Kreuzestod
des Herrn zu tun? Wir sehen zu wenig, wenn wir nur an das Mutterleid und den
natŸrlichen Schmerz der Mutter unter dem Kreuz denken. Maria hat mehr getan als
nur mitgeweint und mitgelitten. Sie hat mitgeopfert. Denken wir an obiges von
der Opferung im Tempel. Es war also ihr Kind. Sie hat dieses ihr Kind jetzt auf
Kalvaria als Opfergabe hingegeben.
Was gehšrt zu
einem Opfer? 1. Die Opfergabe. 2. Der opferdarbringende Priester. 3. Die
Opferhandlung. Jetzt fehlt noch etwas, was eigentlich an den Anfang gehšrt,
nŠmlich jemand, der mit der Opfergabe zum Priester kommt und ihn bittet, das
Opfer darzubringen, der opfernde Mensch. Das war beim Kreuzopfer auf Golgotha
Maria. Sie bringt die einmalige, einzigartige Opfergabe, der Heiland selbst ist
der Priester, ist Opfergabe und Opferpriester zugleich. Der Tod am Kreuze ist
die Opferhandlung. Aber der opfernde Mensch, die opfernde Menschheit, die diese
Gabe in des Priesters HŠnde legt, ist Maria.
Auch das ist
wieder eine von den Wahrheiten, die nicht auf der Stra§e liegen. Sie gehšrt zum
Gold unseres Glaubens. Wir ahnen dabei, welch tiefe innerste Verbundenheit
Maria mit dem Kreuzopfer und damit auch mit dem Messopfer hat.
Den Du o Jungfrau
im Tempel wiedergefunden hast.
Das letzte Bild
des Freudenreichen Rosenkranzes steht heute vor uns. Wir wollen es wieder
miteinander betrachten und bedenken.