2.Vortrag beim Triduum fŸr das Fest des
reinsten Herzens Mariae, 7.Februar 1949
Das demŸtige Herz Mariae
Makellos rein war Mariens Herz, gŠnzlich
frei von jeglicher SŸnde, frei von der Erbschuld, frei von persšnlicher Schuld,
frei von ungeordneter Begierlichkeit, frei von niedriger Gesinnung, ein
gesundes, adeliges Herz durch und durch, mit einem gesunden Schlag, der durch
nichts gehemmt wurde.
Musste dieses ganz freie, ganz
reine Herz nicht ausgefŸllt werden mit gro§en Gedanken und gewaltigen Planen, musste
dieses starke Herz nicht zum Motor werden fŸr ganz ŸberwŠltigende Leistungen
und Taten? In diesem Herzen, das so ganz frei war von allem Ungeordneten und
SŸndhaften, konnte doch auch kein Platz sein fŸr Kleines und Kleinliches, der
Fassungsraum und die Leistungskraft dieses ganz einzigartigen Menschenherzens musste
doch ganz gewaltig gro§ sein!
Wie aber sieht es in Wirklichkeit
aus?
Das, was wir da in unserer
zweiten Betrachtung am Herzen Mariens bewundern wollen, ist das gerade
Gegenteil: 7s ist das demŸtigste Herz! Wir wollen aber sehen, wie gerade darin
nicht enge und Verkrampfung, sondern geite und wahre Grš§e diesem Herzen zu
eigen ist: Nicht hoch= fliegende, stolze PlŠne, nicht Ÿberhebliches, eitles
Sinnen und Trachten erfŸllte dieses Herz, sondern nur der eine Gedanke und der
eine Wunsch: Zu dienen in Bescheidenheit und Demut, die Pflicht zu erfŸllen und
wŠre sie noch so niedrig, zu arbeiten, selbstlos und liebend, alles aber, das
Kleine wie das Gro§e nur zu tun fŸr Gott und seine grš§ere Ehre! Das demŸtige
Herz Mariae!
Als VorŸbung fŸr diese
Betrachtung wollen wir einen Blick
hineinwerfen in die HŸtte von Nazareth und uns ein Bild machen von Maria bei
der Arbeit:
Aus den Angaben der Hl. Schrift aus
den zeitgenšssischen Urkunden und namentlich aus den Gewohnheiten und GebrŠuchen
des einfachen Volkes im Hl. Land selbst bekommen wir tatsŠchlich ein Bild von
Maria:
Wie Maria wohl Ÿberhaupt ausgesehen
haben mag?
Sicher war sie eine in jeder
Hinsicht vollendete Erscheinung: Von hohem zarten Wuchs, vom Glanz unbeschreiblicher Hoheit
umflossen, weil sich die makellose Reinheit ihres Herzens sicher auch in der Šu§eren
Gestalt und im Šu§eren Gehaben spiegelte, eine Frauengestalt, wie sie die gesamte
Menschheitsgeschichte in ihrer Art nicht mehr kennt, Dame durch und durch, wie
Bernadette Maria immer nennt, aber Dame im schšnen Sinn genommen: Jede
Bewegung, jeder Schritt war von unaussprechlicher Wurde und edelster
Menschlichkeit zugleich. Wie die meisten Frauen des Orient mag auch sie
herrlich schwarzes Haar gehabt haben, dazu wohl, wie wiederum die meisten
Frauen von dort, braune oder schwarze Augen. Nur lag in diesen Augen ein
unbeschreiblich tiefer, ebenso hoheitsvoller wie gŸtiger Ausdruck, der ganze
Adel ihres makellos reinen Herzens.
Die Haartracht der Frauen von
damals war durchaus edel und vornehm: das Haar wurde in Flechten oder Zšpfen
geordnet und mit irgendwelchem Schmuck geziert, meist mit Reifen oder Sternen,
die je nach Rang und Vermšgen aus einfachem Blech, Silber, Glas oder Gold
waren. Irgendwelchen Schmuck trug auch die Šrmste Frau, die allgemeine Sitte
verlangte das so. Der beliebteste Schmuck im Frauenhaar war ein Reifen, auf dem
das Bild der hl. Stadt Jerusalem eingegraben war. Mšglicherweise trug auch
Maria einen solchen Reifen im Haar. Trat sie Ÿber die Schwelle der HŸtte, dann
war das Haar verhŸllt durch einen Schleier, der jedoch wahrscheinlich nur das
Haar, nicht aber auch das Gesicht bedeckte. Die Kleidung der Frauen von damals
bestand aus einem Unter- und einem Obergewand. Die Frauen bevorzugten dafŸr
feinere Stoffe und bunte, oft mit grš§tem Geschmack aufeinander abgestimmte
Farben. Fast ausnahmslos waren die GewŠnder mit kunstvollen SŠumen und
Stickereien verziert.
Die Sitte verlangte von der Frau,
dass das Kleid immer bis tief zum Knšchel reichte. Es wurde um die Mitte durch
einen GŸrtel zusammengehalten. Die Arme waren immer bedeckt. Musste eine Frau
fŸr bestimmte Arbeiten den Arm entblš§en, so hatten solche Arbeiten im Hause
selber, unter vollkommenem Ausschluss der …ffentlichkeit zu geschehen. An den FŸ§en
trugen die einfachen Leute von damals meist Sandalen mit Sohlen aus Leder oder
Holz und auch dies nur bei festlichen AnlŠssen, sonst ging man barfu§. Und die
damalige Zeit setzte von Griechenland und Rom her eine Welle der Lebensverfeinerung
und der Mode ein, die sich zunŠchst wohl in den StŠdten ausbreitete, aber durch
HŠndler auch bis hinaus in die entlegensten Bergdšrfer von GalilŠa, wie
Nazareth eines war, getragen wurde. Man baute kunstvolle Frisuren und
verfertigte Kleider aus Seide und kostbar gewirkten Stoffen. Auch das, was wir
heute "durchbrochene Stoffe" nennen, war damals bereits
bekannt. Selbst Korksohlen fŸr die Schuhe waren gebrŠuchlich, damit der Gang
noch leichter sei und der Wuchs noch hšher erscheine.
Zweifellos fand all das auch Eingang
in das stille, weltabgeschiedene Dorf Nazareth. Oft und oft mag es an der TŸr
der HŸtte Mariens geklopft haben und wenn Maria šffnete, fand sie sich einem
Hausierer gegenŸber der in einem gro§en Tragkorb die feinsten durchbrochenen
Stoffe, die feinsten Salben und …le trug und vor ihr ausbreitete und mit der
dem orientalischen GeschŠftsmann eigenen Aufdringlichkeit empfahl. Wie Maria
sich dazu gestellt haben mag? Was sie darauf antwortete?
Von diesen LŠcherlichkeiten
kleiner, allzu menschlicher, allzu fraulicher Eitelkeit war sie sicher frei.
Sie war sich - vielleicht hohl ganz unbewusst - der Schšnheit ihres makellos
reinen Herzens sicher, um nicht auf den Gedanken zu kommen, auf solch armselige
Weise verlorener Herzensreinheit und Herzensschšnheit aufhelfen und nachhelfen
zu mŸssen. Der fromme deutsche Mystiker Tauler sagt einmal ganz richtig: Hatte
Maria auch nur ein einziges Mal aus Eitelkeit geschaut, wie ihr der Schuh
stehe, sie wŠre nicht Mutter Gottes geworden. †ber solche Kindereien - wenn wir
so sagen wollen - war sie erhaben, und doch war dieses Erhaben-Sein nicht †berheblichkeit.
Maria war gewiss eine unbeschreiblich schšne Erscheinung, das Ideal
unerreichter Frauenschšnheit, aber alles an ihr war NatŸrlichkeit und ungesuchte
Anmut. Und was sie an Schmuck trug, ging ganz sicher in nichts Ÿber die
einfachsten Formen ihres Lebensstandes hinaus, dessen Anforderungen sie sich
nun einmal nicht entziehen konnte. Bei all dieser liebeswerten Bescheidenheit
war doch jeder Zoll an ihr nicht blo§ Kšnigin, sondern Mutter Gottes!
So wollen wir uns einmal Maria
ganz realistisch in ihrer Erscheinung und Gestalt vorstellen.
Und schauen wir sie weiter an:
In PalŠstina war die Frau fast
ganz aus dem šffentlichen Leben verbannt in die stille Einsamkeit des Hauses.
Selbst die nštigen EinkŠufe am Markte wurden von den MŠnnern besorgt. Vielfach
ist dies im Orient auch heute noch so.
Im Hl. Land dient das eigentliche
Haus weniger zum Wohnen und Arbeiten als zum blo§en Schlafen. Bei dem fast
ununterbrochen schšnen Wetter ist man Sommer wie Winter in gleicher Weise im
Freien, in dem gro§en, vor dem Hause gelegenen Hof. Das Haus selbst besteht fŸr
gewšhnlich nur aus einem einzigen Raum, dazu kommt noch das vom Freien wie vom
Innern des Hauses gleich zugŠngliche, offene, flache Dach, die Dachterrasse. In
diesem einzigen Raum des Hauses gibt es zumeist keine Fenster, die
offenstehende TŸre allein spendet das notwendige Licht. Der Herd ist tragbar,
eigentlich mehr ein Gestell aus Lehm, nicht einen halben Meter breit und hoch, sodass
blo§ ein Topf darauf Platz hat. Innen ist er hohl, zur Aufnahme des Feuers.
Gekocht wird meist im Freien, im Hof; KŠsten und Schranke kannte man keine, an
ihrer Stelle dienten gro§e WeinkrŸge, Lehmkufen fŸr Weizen und Feigen, grobe
Truhen fŸr die Festtagskleider und dergleichen. Das Innere des Hauses war mit
Strohmatten ausgelegt, auf denen dann das Nachtlager ausgebreitet wurde. Abends
vor dem Schlafengehen musste alles genau durchsucht werden nach den im
Morgenland sehr hŠufigen uns Šu§erst giftigen Skorpionen. Der Biss eines
Skorpions kann unter UmstŠnden den Tod bringen. FŸr all dies hatte die Frau zu
sorgen, es war ihr ganzes Kšnigreich.
In dieses DŸsterdunkel des
orientalischen Hauses und den davor gelegenen Hofraum haben wir nun auch das
stille, zurŸckgezogene Leben der Mutter Gottes zu verlegen.
Die Frau stand im alten Orient
sehr frŸh auf, wahrscheinlich schon gegen 4 Uhr morgens. Denn es galt, bereits
vor dem Morgengrauen die fŸr den ganzen Tag notwendige Menge von Brot zu
backen. Das musste um Sonnenaufgang bereits fertig sein, wo sich die Ÿbrigen
Bewohner des Hauses erhoben. Man hatte noch keine gro§en MŸhlen, wie wir
heutzutage, so musste jede Frau in der FrŸhe zunŠchst das Korn zu Mehl
vermahlen mit Hilfe einen eigenen steinernen HandmŸhle, was mindestens eine
Stunde Arbeit in Anspruch nahm. Denn wurde das frische Mehl sogleich angerŸhrt
und zu einem Teig bereitet, der dann auch sofort gebacken wurde. So erforderte
es die Sitte. Freilich war damit auch schon zumeist das Kochen fŸr den ganzen
Tag erledigt, denn das Brot durfte bei keiner Mahlzeit fehlen und bildete den
weitaus grš§ten Teil davon. Darum ja auch die Vaterunser-Bitte: "Gib uns
heute unser tŠgliches Brot!" Zum Brot kam noch gedšrrtes Obst, namentlich Weintrauben,
Feigen und Oliven, einige HŸlsenfrŸchte und GartengewŠchse, alles in einfachster
Zubereitung, vielfach auch roh gegessen. Die Sorge um die Aufbringung dieser
VorrŠte und ihre Instandhaltung oblag gleichfalls der Frau. Und so hat auch
Maria in aller Bescheidenheit und Demut den grš§ten Teil ihres Lebens damit
zugebracht, dass sie des Morgens schon beim ersten Hahnenschrei aufstand, noch
vor Sonnenaufgang an der HandmŸhle sa§, Brot bereitete und Tag fŸr Tag Sorge
trug fŸr die E§vorrŠte und diese in landesŸblicher Weise zubereitete. -Dazu kam
noch, in PalŠstina eine Šu§erst wichtige Sache, die Sorge um das tŠgliche
frische Wasser. PalŠstina ist ein regenarmes Land. Es kommt nicht selten vor, dass
die Leute dort tŠglich Ÿber eine Stunde zum nŠchsten Brunnen hin- und zurŸckgehen
mŸssen. Manchmal versiegt auch dieser Brunnen. Dann mŸssen die Menschen oft
wochenlang ohne frisches Wasser aushalten. Nazareth hatte nun in
unmittelbarster NŠhe der Stadt einen nie versiegenden Brunnen, der auch heute
noch erhalten ist, der nach der Mutter Gottes benannte "Marienbrunnen".
Auf einer Reihe von Stufen stieg man hinab zum Wasser, der Zugang verengte sich
mehr und mehr, bis zuletzt nur mehr fŸr eine einzige Person Raum zum Schšpfen
blieb. So war es das Gewšhnliche, dass eine lange Kette von Frauen, eine
richtige Schlange, dort um das Wasser anstand und jede geduldig wartete bis die
Reihe an sie kam. Dass man dabei nicht stumm blieb, war bei dem lebhaften
Naturell der Frauen des Orients selbstverstŠndlich. Immer machen sich bei
derartigen Massenansammlungen Klatschsucht Kritisiersucht und noch manches
andere Unedlere bemerkbar. Somit mŸssen die Stunden, die Maria hier mit den
anderen Frauen warten musste, zu den peinvollsten ihres ganzen Lebens gehšrt
haben. Aber vielleicht erkennt man an solchen Kleinigkeiten des Alltagslebens,
in das Maria hineingestellt war, am allerbesten ihre unbeschreibliche Demut, da
sie sich immer bewusst blieb, wie sie aus sich in keiner Weise mehr war als all
die anderen Frauen und wie ihre ganze Grš§e nur Gnade war. Und doch wŠchst
gerade in dieser Demut die Gestalt Mariens erst so recht ins Gro§e, ins
Riesengro§e, wenn man sie hineinstellt in den Alltag des orientalischen Lebens
von damals: es blieb ihr keine seiner HŠrten und Bitterkeiten erspart, man
merkt ihr weiter ihre Grš§e und AuserwŠhlung nicht an, sie ist auch weit davon
entfernt, etwa auf ihre WŸrde und Erhabenheit und AuserwŠhlung zu pochen,
wenngleich sie es in prophetischer Schau schon damals in jener seligen Stunde
der ErwŠhlung zur Gottesmutterschaft erkannte: "Von nun an werden mich
selig preisen alle Geschlechter". Immer ist sie in der Tat die demŸtige
Magd des Herrn, nichts anderes sucht sie, als nur Gottes Ruf zu vernehmen und
Gott zu dienen, dort wo er sie eben hingestellt hat und in der Weise, wie es die
UmstŠnde ergaben und forderten. Und dieses Leben einer armen, bescheidenen Hausfrau
in den armen VerhŠltnissen der Dorfgemeinschaft von Nazareth vermag dennoch
niemals, auch nur einen Schatten auf den Adel ihres Herzens zu werfen, im
Gegenteil, dadurch strahlt erst recht ihre wahre Grš§e auf!
Eine weitere Arbeit der Frau von
damals war das Weben von Linnen und Stoffen. GalilŠa war berŸhmt wegen seiner
feinen Leinenwebereien. Jede Frau rechnete es sich zur Ehre an, die fŸr den
Hausgebrauch notwendigen StŸcke selbst zu verfertigen. Manchmal wurden ganze
Kleider ohne jede Naht auf dem Webstuhl gewebt, was eine besondere
Kunstfertigkeit anzeigt. Der Leibrock Jesu war, wie die Hl. Schrift selbst
berichtet, auf solche Art gewebt. Die Mutter Gottes musste also auch auf dem
Webstuhl Meisterin gewesen sein. So verging in der HŸtte von Nazareth Tag um
Tag in stiller und wahrhaft demŸtiger Arbeit. In nichts unterschied sich die
Arbeit der Muttergottes von der irgendeiner anderen flei§igen, gewissenhaften
Frau ihres Volkes, au§er in dem einen: in der inneren Gesinnung!
Alles, was sie tat, geschah mit
einem Herzen voll innigster Gottesliebe und wurde dadurch zum ununterbrochenen
Gebet und alles geschah einzig und allein in der Absicht: Gott in Demut zu
dienen seinem hl. Willen gemŠ§! Und niemals hat der Vater im Himmel auf arbeitende
FrauenhŠnde mit so viel
Wohlgefallen herabgeschaut als auf die HŠnde Mariens, der Mutter seines
eingeborenen Sohnes. Denn nicht auf das kommt es an, was man tut, sondern auf
die Gesinnung, in der man es verrichtet; darin allein liegt die WŸrde und Weihe
der Arbeit. Sie wird auch selbst zum Gebet, denn sie mit einem betenden Herzen,
mit einem in Demut Gott dienenden Herzen geschieht.
Wie in allem, so ist Maria gerade
auch in dieser demŸtigen Verrichtung ihrer Arbeit herrliches Vorbild fŸr alle
Frauen, erst recht fŸr gottgeweihte Frauen!
Die Arbeit! Durch die SŸnde Adams
zum Fluche geworden, durch Christus wieder erlšst, geadelt und geheiligt! Maria
aber steht als Mutter des Erlšsers mit ihrem makellos reinen, unbefleckt
empfangenen und unbefleckt gebliebenen Herzen ganz und gar au§erhalb des
Fluches, an ihr ist alles geheiligt, geadelt, im vollsten Sinn erlšst, auch
ihre Arbeit und wenn sie auch noch so bescheiden und unbedeutend war. Gerade
durch die Demut, in der alle Arbeit von Maria verrichtet wurde, bekam diese bescheidene,
unbedeutende Hausfrauenarbeit den Zug ins Gro§e, ins Gewaltige, ins Himmelragende
und Ewige. Sie war ja bei allem, was sie tat, mit dem reinen, gottliebenden und
Gott in Demut dienenden Herzen dabei. Dieses makellos reine, einmalig schšne
und gro§e Herz nahm gleichsam alles verwandelnd und umgestaltend in sich auf
und drŸckte auch der niedrigsten und geringsten Verrichtung den Stempel des Ewigkeitswertes
auf.
Je mehr wir in unserer Arbeit und
PflichterfŸllung und im Gebet dem Vorbild Mariens folgen und bei allem mit
gottliebendem, Gott in Demut dienendem, reinem Herzen dabei sind, desto mehr
wird auch unsere Arbeit geadelt, verklart, geheiligt und die erlšsende Wirkung
jeglicher Arbeit wird auf unser Herz wieder zurŸckwirken, es weitend und
šffnend fŸr die einzige wahre Grš§e, die es gibt und die unser Herz erfŸllen
sollte: Gott!
Vielleicht ist dies das
wichtigste in unserer Betrachtung vom demŸtigen Herzen Mariae: ihr demŸtig
dienendes ErfŸllen der Pflicht, im Bewusstsein, dass es nicht darauf ankommt, was
man tut, sondern wie man es tut und wie es um die Gesinnung des Herzens
bestellt ist, das doch bei allem Tun des Menschen treibender Motor ist.
Ob daraus nicht gar manches
gelernt werden kšnnte fŸr das, was man gro§rednerisch "Arbeitsethos"
genannt hat: Frauenarbeit ist fast immer unscheinbar in den Augen der Welt. Die
Wenigsten haben einen richtigen Blick dafŸr. Die Arbeit der Mutter Gottes erst
recht war so schlicht, so einfach, so niedrig und demŸtig in den Augen der
Welt, dass kaum die letzte Klosterfrau einfachere und demŸtigere Arbeit zu
verrichten hat. Aber es war Arbeit, geadelt durch die WŸrde der
Gottesmutterschaft, und noch mehr geadelt durch die Gesinnung vollendeten
demŸtigen Gehorsams gegen Gottes heiligen Willen!
Ob Sie, ehrwŸrdige Schwestern, nicht noch
viel mehr von diesem Gedanken durchdrungen sein sollten: Auch meine Arbeit, so
bescheiden sie ist, ist immer und sei immer die Arbeit einer Braut Christi und
kommt aus einem Herzen, das doch nur mehr dienende, demŸtige, gehorchende
Gottesliebe kennen will! So die Arbeit betrachtet und so erfŸllt, hŠngt dann
wenig oder nichts mehr davon ab, was meine HŠnde tun, das Herz allein
entscheidet Ÿber Wert und WŸrde meiner Leistung. Dass doch alles nach dem
Vorbild des demŸtigen Herzens Mariae getan wŸrde mit einem Herzen voll
demŸtigen Gehorsams und voll opferbereiter Gottesliebe! Dann wirkt die Arbeit
veredelnd immer wieder auf mich zurŸck und gibt meinem Leben Inhalt und ErfŸllung.
Denn wenn meine Arbeit aus demŸtigem Gehorsam und aus Liebe geschieht, bekommt
mein Leben einen Inhalt und eine ErfŸllung, die Ÿber das blo§ Zeitliche weit
hinausragt in die Ewigkeit hinein: Unser ewiges GlŸck wird uns sicher einmal zu
einem guten Teil bemessen nach der Gesinnung bei der Arbeit: Ob Demut und
Gehorsam und Liebe sie zu Gott emporhob und verdienstlich machte, oder ob
Eitelkeit, SelbstgefŠlligkeit und Selbstsucht die Arbeit entwertete....
Zwei FlŸgel hat Gott dem
Menschenherzen gegeben, aus dem Elend dieses Erdenlebens zu ihm emporzufliegen:
den des Gebetes und den der Arbeit. Beide FlŸgel, durch den gleichen Schwung
demŸtiger Liebe bewegt, tragen das Menschenherz empor in Gottes heiligen
Frieden. Zwei Dinge hat Gott im Blute seines Sohnes den Menschen geschenkt: die
Gnade des Gebetes und die Wohltat der Arbeit; in beiden zusammen vollendet sich
die Erlšsung.
Damit ist zugleich auch das
richtige VerhŠltnis zwischen Arbeit und Gebet gegeben: sie sollen in so vollkommen
ausgeglichener Weise das Leben des Menschen ausfŸllen, dass ihm die schšnste
Ruhe von der Arbeit das Gebet wird und die schšnste Abwechslung vom Gebet die
Arbeit wird. †ber beidem aber liegt dann der Segen Gottes und die Erlšsungsgnade
Christi. Zu etwas anderem, das ihm die Sammlung in Gott nehmen kšnnte, ist dann
in den WŸnschen des Menschenherzens gar nicht mehr Platz. Weil aber diese
beiden FlŸgel des Menschenherzens durch die gleiche dienende Demut und Liebe
bewegt werden, so wird auch das Gebet die Arbeit immerfort befruchten und wird
auch die Arbeit selbst immer wieder vom Gebet durchklungen sein.
So wŸrde auch unser Tagewerk
reich an FrŸchten fŸr die Ewigkeit, uns selbst und den andern zum Heile!
Maria aber, das gro§e Vorbild der
demŸtig arbeitenden Frau, helfe uns in der fŸrbittenden Allmacht ihres demŸtigen
Herzens zu solcher Gesinnung.
In diesem Sinn wollen wir die
heutige Nacht und den morgigen Tag nochmals recht dazu benŸtzen, dass durch die
FŸrbitte des reinsten Herzens Mariae in vielen jungen MŠdchen den Idealismus
wecke zu demŸtiger Arbeit im Dienste Gottes als BrŠute Christi zum Heile der
unsterblich Seelen!