3.Vortrag beim Triduum auf das Fest des reinsten Herzens Mariae, 8.Februar 1949

Die Macht des liebenden Herzens Mariae

 

Zur Macht des reinen Herzens und zur Macht des demŸtigen Herzens kommt noch ein Drittes in unseren Triduums Betrachtungen Ÿber das Herz der Gottesmutter: Die Macht des liebenden Herzens!

Hier sto§en wir gleichsam zur Herzmitte dieses Herzens vor. Hier berŸhren wir jene Tugend, jene Kraft, jene Eigenschaft des Herzens, wie sie ja im allgemeinen Sprachgebrauch der Všlker im Herzen symbolisiert und verkšrpert gesehen wird. Und so wird darum das Wort Herz auch in der Herz Jesu-und Herz Mariae-Verehrung aufgefasst: Als Sitz und Mittelpunkt und Symbol der Liebe.

Und wenn wir darum nach Weisung der Heiligen (Johannes Eudes) und der Kirche (Pius XII.) in unserer Marienverehrung das Herz der Gottesmutter zum besonderen Gegenstand unserer Verehrung machen, so eben deshalb, weil wir die Liebe dieses Herzens bewundern und uns zum Vorbild nehmen sollen.

Als VorŸbung zu dieser Betrachtung Ÿber die Macht des liebenden Herzens Mariae kšnnen wir uns an die Ÿbliche Darstellung des Herzens Mariae halten: Das von einem Kranz von Rosen umwundene und vom Schwert der Schmerzen durchbohrte Herz Mariens! In beiden Symbolen, in den Rosen und im Schwert der Schmerzen soll ja nichts anderes zum Ausdruck gebracht werden als eben die bis zum Šu§ersten Opfer bereite, fŸr Gott wie die schšnste Rose erblŸhende Liebe Mariens. Sie ist wahrlich die Mater pulchrae dilectionis, die Mutter der schšnen Liebe gewesen zeit ihres Lebens.

Wem dieses Bild als VorŸbung fŸr unsere Betrachtung nichts zu sagen hat, der nehme das biblische Bild vom liebenden Herzen Mariae: Stabat Mater dolorosa juxta crucem lacrimosa dum pendebat Filius...

Schauen wir nun in das Leben Mariens wieder hinein und beobachten wir an diesem Leben die Macht der Gottes- und der NŠchstenliebe!

Was ist denn Ÿberhaupt die Gottesliebe? Die Antwort darauf, die ich geben will, ist keine klassische, theologische Definition dieser Kšnigin unter den Tugenden, aber vielleicht sagt sie uns das Wesentlichste von dem, was wir hier an Maria bewundern und auch wieder nachahmen sollen: Die Gottesliebe ist ein Ernstmachen mit Gott in unserm Leben. Sie macht Ernst mit dir Wahrheit, dass Gott das hšchste Gut ist und sie macht Ernst mit Gottes heiligem Willen. Konkret genommen ist dann die Gottesliebe zunŠchst einmal H o c h s c h Š t z u n g Gottes: Dem gottliebenden Herzen ist Gott das Erste und Letzte, das hšchste Gut, der Mittelpunkt, um den alles kreist, die eine gro§e Wirklichkeit, der Eine, dem das ganze Leben, das ganze Herz allein gehšrt. Und diese HochschŠtzung vor Gott wird dann wie von selbst zum Dienst vor Gott, denn die Liebe sucht nicht den eigenen Willen und Wunsch, sondern den des Geliebten zu erfŸllen und ihm zu dienen. Und dieser Dienst vor Gott steigert sich dann bei der echten Liebe zum Opfer fŸr Gott: Das Opfer ist ja das Grš§te in der Liebe. Und der Lohn dieser Gottesliebe ist dann die Vereinigung mit Gott: Liebe will mit dem Geliebten zusammen sein, mit ihm vereinigt und verbunden sein auf die innigste Weise. So will schon hier auf Erden die gottliebende Seele bei Gott weilen. Und diese Gottvereinigung auf Erden ist nur ein Anfang jener ewigen Vereinigung mit Gott, in der das GlŸck des Himmels liegt.

Und wenn wir nun nach dieser kurzen Darlegung Ÿber die Gottesliebe das Leben Mariens Ÿberblicken, so mšchten wir unwillkŸrlich den Gru§ des Engels Gabriel an die ErwŠhlte: Du bist voll der Gnade, gleichsam ergŠnzen durch die Worte: Maria, du bist auch voll der gšttlichen Liebe! Es war nicht nur ein plštzliches Aufwallen deines Herzens, als du dein Magnifikat sangest: "Hochpreiset meine Seele den Herrn und mein Herz ist voll Freude in Gott!" Nein, dieses Wort war nur ein Durchschimmern jenes Lichtes, das immer in ihrem Innern, wie das ewige Licht vor dem Tabernakel, brannte: Ihr Herz war immer voll Freude in Gott und darin zeigt sich zu allererst die Macht ihres gottliebenden Herzens: Ubi thesaurus vester est, ibi et cor vestrum erit. Wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein, hat Christus gesagt. Im VerhŠltnis seiner Mutter zum hšchsten Gut, zum hšchsten Schatz, zu Gott, traf dies in vollendetem Ma§e zu: Ihr Herz war bei Gott. Da fŸhlte sie sich daheim.

Gewiss galt ihre Liebe auch Vater und Mutter, und galt dann auch ihrem keuschen BrŠutigam Joseph und galt auch ihrem Volke. All dies wohnte auch in ihrem Herzen, aber der eine gro§e Mittelpunkt ihres Herzens war doch immer und in allem Gott. Niemand hat je so ernst gemacht mit dem ewig alten und ewig neuen Gebot der Gottesliebe: Du sollst den Herrn deinen Gott lieben aus deinem ganzen Herzen: Gerade weil ihr Herz so rein war und so demŸtig, war es auch im allerschšnsten Sinn liebefŠhig. Und bei der Reinheit ihres Herzens und bei der Demut ihres Herzens war Maria ja auch wie niemand sonst eingedrungen in die Erkenntnis der MajestŠt und Grš§e und Herrlichkeit Gottes. So war ihr Herz voll der Liebe zu Gott, voll der Freude an Gott!

Und diese ihre Gottesliebe war aber mehr als etwa nur ein inneres GefŸhl des Hingegebenseins ihres Herzens an Gott, ihre Gottesliebe war zugleich auch Šu§ere Tat: Das Marienleben war ein dauerndes Dienen vor Gott. Und das Wort: "Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Worte"(Lk 1,38) war nicht etwa nur der Herzenserguss einer gehobenen Stunde selig-froher Begeisterung, wie sie Ÿber jeden ideal gesinnten Menschen kommen kann, sondern dieser Ausspruch war der Inhalt ihres ganzen Lebens und war der Ausdruck ihres gottliebenden Herzens: Maria hat nie dem Willen Gottes auch nur im geringsten widersprochen, nicht die kleinste SŸnde hat ihre reine Seele je entweiht, sie wollte nicht nur die Gebote Gottes alle, sondern auch seine WŸnsche bis ins letzte treu erfŸllen. So war ihr Leben ein Gottesdienst aus Gottesliebe von Nazareth. bis Golgotha und bis zu ihrem seligen Heimgang in osculo Dni, im Kuss des Herrn, im Kuss der Liebe.

Und wenn wir die Gottesliebe definiert haben als Freude an Gott, als Dienst vor Gott und als Opfer fŸr Gott, so kšnnen wir feststellen wie dieses Dritte am grš§ten und strahlendsten im Leben Mariens aufleuchtet: Hier zeigt sich die Macht dieses liebenden Herzens am Hšhepunkt, in der Opferkraft ihrer Gottesliebe hat sie ihren Sohn auf Golgotha "zusammen mit dem gŠnzlichen Opfer ihrer Mutterrechte und ihrer Mutterliebe dem Ewigen Vater dargebracht", so sagt Pius XII. in der Enz. Mystici corporis so tief.

Wir sollten es so recht auskosten, was in diesem kurzen Satz steckt, wir wŸrden dann eine Ahnung bekommen von der Macht des gottliebenden Herzens Mariae.

Gerade darin sollten wir uns hineinbetrachten, wir wŸrden erkennen, wie der Gedanke des Opfers von der VerkŸndigung bis zum Stabat Mater ihr Leben durchzog:

Es ist ja sicher anzunehmen, dass Maria von dem Leidens- und Opferberuf des Messias wusste, als der Engel der VerkŸndigung vor sie hintrat. Ist ja doch der leidende, sich opfernde Messias in der Hl. Schrift des AB hinlŠnglich klar vorausgesagt in den Psalmen und bei den Propheten. Und hŠtte Maria nicht davon gewusst, so hŠtte Gott ihr dies damals sicher nicht verheimlicht. Die GottesmutterwŸrde allein schon verlangte dies. Die einzelnen ZŸge ihres Mitleidens und Mitopferns mit dem Sohne blieben ihr freilich damals noch verborgen, aber dies eine sah sie im Augenblick der VerkŸndigung sicher klar vor sich: Mein Ja zu dieser Mutterschaft ist ein Ja zum Opfer. Hier braucht es die Macht eines liebenden Herzens. Und Maria sagte ihr Ja mit liebendem Herzen, sagte Ja nicht blo§ aus Freude an Gott und nicht blo§ aus Bereitschaft zum Dienst vor Gott, sie sagte vor allem auch Ja zum Opfer fŸr Gott. Und dann nach diesem Ja-Wort im Fiat mihi...stieg der Geist der Liebe, der Hl. Geist auf sie herab und wirkte zusammen mit der Macht ihres liebenden Herzens die kostbare Frucht menschgewordener gšttlicher Liebe: Und das Wort ist Fleisch geworden! Und die SchlŠge des liebenden Herzens Mariens zittern von da an hinŸber in das Herz des neugebildeten Kindleins in ihrem Scho§e. Von dem Herzen dieses Kindleins aber tšnte es Maria als Antwort entgegen: ãSchlachtopfer und Brandopfer hast du nicht gewollt, Vater, aber einen Leib hast du mir gegeben: Siehe, ich komme, deinen willen zu erfŸllen!Ò (Hebr 10,5-7) Und von diesem ersten Augenblick an schlagen die Herzen von Mutter und Kind schon zusammen in wundersamem Gleichklang opfernder Liebe und Hingabe.

Und Ÿber allen Freuden und Ÿber allen Leiden im Leben des Herrn und Mariens stand immer das Kreuz, wo diese opfernde Liebe ihren Hšhepunkt finden sollte. Und nun naht sie sich diese Stunde. Wir schauen Maria als Frau der Schmerzen unter dem Kreuze.

Was war dem schon alles vorangegangen an Opfer und Leid:

Wie sie von Johannes begleitet vor wenigen Stunden noch im Schatten einer SŠule am Richtplatz stand, da sah sie, wie ihr angebeteter Sohn dem Gespštte des Volkes preisgegeben, entsetzlich verunehrt, mit Ketten und Stricken gebunden, durch die Menge geschleift wurde, wie man Ÿber ihn verhandelte wie Ÿber einen Verbrecher; wie das rasende Volk seinen Tod begehrte: Ans Kreuz mit ihm. Und Maria sah, wie die Haltung des Richters immer schwankender, die Lage ihres Sohnes immer hoffnungsloser wurde, wie er einem Raubmšrder gegenŸbergestellt, gleichsam feilgeboten wurde – Jesu oder Barabbas?! Dann hšre Maria das zischende Aufprasseln der Gei§elhiebe auf den unschuldig reinen Leib ihres Sohnes, dazwischen das gotteslŠsterliche Fluchen der Henker und das unsŠglich geduldige, aber durch die furchtbaren Schmerzen erpresste Stšhnen des Sohnes.

Dann stellte ihn der heidnische Richter, selber von Mitleid gerŸhrt, dem Volke vor: Ecce homo! Von Blut Ÿberronnen, der ganze Kšrper eine einzige Wunde, das Antlitz entstellt von Striemen und blutigen Flecken, die entsetzliche Dornenkrone tief in die SchlŠfen gedrŸckt, dazu die gebeugte, gebrochene Gestalt, ein Schattenbild von einem Menschen ... Und doch war es ihr Kind, ihr einziges, hei§geliebtes Kind, ihr Gott und Heiland, vor dem sie sich niederwerfen wollte, ihn anzubeten, indes rings der Platz widerhallte von dem Heulen der blutberauschten Menge: Ans Kreuz mit ihm, ans Kreuz mit ihm! ... was bedeutete doch dies alles fŸr ihr liebendes Herz!

Bleich wie Marmor, mit blauen, blutleeren Lippen stand sie dann unter dem Torweg eines Hauses an der Stra§e nach Golgotha; wie wartete hier in Liebe. Und dann kam der Zug der lŠrmenden, schreienden Menge, die ršmischen Soldaten und Henkersknechte und in ihrer Mitte, wie ein Wurm zusammengekrŸmmt vor Schmerzen, mit schwankendem Schritt und keuchendem Atem, das schwere Kreuz in die Schulter gedrŸckt, ihr Sohn ... Nur wenige Schritte trennen ihn noch von ihr. Da versagen ihm die KrŠfte, er stŸrzt dumpf nieder auf die Erde ... Schwer legt sich das todmŸde Haupt in die zuckenden HŠnde: er kann nicht mehr... aber schon knallen die Peitschenhiebe nieder, StockschlŠge prasseln herab auf sein Haupt, grauenhafte FlŸche gellen an sein Ohr: vorwŠrts, vorwŠrts! ... da richtet er sich auf, seine blutigen, todesmŸden Augen blicken empor und ruhen fŸr einen Augenblick in den ihren...

Was mag in den Herzen von Mutter und Kind damals vor sich gegangen sein bei diesem Blick! Wie mšgen ihre Empfindungen da ineinander geflutet sein in Schmerz und Liebe! Ja, es musste Ÿber sie kommen, weil sie in jener Stunde, vor dem Engel, ihr Fiat gesprochen, weil sie sich an einen Erlšser gekettet hatte, dessen Bestimmung es war, zu sterben fŸr die SŸnden der Welt als SŸhnopfer der Liebe!

Das entsetzliche Trauerspiel, das zugleich zum carmen pulcherrimum amoris werden sollte (Aug.), geht seinem Ende entgegen...

Es ist Stille geworden auf Golgotha. Finsternis bedeckt die Erde, Todesschweigen die Natur. Durch die Finsternis leuchtet nur der wei§e, zermarterte Leib des Gekreuzigten. Die ršmischen Soldaten und die Feinde Jesu verfolgen mit gespannter Aufmerksamkeit die letzten Zuckungen des Sterbenden, die frommen Frauen liegen všllig zusammengebrochen auf ihren Knien zu FŸ§en des Kreuzes, Johannes mit ihnen, Maria aber steht aufrecht da, ungebrochen in der Kraft ihres liebenden Herzens, wenn auch zermalmt vor Weh ­– es ist die Haltung einer Kšnigin – und wŠhrend die anderen nur Untergang und grŠsslichen Zusammenbruch sehen, geht der Blick ihres Geistes in der Macht ihres liebenden Herzens in unendliche Fernen, schaut die ZusammenhŠnge, die den andern verborgen sind, ZusammenhŠnge, die die ganze Menschheitsgeschichte umspannen und sie in ihrem innersten Sinn begrŸnden....O, Maria wusste es: Jas war der Augenblick, in welchem sich erfŸllte, was der Engel ihr damals geoffenbart hatte, was der Menschheit bereits im Paradies versprochen worden war: Dass ihr Kind, der gottmenschliche  Erlšser, der Schlange den Kopf zertreten sollte, dass sie selbst aber dabei nicht blo§ stumme Zeugin sein sollte, sondern mithineingezogen werden sollte in den innersten Sinn dieses gro§en Geschehens: Bei diesem grš§ten Opfer erlšsender Liebe brauchte es zum Vollzug auch die Macht des liebenden Mutterherzens Mariae: Sie opfert ihn im Verzicht auf ihre Mutterrechte dem himmlischen Vater! Sie spricht nochmals in der Kraft ihrer Gottesliebe das Fiat und wird so in der Kraft ihres liebenden Herzens zur Miterlšserin und Vermittlerin aller Gnaden.

Was doch diese Liebe des Herzens Mariae gewaltige Kraft besitzt! Zusammen mit der Opfertat ihres Sohnes gelingt es, den ewigen Gott zu versšhnen, die Scheidewand zwischen dem beleidigten Gott und der sŸndigen Menschheit niederzurei§en, das verschlossene Tor zum Himmel aufzusto§en und Friede herzustellen: Wo Liebe, da Friede....

Und der Lohn fŸr die Opferkraft dieser mŸtterlichen Liebe?

Es ist die Vereinigung: Erst wohl eine schmerzvolle Vereinigung, da sie ihren toten Sohn im Scho§e halten muss! Und doch liegt auch schon Ÿber dieser Vereinigung der Schimmer verklŠrten Leides und der Erlšsung: Sie darf ihrem toten Kind wieder Mutter sein in jenem rŸhrend menschlichen Sinne wie damals, als es noch in der Wiege lag. Man nimmt die Leiche herab vom Kreuze und legt sie in den Scho§ Mariens. Sanft und milde wie rieselnder Tau rinnen nun ihre TrŠnen nieder auf das bleiche, entstellte Antlitz ihres Kindes und waschen das Blut von den Wunden, die ihm die Dornenkrone gerissen. Sie lšst diese Dornen aus seiner SchlŠfe, so sanft und behutsam, als kšnnte er jetzt noch darŸber Schmerz empfinden. Sie kŸsst die marmorbleiche Stirne und bereitet die Leiche zum BegrŠbnis. Die frommen Frauen helfen ihr dabei. Sie spricht kein Wort, dafŸr ist am Abend dieses blutigen Karfreitags der Schmerz zu gro§. Ihr ganzes Wesen ist wie nach innen gesammelt, wie verloren in eine andere Welt...Aus dieser anderen Welt aber leuchtet es ihr schon entgegen wie ahnendes Morgenrauen baldiger VerklŠrung...Die andern wissen es nicht, sie aber wei§ es, weil hier die Liebe wissend macht: Sie bereitet die Leiche ihres Kindes nicht fŸr das Grab und die Verwesung, sondern fŸr Sieg und Triumph und glorreiche Auferstehung, weil hinter diesem schmerzvollsten Opfer die Macht liebender Herzen stand und die Liebe ist stŠrker als der Tod!

Dass wir es doch verstehen lernten, was es hei§t: Gott lieben! Und wie wir dabei am Opfer nicht vorbeikommen, wie im Gegenteil dies der Hšhepunkt der Liebe ist: Das Opfer! Am Herzen der Schmerzensmutter kšnnten wir dies ablesen, aber auch das andere, wie stark, wie siegreich, wie alles Ÿberwindend, selbst noch den Tod, solche Liebe ist! Solche Liebe trennt nicht, sie verbindet, einmal sicher, wenn diese Liebe ihren Lohn findet im ewigen GlŸck des Himmels.

Es ist fast genug, das gottliebende Herz Mariae zu betrachten,

es braucht da eigentlich das Zweite nicht mehr, weil sich das nun wie von selbst versteht: Die Liebe dieses Herzens zu den Menschen!

Damals, als sie die menschgewordene gšttliche Liebe unter ihrem Mutterherzen trug, begann auch die Macht der NŠchstenliebe ihr Herz zu bestimmen und ihr Leben zu gestalten:

Die Liebe, helfende Liebe trieb sie Ÿber das Gebirge, um der Verwandten, der Mutter in Hoffnung zu dienen.

Die Liebe, die Freude teilende Liebe trieb sie, den Hirten und den Kšnigen ihr Kind in die HŠnde reichen.

Die Liebe, mitleidende, mitsorgende, aufmerksame Liebe war es, die ihr den Mund šffnete zur Bitte um das erste Wunder ihres Sohnes bei der Hochzeit zu Kana.

Die Liebe, fŸrbittende Liebe lie§ sie inmitten der Apostel die gro§e Gebetsnovene um den Geist der Liebe, um den Hl. Geist halten vor dem ersten Pfingstfest.

Die Liebe, sorgende Liebe war es, mit der sie in ihren Gebeten und Ratschlagen die junge Kirche hinausbegleitete in die Welt, die es zu erobern galt fŸr ihren gšttlichen Sohn und sein Reich.

Und diese Liebe hšrte nicht auf.... Hier galt es mehr denn anderswo: Die Liebe hšret nimmer auf! Ihr Herz schlug weiter in Liebe fŸr die leidende, in SŸnden verstrickte Menschheit: Wer denkt da nicht an die Unzahl der Liebeserweise, die sie vom Himmel her heute noch wirkt? Wir kennen die vielen Wallfahrtsorte mit den Dankestafeln: "Maria hat geholfen!" Wir kennen Lourdes und Fatima mit den wunderbaren Heilungen auf ihre FŸrbitte hin. Wir kennen selber Maria als das Heil der Kranken, als die Tršsterin der BetrŸbten, als die Helferin der Christen, als die Mutter der Barmherzigkeit. Wahrhaftig, wir kšnnen ihr ganzes Erdenleben und ihr himmlisches zusammennehmen: Alles steht unter dem Grundsatz vollendeter Liebe zu uns Menschen.

Darum schlagen ihr auch so viele Herzen entgegen, Millionen und wieder Millionen. Nie sie wurde und wird nach Christus kein Mensch, aber auch keiner auf der Welt geliebt: und das von Geschlecht zu Geschlecht. Denn Liebe weckt wieder Liebe! Auch dies gehšrt zur Macht ihres liebenden Herzens: Das gewaltige Echo der ''Gegenliebe, das sie immer wieder gefunden hat: Maria zu lieben ist allzeit mein Sinn....

Uns geht es hier aber vor allem darum, dass wir auch hier wieder in die Schule gehen bei Maria und von ihrem liebenden Herzen lernen! Es tut dies so not. Die Gefahr ist so gro§, dass man sich abkapselt in Selbstsucht, in Selbstzufriedenheit, in SelbstgenŸgsamkeit und auf die Menschen vergisst, denen geholfen werden sollte in ihrer leiblichen und noch viel grš§eren seelischen Not.

Nicht Engherzigkeit, sondern weitherzige, alles ertragende, alles opfernde, alles erduldende, allen helfende Liebe, die Ÿber die Klostermauern hinausreicht wenigstens durch die Kraft des Gebetes: Die Gottlosigkeit, die der Kirche und dem Glauben verloren gegangenen Arbeitermassen, die zerrŸtteten Ehen und Familien...Die verfolgte Kirche, all das darf einem nicht kalt lassen, diese gro§en Anliegen mŸssen Platz finden in dem liebenden Herzen einer Gottesbraut. Es darf doch nicht blo§ um die Rettung und Heiligung der eigenen Seele gehen, es darf doch nicht blo§ um mein persšnliches friedvoll schšnes und - seien wir ehrlich - oft doch auch recht geruhsames Leben im Frieden der Klostermauern und der Klosterregeln gehen. Da schreibt z.B. ein Arbeiterseelsorger, dem die der Kirche verlorengegangene Arbeiterschaft auf der Seele brennt, in einem Artikel: "Ich mšchte hier in dieser Sorge um die RŸckgewinnung der Arbeiterschaft einen besonderen Appell an unsere Klosterfrauen richten. Sie sind ja in besonderer Weise berufen, die Gnade des Himmels auf die unzŠhligen abgestandenen und glaubenslosen Menschen der Industriebevšlkerung herabzuflehen. Leider scheint es aber oft so zu sein, dass man gerade hier die seelischen KrŠfte nur auf die Rettung der eigenen Seele konzentriert, und die verzweiflungsvoll Armen und Ringenden au§erhalb der heiligen Gemarkung ungerŸhrt ihrem Schicksal ŸberlŠsst. Ob unser Herr sich auch so kaltblŸtig dem GeschŠfte der Selbstheiligung im kŸhlen Schatten des Heiligtums hingeben wŸrde? WŸrde er nicht vielmehr dem Zuge seines liebenden Herzens folgen und sich mitten unter diese seiner Liebe am meisten BedŸrftigen stellen, vielleicht ein armer Arbeiter werden, so wie einst, und mit ihnen alles Elend teilen, nur um ihnen Freund und Bruder sein zu kšnnen? Sieht es nicht manchmal so aus, als ob durch die Klausurmauern auch das lebendig fŸhlende, liebende Herz dieser Gottgeweihten angemauert worden wŠre!? Anstatt salbungsvollŸber die "Gottlosigkeit" zu klagen, und trotzdem nichts Durchdringendes zu tun, wŠre es heute an der Zeit, sich šffentlich und frei in den modernen Lebensstrom einzuschalten, um die Welt fŸr Christus zurŸckzuerobern durch die Liebe!"

Mag sein, dass die †berlegungen, die dieser Priester dann anstellt, verfehlt sind.... Das Beispiel der Arbeiterpriester in Frankreich ist nicht immer und nicht fŸr alle nachahmenswert, aber das eine ist doch wohl wahr: Dass sich vielfach und bei vielen die glŸhen sollten von apostolischer liebe, das Herz verengt hat in SelbstgenŸgsamkeit und Selbstzufriedenheit .... (Kongress fŸr Ordensreform!)

Die Macht des liebenden Herzens nach dem Vorbild des Herzens Mariae mšge in uns wieder viel mehr zum Durchbruch kommen: Gerade das 3. GelŸbde immer gro§ und weit nehmen und weit auffassen: Auf die Welt und ihre Freuden verzichten im GelŸbde der Armut und dennoch die Welt umfangen in erlšsender Liebe, um sie heimzuholen zu Christus.

Frei werden von allem im GelŸbde der Armut, um reich zu werden an Liebe.

So wŠre der zweite Tag des Triduums zu Ende:

Hat uns der erste Tag mit dem Blick auf das Herz Jesu, das da ist das Herz des Sohnes des ewigen  Vaters, gesagt, wem wir uns schenken und weihen in der Profess-Erneuerung, so wollte uns der zweite Tag mit dem Blick auf das Herz Mariae sagen, wie wir uns dem Herzen Jesu schenken und weihen sollen: In Reinheit, Demut und Liebe! Nach dem Vorbild Mariens, deren Herz das reinste, demŸtigste und liebevollste Menschenherz ist.